Es ist ein tragisches Ende eine Liebesgeschichte: Während die geborstene Titanic langsam im Meer versinkt, treiben Hauptfigur Rose und ihr Liebhaber Jack im Wasser. Sie liegt auf einer Tür, er klammert sich daran fest. Irgendwann verlässt ihn die Kraft. Er sinkt in die Tiefe. Seitdem streiten die Fans. Nun will James Cameron die Debatte endgültig beenden.
Die entzündet sich seit Jahren an einer Frage: Wieso zog Rose Jack nicht zu sich auf die Tür und half ihm so zu überleben? Die größte Diskussion war dabei lange Zeit, ob tatsächlich genügend Platz auf dem kleinen Holzrechteck gewesen wäre. Im vergangenen Jahr kündigte Cameron nun an, in einem Experiment die Antwort zu finden. Das zeigte: Eigentlich spielt die Frage nach der Türgröße bei Jacks Überleben keine Rolle.
"Titanic": spannendes Experiment
Das Experiment hatte Cameron im Dezember erstmals enthüllt, in einer am Sonntag erschienen Doku von "National Geographic" ist es nun erstmals ausführlich zu sehen. Unter dem Titel "Titanic: 25 Years Later with James Cameron" betrachtet diese in einer Rückschau den Film-Klassiker. Und soll eben auch mögliche Fehler des Star-Regisseurs gemeinsam mit ihm erörtern.
Dazu gehört auch die Frage nach der Tür. Gemeinsam mit zwei Stuntleuten, einer Replik der Tür und auch den Rettungswesten probierte Cameron verschiedene Szenarien aus, wie Jack und Rose gemeinsam hätten überleben können. Der einzige Unterschied: Um das Stuntpaar zu schützen, verzichtete man auf die Nutzung von Eiswasser.
Cameron hätte eines anders gemacht
Die Ergebnisse sind faszinierend. Nahezu alle getesteten Varianten hatten ein klares Ergebnis: Entweder waren Jack und Rose gemeinsam auf der Tür – oder einer von beiden würde überleben. Der einfache Grund: In nahezu allen Varianten wäre das Gewicht der beiden zusammen so hoch, dass die Tür nicht ausreichend schwimmen würde, um ein Auskühlen des Oberkörpers und das Erfrieren zu verhindern. Eine einzige Ausnahme fand man: Hockten sich beide auf eine bestimmte Art hin, wäre der Oberkörper ausreichend über Wasser. Ein Überleben hält Cameron aber trotzdem für unwahrscheinlich. Der Stuntman begann trotz des wärmeren Wassers in der eingenommenen Haltung so stark zu zittern, dass die Haltung letztlich nicht zu halten gewesen wäre.
Für Cameron spricht aber ein anderer Faktor noch stärker gegen Jacks Überleben. Ihm wären weder die konkreten Zusammenhänge eines Erfrierens bekannt gewesen, noch hätte er Zeit gehabt, in Experimenten die ideale Position zu finden, argumentiert er. "Ich vermute, er dachte sich: 'Ich werde nicht die eine Sache tun, die Roses Überleben gefährdet'", erklärt er. Das würde auch seinem Charakter entsprechen. Im Nachhinein hätte der Regisseur die Debatte aber ohnehin am liebsten vermieden. "Ich hätte ihr Floß kleiner machen sollen", erklärt er selbstkritisch.
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Nicht der einzige Fehler
Auch an anderer Stelle hätte es Cameron übrigens anders gemacht. Als "Titanic" entstand, war noch nicht völlig geklärt, wie genau das zerbrochene Schiff letztlich sank. Cameron entschied sich, die damals als am wahrscheinlichsten geltende Theorie umzusetzen. Der Bug sinkt im Film zuerst, das Heck klatscht auf das Wasser auf, richtet sich dann auf und sinkt fast senkrecht ins Wasser. Doch Cameron wunderte sich immer wieder, ob diese Darstellung korrekt war.
In Simulationen mit Hilfe der US-Marine und praktischen Tests mit Modellen prüfte er seine Darstellung daher anhand der neuesten Erkenntnisse. Das Ergebnis widerspricht dem, was im Film zu sehen ist – aber nur zu einem Teil. "Wir fanden heraus, dass es entweder ein vertikales Sinken oder den großen Klatscher hätte geben können, aber nicht beide gleichzeitig", so Cameron. "Der Film lag also immer in einer Hinsicht falsch."
Quelle: National Geographic