Dialer-Betrug Kleintransporter voller Beweismittel

Die Ermittlungen im größten deutschen Betrugsfall mit Dialer-Programmen laufen noch, doch schon jetzt wird von 100.000 Geschädigten ausgegangen. Noch längst nicht jeder hat Anzeige erstattet.

Im bundesweit größten Betrugsfall mit Dialer-Programmen aus dem Internet geht die Staatsanwaltschaft Osnabrück jetzt von mehr als 100.000 Opfern und einem Schaden von über 20 Millionen Euro aus. In dem seit Sommer 2003 laufenden Verfahren wird mittlerweile gegen sechs Beschuldigte wegen bandenmäßigen Betrugs, Computerbetrugs und Sachbeschädigung durch Datenveränderung ermittelt, wie Staatsanwalt Jürgen Lewandrowski in Osnabrück mitteilte.

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Mögliche Geschädigte könnten sich unter folgender Internetadresse über die von den Tätern genutzten Nummern informieren: www.dialer-os.de.gg

Viele Betroffene, bei denen durch erhöhte Telekosten Schäden bis zu 3.000 Euro entstanden seien, hätten noch keine Anzeige erstattet. Nach Angaben des Staatsanwalts boten die drei Hauptbeschuldigten über die verschiedenen Firmen pornografische Darstellungen im Internet an, die gegen eine erhöhte Telefongebühr über ein Dailer-Programm heruntergeladen werden konnten.

Sicherheitseinstellungen verändert

Zunächst ordnungsgemäß angezeigte Dialer-Programme hätten beim Herunterladen des ersten Bildes die Sicherheitseinstellungen des Computers so verändert, dass Dialerschutzprogramme ausgeschaltet worden und weitere Seiten mit hohen Gebühren nicht mehr erkennbar gewesen seien, erklärte Lewandrowski. Zugleich hätten die Programme eine kostenintensive Verbindung von 1,86 Euro pro Minute aufgebaut.

Die Täter arbeiteten den Ermittlungen zufolge mit zahlreichen verschiedenen 0190er-Nummern. Davon sei allein eine Nummer mehr als 850.000 Mal angewählt worden. Man gehe davon aus, dass es allein bei dieser einen Nummer über 100.000 Geschädigte gebe. Der mutmaßliche Haupttäter, ein 29-jähriger Deutscher, lebe mittlerweile in Lettland. Er werde mit internationalen Haftbefehl gesucht, und man habe seine Auslieferung beantragt.

Vor einer Anklageerhebung seien noch weitere umfangreiche Ermittlungen notwendig, betonte der Staatsanwalt. Man habe erst vor kurzem aus Lettland einen Kleintransporter voller Computer als zusätzliches Beweismaterial erhalten.

AP
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