Die fleischgewordene Galionsfigur der Querdenker-Bewegung verliert Boden auf der wohl wichtigsten Kommunikations-Plattform. Zahlreiche Kanäle des Corona-Verschwörungtheoretikers Attila Hildmann wurden durch Telegram gesperrt.
Sobald man einem der zahlreichen größeren Hildmann-Chats beitreten will, lautet die Meldung: "Dieser Kanal kann nicht angezeigt werden, weil er gegen lokale Gesetze verstößt." Bislang wurden Kanäle eher auf einzelnen Systemen, etwa iOS oder Android, gesperrt, wohl aber eher, um den Messenger vor der Entfernung aus den Stores zu bewahren. Findet ausgerechnet bei den Betreibern des wichtigsten Messengers für die Querdenker-Bewegung ein Umdenken statt?
Behörden im Gespräch mit Telegram
Erst vor rund einer Woche wurde bekannt, dass die deutschen Behörden erstmals Kontakt mit Telegram aufgenommen hätten. Nach zahlreichen Drohungen aus der Politik – und langer Funkstille von Telegram – scheint es gelungen zu sein, das ehemalige Refugium der Anti-Corona-Bewegung zu erreichen. Das erleichtert es offenbar, Kanäle mit strafrechtlich relevanten Inhalten zu sperren.

Das betrifft aktuell sämtliche Chatgruppen von Attila Hildmann, der immer wieder mit antisemitischen Äußerungen und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen aufgefallen war. Die Sperrung Hildmanns war vergangene Nacht dem Hacker-Kollektiv Anonymous aufgefallen. Dort wird der Ausschluss des ehemaligen Fernsehkochs als Erfolg gefeiert.
Offizielles Statement steht aus
Das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) versucht auf Twitter zu rekonstruieren, auf welchen neuen Richtlinien der Rauswurf begründet sein könnte. Zwar gab es ein Treffen der Innenministerin Nancy Faeser mit dem Führungsteam des Messengers, ob die Vorgänge aber eine direkte Konsequenz aus den Gesprächen sind, ist nicht bekannt. Sowohl auf dem Twitter-Profil der Ministerin als auch in den Firmenauftritten Telegrams findet sich aktuell kein entsprechender Hinweis.
Hildmann erstellt als Gegenmaßnahme derweil immer neue Kanäle, die allerdings entsprechend der neuen Regeln kaum lange Bestand haben dürften. Er schreibt auf seinem Blog: "Telegram arbeitet jetzt aktiv mit den Landesbehörden gegen die Wahrheit." Um ihn weiterhin zu erreichen, gibt er den Tipp, sich eine ausländische Rufnummer zu besorgen, da die Sperre nur für deutsche Nutzer:innen gilt. Für ihn sei aber "die Zeit von Telegram absolut vorbei."
Quellen: Anonleaks, Cemas auf Twitter