Es ist die Todsünde des Bürolebens: Das Essen der Kollegen rührt man nicht an. Selbst, wenn es verlockend und einsam im Kühlschrank steht. Im Büro von Zak Toscani in Los Angeles ließ ein Dieb trotzdem das Mittagessen des Kollegen verschwinden. Doch wer steckt dahinter?
"Meinem Kollegen wurde das Essen gestohlen – und sie haben ihm erlaubt, die Aufnahmen der Sicherheitskamera durchzugehen. So aufgeregt war ich bei der Arbeit noch nie. Noch nie!" - so beginnt ein wahrer Twitter-Krimi, in dem Toscani die Welt mit auf die Jagd auf den Täter nahm. Alleine der erste Tweet hat 140.000 Likes, weitere folgten. Bis zum bitteren Ende.
Der Anfang: Wer klaute den Bratreis?
Zuerst klärte er die Sachlage: Um 11.30 Uhr hatte der Kollege eine Portion Bratreis mit Shrimps besorgt und in den Kühlschrank gestellt. Um 12 Uhr wollte Toscani unchen – und sein Essen war verschwunden. "Kein Shrimpgeruch in der Mikrowelle oder der Küche. Da war ein Profi am Werk", legt Toscani den Grundstein der Geschichte. Leider darf er nicht mit in den Sicherheitsraum, macht er auf Anfrage klar.
Als der Kollege zurückkommt, wird es ernst: "Heilige Scheiße: Er hat das Tape gesehen. Er weiß, wer's war!" Dann der Schock: Die Übeltäterin war die Kollegin direkt neben ihm, die allerdings schon Feierabend gemacht hat. Dabei erscheint ihr Verbrechen durch die Aufnahme noch schlimmer, als es ohnehin schon war: "Die Psychotante hat das Essen NICHT MAL GEGESSEN. Sie hat es aus dem Kühlschrank genommen und direkt weggeworfen!" Ihre Motive seien daher unklar, analysiert Toscani. Sein Kollege will die Sache nicht weiter verfolgen. "Ich kann es ihm nicht vorwerfen. Wer weiß, wozu diese Frau noch in der Lage ist?"
Die Konfrontation
Am nächsten Tag geht es in die nächste Runde: "Er hat das Video mit der Personalabteilung angeschaut. Sie fragten, wie sie seiner Meinung nach weiter vorgehen sollen. Er sagt, er wollte nur wissen, wer es war - und dass niemand seinen Job verlieren soll." Die Personaler sind einverstanden, schicken aber trotzdem eine konzernweite Mail, dass man bitte das Essen der Kollegen in Ruhe lassen soll. Und Toscani kann kaum auf die Reaktion der Diebin warten. "In 20 Minuten soll sie hier sein. Mein Blut ist auf Koks."
Als sie kommt, erwartet sie die gesamte Abteilung in Totenstille. Schließlich wissen alle, vom Hausmeister bis ganz nach oben, was sie angestellt hat. Nun warten sie gebannt. "Seit sie hereinkam, starre ich sie an, schaue beim Öffnen der Mails zu. Heilige Scheiße, sie hat die Personalermail geöffnet. Jetzt geht's los", twittert Toscani im Stakkato. "Ich kann mich nicht bewegen. ALLES könnte jetzt passieren."
Was dann kommt, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. "Nachdem sie die Mail geöffnet hatte, kam ein lautes: 'Woah, jemand hat ein Essen geklaut? Wer macht den sowas?' Ich glaube, ich muss rausrennen." Als der Betroffene daraufhin betont, dass so etwas nicht okay wäre, kommt der Hammer. "Sie so: 'Oh, das war dein Essen? Warum gehst du mit sowas gleich zur Personalabteilung?' Sie hat es gleichzeitig geleugnet und den Mann, der ihren Job gerettet hat, eine Petze genannt!"
Das bittere Ende
Der Bestohlene habe daraufhin nur geseufzt und sich wieder an die Arbeit gemacht. Die Diebin machte ebenfalls einfach weiter. "Sie sieht beängstigend ruhig aus." Das will Toscani ändern – und bestellt heimlich dreimal Bratreis mit Shrimps. "Sie nahm es mit einem fetten Grinsen entgegen. Sie isst es mit Genuss. 'Ich liebe Bratreis mit Shrimps.' Das ist absolut skrupellos."
Toscani ist am Ende der Geschichte und merklich frustriert. "Ich hätte euch gerne eine Auflösung angeboten. Aber wir werden wohl nie erfahren, warum sie das getan hat. Vielleicht weiß sie nicht mal, dass es passiert ist. So oder so: Ich werde nun 40 Stunden die Woche neben einem absolut kaltblütigen Individuum arbeiten müssen."