Kanzler will er werden. Aber warum, das verrät Edmund Stoiber noch immer nicht auf seiner bemerkenswert merkwürdigen Website.
Zuversichtlich, irgendwie
In Berlin angekommen ist er schon. Und er hängt richtig schön da. Überlebensgroß an der Glashaut des CDU-Hauptquartiers. Wie muss es die arme Angela Merkel tagtäglich schütteln? Wäre es nach ihr gegangen, würde sie nun dort hängen. Aber da ist nun ja der Bayer. Stumm und ernst hinaus blickend in die Welt, dabei doch zuversichtlich. Irgendwie jedenfalls.
Stoiber.de - noch nicht mal in der Bayernliga
Kantig. Echt. Erfolgreich. So sind sie eben, die Volksvertreter. Grinsen und tun euphorisch, obwohl es eigentlich gar nichts zum Grinsen gibt. Wegzugrinsen gibt es allerdings genug. Denn nach wie vor scheint der bajuwarische Herausforderer unter seiner von sinnfreien Satzruinen geprägten TV-Schlappe bei Sabine Christiansen zu leiden. Zuwanderung: Ja, nein, jein. Oder besser doch nicht. Und wenn doch, dann bitte moderat. Unbedingt aber Thema in Sachsen-Anhalt, rechtzeitig zur Landtagswahl. Bundeswehr: Rühe hü, Schäuble hott, Stoiber hottehü, gegebenenfalls aber auch andersrum. Dazu ein halbes Dutzend weiteres Wischiwaschi. Und am allerschlimmsten: FC Bayern – Meisterschaft ade. Klar, dass da auch Stoibers Internetauftritt noch immer nichts in der Champions League verloren hat. Ja, nicht einmal in der Bayernliga.
Seit Wochen verspricht der Herausforderer, man könne ihn hier so richtig kennen lernen: »Nicht nur als Politiker, sondern auch privat.« Und was hat der wackere Christsoziale als »Privatmann« zu erzählen? Drei Bildchen! Stoiber vor schneebedecktem Gipfel, an der Seite der charmanten Ehefrau und schmusend mit dem liebreizenden Enkel. Von Franz-Josef Strauß hat man noch weniger gewusst, mögen Altvordere einwerfen. Wohl wahr, aber zu Lebzeiten des großen Vorsitzenden gab es schließlich auch noch keinen Strom. Zumindest nicht in Bayern.
Ende April soll alles gut werden
Doch die Tristesse soll ein Ende haben. Ende April soll alles gut werden auf des Kanzlerkandidaten Website. Wird nun auch endlich Zeit, denn lediglich als Ankündigungsminister beweist der stramme Landesvater derzeit Profil: »Es wird viel passieren! Herzlich Willkommen!« Ansonsten muss sich das wissbegierige Wahlvolk erst einmal an Appetithäppchen wie der Rede zum Jahresempfang der CDU-Landtagsfraktion in Thüringen vom 25. Februar erwärmen. Und doch macht noch ein ganz besonderer Satz Hoffnung – nicht nur auf eine vielleicht doch noch vor der Wahl souveräne Homepage, sondern auch auf den ganzen Rest. Denn: »Hinter der Person Edmund Stoiber stehen Ideen.« Allein die Aussicht macht Mut. Unvorstellbar, wenn dem nicht so wäre. Aber nein. So etwas gibt es doch nur in Amerika.
Thomas Hirschbiegel
H&A Medien