NEULICH IM NETZ Kids im Web: Nichts dichten, nichts denken?

Lesen ist doof: Das sagen drei von vier Kindern. Im Web findet es der Großteil der kleinen Racker nur gut, wenn keine Buchstaben im Spiel sind – das behauptet eine Studie der Uni Frankfurt gemeinsam mit dem Kinderbüro der Stadt.

Lesen ist doof: Das sagen drei von vier Kindern. Im Web findet es der Großteil der kleinen Racker nur gut, wenn keine Buchstaben im Spiel sind – das behauptet eine Studie der Uni Frankfurt gemeinsam mit dem Kinderbüro der Stadt.

Möglichst wenig Buchstaben

Lesen ist also mega-out, voll in dagegen Musik. Satte 84 Prozent wollen demnach Musik aus dem Internet hören. Die Texte sind dann wahrscheinlich meistens Englisch, also voll ausländisch. Damit nicht genug, mögen knapp zwei Drittel der Befragten Action-Games. Das erklärt, warum diese kurze knappe Namen tragen, die keine großen Leseleistungen verklangen, »Quake« zum Beispiel, »Max Payne« oder »GTA 3«. Ein echter Generationenwechsel also, denn als die heutigen Väter und Mütter noch richtig jung waren, hießen die Favoriten »Hanni und Nanni und der fusselige Strumpf von der Oma Liesel ihrem Hund« oder »Als Michel aus Löneberga mit der Milchkanne den Hochzeitstag ruinierte«. Oder so ähnlich, lange her eben.

Hauptsache, da steht »CD Recordable«

Und weil wir alle wissen, wie das mit Umfragen und Statistiken so ist, der Gegen-Check: Aus gleicher Quelle stammt die Aussage, dass 26 Prozent der Kids regelmäßig chatten. 72 Prozent lesen also nie, 26 Prozent chatten, bleiben zwei Prozent, die buchstabieren können, aber nicht wollen. Und 22 Prozent haben eine eigene E-Mail-Adresse. Passt. Wenn wir nun von den 84 Prozent Musikfans die 72 Prozent Text-Verweigerer abziehen, bleiben 12 Prozent Musikfans zwischen acht und zwölf Jahren, die wenigstens CD-Cover lesen: »Zeh-Deh-Reckordebbel«. Pisa, wir danken dir.

And the winner is... der Geldautomat

Bei derart simplem Konsumverhalten verwundert es nicht, dass die Großen laut einer Allensbach-Umfrage den Geldautomaten zur beliebtesten technischen Neuerung gekürt haben. Offenbar müssen sie erstens ihren Kleinen immer neue »Zeh-Deh-Reckordebbels« kaufen, und zweitens trauen Sie sich nicht, online zu shoppen. Weil's so schön ist, die weiteren Platzierungen für Geräte des Durchschnitts-Deutschen: Mikrowelle auf Platz zwei, noch vor dem Handy. Aber das wird sich bald ändern, spätestens, wenn britische Forscher ihr Zahn-Telefon fertig entwickelt haben und die Frage beim Zahnarzt nicht mehr nur »Gold- oder Porzellan-Füllungen?« lautet, sondern auch Nokia und Motorola als Alternativen dazu kommen. Wer mag da noch kraftvoll zubeißen?

Guido Augustin

PRODUKTE & TIPPS