Über 80 Prozent der Deutschen, so haben die Meinungsforscher von Emnid heraus gefunden, fühlen sich von den Medien manipuliert. Eher von Bildern als von Worten. Das entspannt. Dann lassen wir die journalistische Sorgfaltspflicht fahren und freuen uns des unrecherchierten Behauptungslebens. Glaubt ja eh keiner.
Halt's Werbemaul
Die deutsche T-Online will die Scout24-Gruppe übernehmen: Ein nicht unerhebliches Marktpotenzial in den Anzeigenmärkten Immobilien, Autos und Berufe. Könnte passen, immer vorausgesetzt, die Bundesanstalt für Arbeit hat die vielen schönen BMWs nicht zum Verkaufen gekauft. AOL will nur noch Pay-irgendwas-Kanal sein, zumindest im amerikanischen Mutterland. Die Mutter aller Schnäppchen beginnt ganz geil zu nerven, und wir allen wünschen uns, dass das Weihnachtsgeschäft der runzeligen Gans das Werbemaul stopft. Ein frommer Wunsch ohne jede realitätsnahe Daseinsberechtigung, gewiss.
Guido Augustin
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das A der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Spitzenwitz
Apropos Gans. Bevor die Wildgänse kommen: Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat ja nachweislich nichts mit Medienmanipulation zu tun, zumindest behaupten das seine Fernsehsender, Verlage und andere Regierungssprecher. Nun berichtet der wunderbare italienische Mediendienst CacaoElefante, der Regierungschef habe während eines Hubschrauber-Transfers auf einem EU-Gipfel die Klappe aufgerissen (die eigene). Er könne einen 10.000-Euro-Geldschein hinaus werfen und einen Menschen glücklich machen. Oder mit zwei 5.000-Euro-Banknoten derer zwei. Oder mit 10.000 Euro-Münzen derer 10.000. Da drehe sich der Pilot um und sagt: "Oder wir können sie hinaus werfen und alle glücklich machen". Alle lachten, auch Berlusconi. Nur der polnische Premier Miller nicht, der sitzt nämlich seit einem Hubschrauberunfall im Rollstuhl.
Hauptsache Bewegung
Hauptsache Weihnachten, werden die hohen Herren sich gedacht haben, und Hauptsache, der Rubel, Euro oder auch das Pfund rollen. Wohin ist egal, Hauptsache Bewegung. Das hat sich wohl auch die tapferste aller Bundesregierungen gedacht. Getreu dem Motto "Einszweidreivier Eckstein, alles muss versteckt sein", posaunt es von der offiziellen Internetrepräsentanz derer, die uns regieren: "Die Steuerreform und andere wichtige Reformvorhaben der Agenda 2010 können kommen." Klar können sie kommen, wir haben uns alle prima versteckt (im Erdloch?). Die finden uns nie, Herr Bundeskanzler!