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Rechtsextremist Gesperrt bei Telegram: Attila Hildmann verliert seine letzte große Bühne

Auch bei seinen Auftritten wie hier im Sommer 2020 gab sich Attila Hildmann immer martialischer
Auch bei seinen Auftritten wie hier im Sommer 2020 gab sich Attila Hildmann immer martialischer
© Jörg Carstensen/ / Picture Alliance
Sein Telegram-Kanal war Attila Hildmanns letzte Möglichkeit, seine Hassbotschaften einer großen Zuhörerschaft zu übermitteln. Jetzt ist er auch dort gesperrt worden. Aber noch nicht ganz.

Es ist wohl einer der tiefsten Abstürze eines Prominenten in Deutschland: Nachdem er sich einst als veganer Koch und Buchautor einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht hatte, war Attila Hildmann seit dem Beginn der Coronakrise immer weiter in die rechtsextreme Verschwörungsszene abgerutscht. Jetzt wurde ihm auch die letzte Bühne genommen: Sein Kanal in der Messenger-App Telegram ist auf iPhones und Android-Smartphones nicht mehr zu erreichen.

"Leider kann dieser Kanal auf Deinem Gerät nicht angezeigt werden", heißt es nun, wenn Nutzer versuchen, den Kanal Hildmanns in der iPhone-App abzurufen. Zuerst hatte das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" über die Sperrung berichtet. Demnach scheint der Kanal nicht allgemein aus dem Dienst Telegram ausgesperrt worden zu sein, sondern nur über die offiziell in App Store und Playstore erhältlichen Apps nicht erreichbar zu sein. Über die Desktop-Version ist er aber weiter zu erreichen.

Wer steckt hinter der Sperre?

Was genau dahinter steckt, ist noch nicht ganz klar. Nachdem es zunächst Vermutungen gegeben hatte, dass die Betreiber der beiden App-Plattformen Apple und Google hinter der Sperre stecken könnten, hat Google das mittlerweile gegenüber dem "RND" verneint. Eine solche Sperre sei den Konzernen technisch gar nicht möglich, erklärte ein Pressesprecher der Seite, sie würde die Funktionalität der App im Allgemeinen beeinflussen.

Nun steht der Verdacht im Raum, dass Telegram selbst den Kanal sperrte, um einen möglichen Rauswurf aus den Plattformen zu verhindern. Hildmann hatte den Kanal in den letzten Wochen mehrfach genutzt, um seine knapp 100.000 Follower dort zum Mord an Juden aufzurufen, behauptete unter anderem "der Jude" wolle mit Corona-Impfungen Deutsche und ihre Kinder töten. Zudem verlinkte er auf einen rechtsextremen Waffenhändler.

Vom Promi-Koch zum Rechtsextremen

Für Hildmann ist die Sperre ein weiterer Rückschlag. Der ehemalige Promi-Koch hatte seit dem Beginn seiner extremistischen Tiraden im letzten Frühjahr kontinuierlich seine öffentlichen Plattformen und Geschäftseinnahmen verloren. Instagram, Facebook und Youtube hatten ihn schon letztes Jahr gesperrt, auch die Vertriebspartner für seine veganen Nahrungsmittel brachen immer wieder weg. Zuletzt hatten ihm im letzten Monat Lieferando und Amazon die Zusammenarbeit gekündigt. Sie galten als eine der letzten größeren Einnahmequellen Hildmanns, seit der sich Anfang des Jahres in die Türkei abgesetzt hatte, um einem Haftbefehl der Berliner Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung zu entgehen. Nach Angaben der Staatsanwaltschat hatte es mehr als 1000 Anzeigen gegen ihn gegeben.

In weißem Kapuzenpulli spricht Attila Hildmann in das Mikrofon eines Megafons und hebt dabei den linken Zeigefinger

Hildmann, der die türkische und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, hatte sich als Teil der Querdenker-Bewegung gegen die Corona-Maßnahmen ausgesprochen und dann in sehr hohem Tempo immer weiter radikalisiert. Auf seinem Kanal äußerte er sich immer extremer gegen Juden, hetzte gegen Homosexuelle und leugnete die Gefahr durch das Coronavirus. Dabei vertrat er auch immer abwegigere Theorien, wie dass durch das Virus eine neue Weltordnung herbeigeimpft werden solle oder dass Bill Gates über die Impfung die Menschheit kontrollieren wollte. 

Apple und Google waren in den letzten Monaten verstärkt gegen Extremismus auf ihren Plattformen vorgegangen. Der besonders bei US-Rechten beliebte Twitter-Klon Parler war etwa Anfang des Jahres von den Plattformen gesperrt worden, weil Extremisten dort ohne Moderation Hass und Gewaltfantasien verbreiten konnten. Erst nachdem der Betreiber eine striktere Moderation zusagte, wurde die Plattform wieder im App Store zugelassen. Es ist daher denkbar, dass Telegram eine solche Maßnahme verhindern wollte. Der Messenger hatte in den letzten Monaten stark von den Benutzerprotesten gegen die neuen Benutzungsrichtlinien des Messenger-Platzhirsches Whatsapp profitiert und schnell Nutzer gewonnen. 

Quelle: RND, Spiegel

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