Alle freuen sich auf diesen Besuch: Die Väter der Stadt und des Landes ("eine große Ehre"), die zigtausend Polizisten, die Urlaubssperre haben, die Kinder der Mainzer Schulen, die einen halben Tag frei haben, die Rheinbrücke und Autobahnen, weil sie den ganzen Tag gesperrt werden, und ganz besonders die Anwohner des Hochsicherheitstrakts rund um das Kurfürstliche Schloss, denn wenn sie zur Haustüre wollen, werden sie von freundlichen Ordnungshütern dorthin geleitet. Zigarettenholen mit Eskorte, wenn das nichts ist. Es gibt in dieser heißen Zone sogar Schlafplätze für alle, die nicht "Ede Petete" sind.
Bitte originell protestieren
Das finden wohl auch diverse Aktionsbündner klasse, und deswegen fahren sie zum eskortierten Zigarettenholen mit dem Bus von Berlin nach Mainz. Morgens um 4.30 Uhr geht es los für 27 Euro, ermäßigt für 22 Euro, am selben Tag zurück, kein Mindestverzehr, kein Kaufzwang. Aber eine echte Meenzer Peace-Bretzel, zwei Amerikaner (ungefüllt) und einen drittel Ring Meenzer Fleeschworscht zum Frühstück. Ermäßigung auf die Fahrpreise gibt es für besonders lustige Maskierungen, schließlich erwartet Wolfgang Lembach, Vize-Sprecher der Staatskanzlei in Mainz, "angenehme, gewaltlose und originelle" Proteste. Ganz sicher ermäßigt fahren da die "Cowgirls und Cowboys für den Frieden". Helau. Vielleicht gibt es ja auch den Sonderpreis der Staatskanzlei für den weitesten Steinwurf in die Nähe der Stadtgrenze, denn es gilt als sicher, dass ein Bus mit Vermummten nicht näher als 20 Kilometer an Mainz herangelassen wird. Da genügen schon die tagtäglichen Pendlerstaus, um ein Durchkommen zu verhindern, die Sicherheitsüberprüfungen und Vollsperrungen möglicher Alternativrouten des hohen Gastes gar nicht berücksichtigt.
Guido Augustin
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das A der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Die Erklärungen, warum der größte Friedenskämpfer aller Zeiten gerade das provinzielle Mainz für seinen Deutschland-Besuch ausgesucht hat, sind vielfältig: Die Aktionsseite "BushAlarm2" verbucht es als Erfolg der massiven Proteste 2002: Bush gehe in die Provinz, um nicht so viel Gegenwind zu bekommen. Übrigens, wer garantiert zehn Jahre nicht mehr durch amerikanische Zollkontrollen kommen möchte, sollte einfach eine formlose E-Mail an mail@bushinmainz.de schicken.
So schön kuschelig
Aus der Bush-Administration verlautet, einerseits möge man die Stadt wegen ihrer "cosy atmosphere", andererseits interessiere sich First Lady Laura für Bücher und wolle das Gutenberg-Museum besuchen. Und das, hielt Kanzler Schröder mürrischen Hauptstadtjournalisten schnippisch entgegen, gebe es eben nur in Mainz. Das Pariser Blatt Le Monde erklärt den Besuch gar mit einem Affront gegen die Irak-Verweigerungs-Politik Schröders, weswegen Bush nun demonstrativ die ehemalige amerikanische Besatzungszone besuche. Dumm nur, dass Mainz von Franzosen besetzt war. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Mainz in Sachen Bildbearbeitung und Rechtschreibung ganz weit vorn liegt, wie die Info-Seite der rheinland-pfälzischen Polizei eindrucksvoll belegt.