NEULICH IM NETZ Chromdioxid in der goldenen Stadt

Was haben ein ausgeblichenes Handtuch und eine Audio-Kassette gemeinsam? Den Nostalgie-Faktor. Denn sie stehen für zwei Superstars vergangener Zeiten: den Hewlett Packard Deskjet 500 und die TDK SA 90 Chromdioxid. Ein wehmütiger Blick zurück.

Was haben ein ausgeblichenes Handtuch und eine Audio-Kassette gemeinsam? Den Nostalgie-Faktor. Denn sie stehen für zwei Superstars vergangener Zeiten: den Hewlett Packard Deskjet 500 und die TDK SA 90 Chromdioxid. Ein wehmütiger Blick zurück.

Historie - achtlos auf den Boden geworfen

Die Putzfrau hat das historische Handtuch achtlos auf den Boden geworfen: »HP Deskjet 500 - Da wird es jedem Nadeldrucker heiß« steht da leicht verblasst. Der Deskjet 500, das war der erste Tintenspritzer, den man sich leisten konnte, ohne Besserverdiener sein zu müssen. Wir sind in den frühen 90er-Jahren.

Was blieb, ist ein Handtuch

Wer einen Deskjet 500 hatte, war ganz weit vorne, ähnlich wie wenn heute - nein, so etwas gibt es nicht mehr. Wer den Deskjet 500 besaß, war ganz weit vorne und basta. Der Blick auf das Handtuch bestätigt es: Ich muss einen besessen haben, ganz weit vorne gewesen sein. Toll. Das tragische daran: Alles, was von dem legendären Flüster-Printer geblieben ist, ist das Handtuch.

Eine Legende lebt

Anders mit einer anderen Legende, der Chromdioxid-Kassette von TDK, der unsterblichen SA 90, die es in den Technikmärkten, die damals noch ziemlich blöd waren, im 10er-Pack gab. Das »SA« steht dabei für »Super-Avilyn-Beschichtung«, und das gute Stück gibt es seit 1975. Die SA 90 lebt noch, vereinzelt im Auto, aber auch in jenen Kisten im Keller, die man vor jedem Umzug aufmacht, durchsieht, für unverzichtbar erachtet, wieder schließt und mit umzieht. Bis zum nächsten Mal. Jetzt feiert TDK 30 Jahre in Deutschland.

Die SA 90 war mehr als nur eine Audio-Kassette, sie war auch Schlüssel zur Völkerverständigung mit dem damals noch so genannten Ostblock. Denn jenseits des eisernen Vorhangs war die SA 90 Parallelwährung. Das ging so: Mitte der 80er fuhren zwei junge Männer mit einem reichlich ramponierten VW Polo nach Prag. Die Goldene Stadt war damals reizvoll und billig zugleich, Bier-Preise im Pfennig-Bereich lockte die Jugend der Welt. Im Kofferraum: Die nötigsten Klamotten, das allernötigste Waschzeug und SA 90 bis zur Ladekante. Das ging dann so: Im feinen Hotel vorgefahren, an den Tresen laufen, zwei SA 90 auf den Tisch legen und ein herrliches Zimmer beziehen.

Die letzte Geheimwaffe

Mit der SA 90 kam man beinahe an jedem Türsteher vorbei. Nur in einer Nobel-Disko war der Kerl so richtig stur. Da half dann nur noch die Super-Geheimwaffe, der letzte Trumpf des angeschnöselten Besser-Wessis: Die BASF-Videokassette mit dem Chamäleon. VHS, 120 Minuten Spielzeit... Da wurde auch der härteste Türsteher weich, streckte die geöffnete Hand nach hinten, die Kassette glitt sanft in sein Eigentum über und die Tür stand offen. Versuchen Sie das mal mit einer CD-R oder gar einer Mini-Disc. Waren halt doch andere Zeiten.

Guido Augustin

H&A Medien

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