Es ist einer der größten Technik-Hypes der letzten Jahre: Seit einigen Monaten ist das Thema künstliche Intelligenz endgültig im Mainstream angekommen. Einer der wichtigsten Treiber ist ChatGPT, das gerade in einer neuen Version erschienen ist (hier erfahren Sie mehr). Nun hat Elon Musk das dahinter stehende Unternehmen OpenAI angegriffen: Er fühlt sich über den Tisch gezogen.
"Ich bin immer noch verwirrt, wie aus einer nicht-gewinnorientierten Stiftung, der ich knapp 100 Millionen Dollar gespendet habe, ein Unternehmen mit einer Bewertung von 30 Milliarden Dollar werden konnte", klagt Musk in einem aktuellen Tweet. Und erhebt einen schweren Vorwurf: "Wenn das alles legal ist - warum machen das dann nicht alle?"
Harsche Kritik
Tatsächlich ist Musk nämlich einer der Mitgründer des Unternehmens. Bereits 2015 hatte er mit dem jetzigen Chef Sam Altman und weiteren Valley-Größen OpenAI als gemeinnützige Stiftung gegründet. Das Ziel: Künstliche Intelligenz zu entwickeln, die nicht irgendwann zu einer Gefahr für die Menschheit wird. Dazu hatte Musk nicht nur seine Millionen in die Firma gesteckt - er hatte sie sogar jahrelang geleitet. Erst 2018 verließ er seinen Posten, er sah einen Interessenkonflikt mit seinen Unternehmen Tesla und SpaceX.
Mit den Entscheidungen der jüngsten Zeit ist er offenbar alles andere als einverstanden. Dass OpenAI nun auch Geld verdient, liegt bereits ein paar Jahre zurück. Um die Forschungsbemühungen auch finanziell nutzen zu können, hatte die Stiftung ein knappes Jahr nach Musks Ausstieg eine Tochterfirma gegründet. OpenAI LP gehört vollständig der Stiftung. Dabei hatte man ein klares Ziel: Mit der Möglichkeit, Gewinne zu machen, war man deutlich attraktiver für externe Investoren. Trotzdem ist auch OpenAI LP kein klassisches Unternehmen. Die Gewinne sind gedeckelt: Die Firma darf nur das Hundertfache ihres Investments einnehmen. Danach ist Schluss.

Nicht mehr open
Auf den zweiten aktuellen Vorwurf gegen das Unternehmen geht Musk dagegen nur indirekt ein. Der Tweet, auf den er antwortete, warf OpenAI neben den Profiten auch vor, nicht mehr "open" zu sein. Tatsächlich war die Offenheit der eigenen Forschungsergebnisse bei der Gründung eines der wichtigsten Prinzipien. Die eigene KI sollte möglichst transparent sein und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Mit dem gerade vorgestellten GPT-4 ist das vorbei. Anders als bei den Vorgängern verrät OpenAI nicht mehr, mit welchen Datensets das Programm trainiert wurde, mit welchen Barrieren ein Missbrauch verhindert werden soll.
Dafür gab es in der Branche viel Gegenwind. Das Unternehmen habe aber letztlich keine Wahl gehabt, verteidigt Ilya Sutskever, der Wissenschaftschef des Unternehmens und einer der Gründer, die Entscheidung gegenüber "The Verge". Es sei "selbsterklärend", dass sich OpenAI aus Sicherheitsgründen und zum Schutz vor Konkurrenten dagegen entschieden haben, findet er. Und geht mit den alten Idealen hart ins Gericht: "Wir haben einfach falsch gelegen."
Gegen die eigene Idee
Dabei war genau das einer der Kerngedanken bei der Gründung. Indem man die Entwicklung der Programme ethisch und offen gestaltete, sollte die Menschheit an sich davon profitieren und nicht nur einzelne Unternehmen und Staaten, so die Idee. Durch die offene Entwicklung sollte künstliche Intelligenz moralischer und demokratischer werden.
Das hat sich nach Ansicht Sutskevers allerdings geändert. Die Idee, ein so mächtiges Werkzeug wie immer potentere künstliche Intelligenz offen für jedermann zu entwickeln, sei angesichts der gigantischen Gefahren einfach nicht mehr haltbar. "In ein paar Jahren wird jeder verstehen, warum das einfach keine gute Idee ist."