Ob Radio, Handyfunktürme oder das allgegenwärtige Wlan: Immer wieder sind neue Funktechnologien auch mit der Angst vor der Strahlung verbunden. Beim neuen Standard 5G schlagen die Verschwörungstheoretiker aber besondere Kapriolen - und geben der neuen Mobilfunktechnologie sogar Schuld an der Corona-Pandemie. Mit Strahlenschutzkäfigen sollen sich die Besorgten schützen können. Doch leider funktionieren die besser, als es sich viele Käufer wünschen.
Die Beschreibungen sind dabei durchaus vollmundig: "Blockt 95 Prozent EMF RF Wellen, hohe Verarbeitungsqualität made in USA", preist eine Produktbeschreibung einen als "Router-Schild" bezeichneten Metallkäfig an. Ein anderer verspricht sogar die Sperrung der 5G-Strahlung. Zudem könne es 90 Prozent der Strahlung blockieren "während man den Router immer noch benutzen kann", ein anderes. Doch gerade Letzteres scheint nicht ganz so zu klappen, wie die Käufer sich das vorstellen.
Die Käfige funktionieren - aber anders als erwartet
Dabei sind die meisten Bewertungen begeistert. "Ich war sehr skeptisch, als meine Frau mich zum Kauf überredete. Aber ich habe einen Strahlenmesser gekauft und das Ergebnis ist klar: Es funktioniert", schwärmt ein Nutzer. "Ein Pflichtkauf, wenn man keinen Krebs haben will", ein anderer. Generell sind die extrem positiven Bewertungen klar in der Überzahl, die Gesamtwertung liegt bei über 4 Sternen.
Doch genau die so hochgelobte Blockade-Funktion hat für einige Nutzer unerwartete Konsequenzen: "Das Wlan-Signal ist auf einmal viel schlechter", klagt etwa eine der Bewertungen. "Plötzlich muss man mit dem Smartphone oder Laptop im selben Raum sein, in anderen Teilen des Hauses ist gar kein Signal mehr." Ein anderer Kunde schwärmt zwar auch vom Blockade-Effekt, wundert sich aber, wieso der Laptop und das Smartphone seines Sohnes den Router nur noch finden, wenn der Router außerhalb des Käfigs ist. Das leuchtet durchaus ein. Nach dem Prinzip des faradayschen Käfigs sollen die Gitter-Konstruktionen die Strahlung im Käfig einsperren. Aber natürlich wird beim Wlan ja nicht nur die unerwünschte Dauerstrahlung eingesperrt - sondern auch die erwünschten Datenübertragungen.

Placebo-Schutz
Bei einigen scheint langsam durchzusickern, dass es sich bei den "Schutzmaßnahmen" vor allem um Geldmache handelt. Die Sicherheitskäfige würden erheblich einer bestimmten Marke von Aktenordnern ähneln, beschwert sich ein Amazon-Nutzer etwa. Nur dass die eben keine 200 Euro kosten. Andere beklagen, dass durch die Nutzung weder die Kopfschmerzen verschwinden noch der Schlaf besser würde.
Die Anbieter scheinen indes genau zu wissen, was sie tun. Und ihre Käufer nicht besonders ernst zu nehmen. Bei einer Nachfrage, ob man denselben Effekt auch erzeugen könnte, wenn man sich Alufolie um den Kopf wickelt, antwortet der Händler: "Danke für die Frage. Wenn Sie Alufolie um ihren Kopf wickeln, können Sie den Router nicht nutzen, weil Sie nichts sehen können. Danke."
Wlan ist nicht per se gefährlich
Die Strahlung durch Wlan-Netzwerke wird durch das Bundesamt für Strahlenschutz übrigens als generell ungefährlich für den Menschen bewertet. Das Amt rät allerdings trotzdem dazu, die Strahlenmenge im Allgemeinen so gering wie möglich zu halten. Beim Heimnetzwerk wäre das etwa möglich, indem man so viele Geräte wie möglich verkabelt und nicht genutzte Geräte schlicht abschaltet. Schutzkäfige gehören nicht zu den Tipps.
Die ganz harten Anhängern der "Geräte" würden sich von einer Regierungsstelle wohl ohnehin keine Tipps geben lassen. "Das bewahrt meinen Kopf vor dem explodieren, wenn ich 34 Stunden am Tag (sic) gemicrowellt werde", gibt sich ein Käufer sicher. Und fügt hinzu: "5g-Straßenlampen töten!"