Ende Februar war die Aufregung im mallorquinischen Port Adriano groß: Der Matrose Taras Ostapchuk hatte versucht, die Yacht seines Chefs Alexander Alexandrovich Mikheev zu versenken (hier erfahren Sie mehr). Dabei ging es nicht etwa um ausgebliebene Löhne oder Unzufriedenheit im Job, sondern um persönliche Rache für den Einfall russischer Truppen in die Ukraine, das Heimatland des Crew-Mitglieds.
Sein Chef, Alexander Alexandrovich Mikheev, ist Chef des russischen Waffenproduzenten Rosoboroexport und in den Augen Ostapchuks direkt verantwortlich für das Leid, das die russische Armee seinem Volk zufügt – denn Mikheev liefert die nötigen Werkzeuge.
Vom Matrosen zum Soldaten
CNN sprach rund einen Monat nach seiner Tat mit Ostapchuk, der sich inzwischen in der Ukraine aufhält und sein Land im Kampf gegen die Invasoren unterstützt. Der Versuch, die Yacht zu versenken, sei lediglich "sein erster Schritt im Krieg gegen Russland" gewesen, erzählt er.
Um die "Lady Anastasia" (IMO 8742496) auf Grund laufen zu lassen, öffnete der Ukrainer verschiedene Ventile, die das Wasser ins Schiff leiten sollten. Während er das tat, warnte Ostapchuk die Crew, dass die Yacht bald sinken würde und alle sich von Bord begeben müssten.
Es waren am Ende seine Landsleute, die eine erfolgreiche Umsetzung des Plans verhinderten. Nachdem er seinen ukrainischen Kollegen von seiner Tat berichtet hatte, reagierten diese wütend, verständigten Polizei und die Hafenbehörde. Kurz darauf gelang es, das eindringende Wasser zu stoppen und mit Pumpen wieder aus dem Schiff zu befördern. CNN erzählt Ostapchuk, dass die anderen Matrosen Angst gehabt hätten, ihre Jobs zu verlieren.
Ihm sei das egal gewesen: "Sie müssen sich entscheiden. Entweder du bist bei der Ukraine oder nicht. Du musst dich entscheiden, ob es eine Ukraine geben wird, oder ob du einen Job haben wirst. Ich brauche keinen Job, wenn ich die Ukraine nicht habe", erklärte der ehemalige Seemann. Heute engagiert er sich weiter aktiv für sein Land, hilft der ukrainischen Armee bei der Verteidigung des Landes. "Jetzt diene ich in der Armee, und ich hoffe, dass mein Dienst unseren Sieg näher bringt", sagte er.
Yacht beschlagnahmt
Für Oligarchen, natürlich auch seinen ehemaligen Chef Alexander Alexandrovich Mikheev, hat er nichts mehr übrig. "Sie sollten zur Verantwortung gezogen werden, denn sie sind es, die mit ihrem Verhalten, mit ihrem Lebensstil, mit ihrer unstillbaren Gier, zu allem geführt haben. Um das Volk von der wirklichen Ausplünderung Russlands durch diese Machthaber abzulenken, arrangieren sie Kriege mit anderen Ländern, die unschuldig sind."

Die berufliche Zukunft der Crew scheint trotz der unter Beweis gestellten Loyalität in Gefahr zu sein. Mitte März nahm die Europäische Union Mikheev auf die Liste sanktionierter Personen, was dazu führte, dass die "Lady Anastasia" von spanischen Behörden im Hafen von El Toro festgesetzt worden ist. Für die Dauer der Untersuchungen, wem die Yacht tatsächlich gehört, wird sie von der Guardia Civil bewacht und darf Mallorca nicht verlassen. Sollte sich Mikheev ein Beispiel an Alischer Burchanowitsch Usmanow nehmen, dessen Mega-Yacht "Dilbar" aus gleichem Grund in Hamburg festsitzt, stehen Kündigungen der Crew unter Umständen ohnehin bevor.
Lesen Sie auch:
Quellen: CNN, Mallorca-Zeitung, Europäische Union