Das südhessische Unternehmen Wingcopter hat einen Großauftrag in Höhe von mehr als 16 Millionen Dollar (14,1 Millionen Euro) vom US-amerikanischen Unternehmen Spright erhalten. Demnach soll das deutsche Start-up "eine große Flotte" von Drohnen für Medizinlieferungen zustellen, wie die Unternehmen am Montag mitteilten. Um wie viele unbemannte Fluggeräte es sich in der Zahl handeln soll, blieb unklar. Doch es handelt sich um einen der bislang größten Aufträge für Lieferdrohnen überhaupt.
Mithilfe der Drohnen des Typs "Wingcopter 198" soll der Transport von lebenswichtigen medizinischen Gütern, Medikamenten, Impfstoffen, Blut- und Laborproben zwischen Krankenhäusern vor allem in ländlichen Gegenden sichergestellt werden. Außerdem versprechen sich die Unternehmen eine verbesserte Qualität der Patientenversorgung, "da Laborproben schneller zur Verfügung stehen und die Patienten gezielter behandelt werden können". Und die kleinen Fluggeräte sollen einen weiteren positiven Effekt haben: Die Reduzierung der CO2-Emissionen.
Wingcopter 198 kann bis zu drei getrennte Pakete mit einem Gesamtgewicht von sechs Kilo transportieren. Je nach Ladegewicht schafft die Drohne laut Hersteller eine Reichweite von 75 bis 110 Kilometer. Ihre Fluggeschwindigkeit liegt bei 100 km/h. Dank ihrer Schwenkrotoren-Technologie kann sie senkrecht starten und in der Luft dann wie ein Flugzeug fliegen. Sie fliegt autonom und kann mithilfe verbauter Sensoren als auch einer Kamera Hindernissen wie einem Fallschirmspringer oder Vogelschwärmen ausweichen. Ein Pilot überwacht das Fluggerät zudem noch über ein System.
Drohnen bereits als Medizinlieferanten im Einsatz
"Die ländlichen Regionen in den USA sind die mit dem größten Potential für Drohnenflüge", sagt Tom Plümmer, Mitgründer und Geschäftsführer von Wingcopter gegenüber der "FAZ". Sinnvoll sei vor allem dort zu fliegen, wo sich aufgrund der großen Distanzen ein Auto nicht lohnt.
Das zeigen die Projekte aus medizinisch schlecht versorgten Regionen auf der Erde. In Malawi, im Südosten Afrikas waren die Wingcopter bereits im Einsatz. Dort wurden mehrere Krankenstationen mit lebenswichtigen Medikamenten, Blutkonserven und zum Beispiel auch medizinischen Masken beliefert. Auf dem Inselstatt Vanuatu im Südpazifik hat das Gesundheitsministerium in Kooperation mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) Corona-Impfstoff an abgelegene Orte geliefert.
Spright plant Ausbau mit Wingcopter
Spright führt bereits einen ersten Versuch in der Gemeinde Hutchinson im US-Staat Kansas und plant, seine Dienste im Lauf des Jahres auszuweiten. Das Unternehmen baut derzeit ein Netzwerk in den USA auf, welches die mehr als 300 bestehenden Stützpunkte der Spright-Mutter Air Methods zur medizinischen Versorgung von Krankenhäusern nutzt.
Zusätzlich sieht die Vereinbarung vor, dass Spright in den USA exklusiver Partner für Wartung, Reparatur und Instandhaltung des Wingcopter 198 wird. Wingcopter strebt nun die Serienproduktion seiner Drohne an.
Quelle: Wingcopter, FAZ