Was ist 24-mal schneller als ISDN und doppelt so fix wie T-DSL? Richtig: UMTS. Zumindest theoretisch. Und zwar ab dieser Woche. Danke, Vodafone.
Da war Dampf unterm Kessel der New Economy: Am 17. August 2000 endete in einer Mainzer Kaserne die verrückteste Auktion seit Menschengedenken und spülte rund 50 Milliarden Euro in die Kassen des damals als "Hans im Glück" firmierenden Finanzministers. Die Milliarden sind weg, die Euphorie auch. Und UMTS ist jetzt da. Ohne Pauken, ohne Trompeten. Derzeit gibt es den Turbofunk zwar nur als PC-Karte für Business-Menschen, aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht.
Wie alles, was neu ist und alle haben müssen, die alles haben müssen, ist UMTS der ersten Generation kein billiger Spaß. Vodafone bietet Zeit - oder Volumentarife. Das 30-Stunden-Paket kostet 69,60 Euro pro Monat, jede weitere Stunde 6,24 Euro, abgerechnet wird im 10-Minuten-Takt. Hätte schlimmer kommen können, müsste es eigentlich auch. Stichwort Refinanzierung. Um die für UMTS-Lizenzen verpulverten Euro wieder reinzuholen, müsste mit dem Start des wahren UMTS-Zeitalters jeder Nutzer telefonieren wie der Teufel. Daten herunter- und heraufladen, online spielen, Filmchen und Bilder schauen und was man sonst noch so unterwegs mit seinem Handsprechfunkgerät anstellen können soll.
Thomas Hirschbiegel
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Unabdingbar fürs Erreichen der Gewinnzone: Ein Mobilrundfunkstaatsvertrag, der alle Bundesbürger verpflichtet, mindestens elf Stunden pro Tag mit ihrem Handy moderne Dinge anzustellen. Der Rest des Tages wäre dann frei für Beschäftigungen wie einer Arbeit nachgehen, eine Familie gründen, schlafen oder Bierchen mit Freunden trinken - vorausgesetzt, die müssen zu jener Zeit nicht ihren mobilrundfunkstaatsvertraglichen Aufgaben nachkommen. Ausnahmen wären aber auch hier denkbar, etwa wenn statt des gesprochenen Wortes alle Dialoge per Video-MMS über den Tresen gehen würden.
Das könnte auch den Wirt freuen. Statt wirren Durcheinanderblökens von mehr oder weniger angetrunkenen Gästen wäre nur das leise Tippetippditipp auf den Handytastaturen zu hören. Dann bräuchte es auch all die scheußlichen Bon Jovi-CDs nicht mehr, die früher nur dazu dienten, Rülpser von Trinkern ohne Tischmanieren zu übertönen. Denn rülpsen, das würde sich wohl kaum jemand erlauben, wenn nur leise Tippetippditipps den Raum erfüllten.
Wie schön also könnte die Zukunft mit UMTS sein, wenn sie denn wirklich kommt. Denn ob sie nun tatsächlich da ist, die bereits mehrfach vertagte "Revolution des Mobilfunkmarktes", ist noch nicht ganz raus. Jedenfalls, wenn man der derzeit vielleicht unwichtigsten Site im deutschsprachigen Web glauben darf: Auf umts.de weiß man nämlich noch gar nichts von der Zukunft: "Bis die schöne neue Mobilfunk-Welt Realität wird, dürften noch einige Jahre ins Land gehen." Und: "Damit ließe sich beispielsweise das gerade geschossene Foto vor dem Brandenburger Tor in weniger als drei Sekunden per Mail verschicken, mit nichts weiter als einem schlichten Handy." Schöne, neue Welt, zum Greifen nah ...