Auf den ersten Blick kommt das am 1. August erschienene "Sacred 3" wie eine sehr bunte Variante von "Diablo 3" daher. Wo man im Bann des Höllenfürsten durch kahle Ebenen und finstere Verliese rennt, besticht der neue Teil der "Sacred"-Reihe mit prächtigen Städten, dichten Wäldern und imposanten Ruinen. Die eigens entwickelte Engine sorgt dabei dafür, dass die Farbenpracht auf allen Plattformen gleich aussieht. Doch nicht nur optisch unterscheidet sich "Sacred 3" von seinem Konkurrenten aus dem Hause Blizzard: Wo schon "Diablo 3" auf viele Elemente eines klassischen Rollenspiels verzichtete - und damit viele Fans verärgert hat-, gehen die Entwickler von Deep Silver noch einen Schritt weiter: Der Aufbau des Charakters durch geplünderte Ausrüstung und das detaillierte Herumbasteln an den Fähigkeiten des Helden wurden gestrichen.
Ohne Umschweife ins Schlachtgetümmel
"Sacred 3" spielt in der Welt von Ancaria, die auch Schauplatz der ersten beiden Teile der Reihe war. Auch die Handlung orientiert sich an der Story der Vorgänger, ist aber zeitlich als Prequel zum ersten Teil angesiedelt. Spielerisch bricht "Sacred 3" mit der Reihe und präsentiert sich in Bezug auf die Rollenspielelemente als stark abgespeckte Version der bisherigen Teile. Um den Grund für die Schlankheitskur machen die Entwickler kein Geheimnis: Das Spiel soll besonders für Gamer interessant sein, die nur wenig Zeit zum Spielen haben und nicht viel Aufwand in den Aufbau eines Charakters stecken wollen. Daher soll "Sacred 3" einen schnellen Einstieg ermöglichen und den Spieler ohne Umschweife zum Kern des Spiels führen: Den Kampf gegen ganze Horden unterschiedlicher Monster.
So wird der Spieler auch gleich zu Beginn direkt ins Schlachtengetümmel geworfen. Raum für Raum muss man sich durch einen bunt gestalteten Palast kämpfen und Gruppen grimmiger Angreifer in Hack-and-Slay-Manier zurück ins Reich der Toten schicken. Dabei lassen die Gegner weder Rüstung noch Waffen oder andere Gegenstände fallen. Stattdessen wandern nur Gold und sogenannte Waffen-Spirits ins nicht vorhandene Inventar. Damit lassen sich dann die Fähigkeiten und die Waffe des Helden weiterentwickeln. Abhängig von Level und gewählten Skills verändert sich dann auch das Aussehen des Charakters. Das Vergleichen und Ausrüsten verschiedener Gegenstände, in Rollenspielen eine der zeitraubendsten Aufgaben, entfällt völlig. Auch die langwierige Planung der Fähigkeiten des Helden ist in "Sacred 3" nicht notwendig: Mit wenigen Klicks lassen sich alle Fähigkeiten zurücksetzen und neu vergeben - Extrakosten entstehen nicht.
Monsterjagd für zwischendurch
Der dritte Teil der "Sacred"-Reihe ist so wesentlich arcadelastiger als seine Vorgänger. Aber das ist gewollt. Mit wenigen Tastenkombinationen lassen sich schnell Angriffe und Spezialfähigkeiten auslösen, die Gegner im Dutzend durch die Landschaft schleudern. Wer beim fröhlichen Monsterverdreschen nicht alleine sein will, kann im Offline-Modus im Handumdrehen einen Freund ins Spiel einsteigen lassen - das Level wird sofort dem des Spielers angepasst. Online ist man mit bis zu vier Helden unterwegs, behält aber Level und Fähigkeiten des Offline-Charakters. Eine besondere Bedeutung bekommt der Koop-Modus aufgrund der sogenannten Waffengeister, von denen jeder Spieler einen als unsichtbaren Begleiter wählen kann. Spürbar sind die Geistwesen aber nicht nur aufgrund ihrer Kommentare des Spielgeschehens - was gerade bei dem ständig singenden Barden schnell nervig werden kann - sondern auch wegen der verschiedenen Boni und Mali, die jeder Geist bietet. Ein wichtiger Teil des gemeinsamen Spiels ist es daher die negativen Effekte des einen Geistes mit den positiven Effekten eines anderen Geistes auszugleichen.
Ob alleine oder mit mehreren, das Spiel ist klar darauf angelegt, zwischendurch ein paar Aufträge zu erfüllen und sich dann wieder anderen Dingen zu widmen. Daher gibt es auch keine frei begehbare Welt. Stattdessen wählt man Story-Missionen oder kleinere Aufträge, die zum Teil in knapp zehn Minuten zu bewältigen sind von einer Karte. Nach der Einstiegsmission sind bis auf den finalen Auftrag alle Bereiche sofort zugänglich, haben aber unterschiedliche empfohlene Level. Das Schlusskapitel öffnet sich erst, wenn alle anderen Story-Missionen erfüllt sind.
Fazit: Nichts für echte Rollenspieler
"Sacred 3" ist ideal für alle, die den schnellen Zugang in eine Fantasy-Welt suchen und dabei keine Zeit in lange Dialoge oder aufwendige Charakterentwicklung investieren wollen. Schnell rein ins Level, mit dem Kumpel durch Monsterhorden pflügen und pünktlich zum Abendessen fertig sein, ist die Devise des Spiels. Was für Gelegenheitsspieler das schnelle Abenteuer für Zwischendurch sein kann, ist für eingefleischte Rollenspieler kaum ein Anreiz zum Spielen. Wer seinen Charakter Schritt für Schritt entwickeln, Dungeons nach besseren Waffen und Ausrüstungsgegenständen durchforsten und die Fähigkeiten seines Helden ins Detail ausarbeiten möchte, wird "Sacred 3" schnell langweilig finden. Für alle, die aber den schnellen Erfolg in ihren Abenteuern suchen, bietet das Spiel schöne Grafiken, viel Action und die Möglichkeit, die Mächte der Finsternis gemeinsam zu besiegen. Die perfekte Lösung für einen verregneten Nachmittag.
Hersteller/Vertrieb | Deep Silver |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | PC/Xbox360/Playstation 3 |
Preis | rund 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |