Kostendruck Massenentlassungen und das Ende des Homeoffice: Musk plant für Freitag den Twitter-Kahlschlag

Visionär Elon Musk vertritt beim Thema Homeoffice eine eher klassische Sichtweise
Bei Twitter hatte man mit drastischen Maßnahmen des neuen Chefs Elon Musk gerechnet
© Patrick Pleul / DPA
Seit Elon Musk vor einer Woche Twitter übernahm, bangen die Angestellten um ihre Jobs. Offenbar zurecht: Nach einem Medienbericht plant der Neubesitzer radikale Maßnahmen.

Seit Elon Musk am Donnerstag vergangener Woche mit einem Waschbecken ins Twitter-Hauptquartier spazierte, herrscht dort die Angst. Quasi als erste Amtshandlung feuerte der neue Besitzer die Führungsebene, setzte sich selbst als Alleinentscheider ein. Die übrigen Angestellten fürchten seitdem, dass es nicht dabei bleiben wird. Und scheinen damit Recht zu haben.

Denn Musk scheint für Freitag massive Einschnitte einzuplanen, will das Magazin "Bloomberg" von mehreren Insidern erfahren haben. Demnach sollen etwa 3700 der 7000 Twitter-Angestellten vor die Tür gesetzt werden, also mehr als die Hälfte der Belegschaft. Auch die bisher extrem weitgehende Genehmigung zum Homeoffice will Musk demnach kassieren.

Musk will sparen

Primär geht es Musk dem Bericht zufolge darum, die Kosten des Kurznachrichtendienstes einzudampfen. Twitter machte bis zuletzt jedes Quartal Hunderte Millionen Dollar Minus, Musk scheint dem Einhalt gebieten zu wollen. Twitter müsse sich irgendwie finanzieren, erklärte er erst vor zwei Tagen. Weil die Werbeeinnahmen nicht ausreichten, will er die Nutzer:innen deshalb auch in ein Bezahlabo drängen. Bei der Ankündigung hatte er viel Gegenwind erfahren, sich sogar in eine absurde Feilscherei mit dem Horror-Autor Stephen King eingelassen.

Ein Teil des Kostendrucks ist allerdings selbstverschuldet. Musk hat nach allgemeiner Ansicht mit 44 Milliarden Dollar deutlich zu viel für Twitter gezahlt. Als er im Frühjahr zusagte, den Dienst für 54,20 Dollar die Aktie zu kaufen, war die gerade auf einem extremen Hoch – und krachte kurz darauf nach unten. Bis zur endgültigen Übernahme hatte der Tesla-Gründer deshalb mit verschiedensten juristischen Tricks versucht, den Kauf doch noch abwenden zu können.

Angst bei den Angestellten

Dass Entlassungen drohen, galt unter den Mitarbeitern als sicher. Musk hatte in kürzester Zeit die Führung rausgeworfen, vorher tiefe Einschnitte bei der Moderation der Seite angekündigt. Schon im Vorfeld hatte es Gerüchte gegeben, dass Musk mehr als 75 Prozent der Belegschaft entlassen wollte. Er hatte das aber dementiert.

Auch die bleibenden Angestellten müssen sich wohl deutlich umstellen. Twitter hatte eine der großzügigsten Homeoffice-Regelungen der Welt, sprach von "Arbeiten von überall". Die Angestellten konnten sich mit Segen des Konzerns niederlassen, wo sie wollten. Viele nutzten das, um aus den teuren Metropolen in bezahlbarere Gegenden zu ziehen - und mit dem üppigen Silicon-Valley-Gehalt ein deutlich wohlhabenderes Leben zu führen.

Das dürfte unter Musk ein Ende haben. Was der neue Chef vom Homeoffice hält, hatte er im Sommer bei Tesla demonstriert: Jeder Angestellte habe mindestens 40 Stunden im Büro zu sein, erklärte er in einer Mail an die Angestellten. "Wenn ihr nicht auftaucht, werden wir das als Kündigung verstehen."

Quelle: Bloomberg

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