Ab Juli 2022 wird das legendäre Giga-Stadion "Camp Nou" in Barcelona "Spotify Camp Nou" heißen. Die Spieler des FC Barcelona tragen den Namen des Streaming-Anbieters in den kommenden vier Saisons außerdem auf der Brust – denn auch als Trikotsponsor hat sich Spotify die Rechte gesichert. Für das Gesamtpaket steht eine Summe von rund 310 Millionen US-Dollar im Raum, die den finanziell angeschlagenen Fußball-Club zur richtigen Zeit erreichen.
Der katalanische Fußball-Club hat über eine Milliarde Euro Schulden – Corona hat dem FC Barcelona hinsichtlich der Einnahmen ebenfalls stark zugesetzt. Der Deal mit Spotify ist daher ein kleiner Lichtblick, von dem offenbar beide Seiten profitieren. Denn während für den Club Geld alles ist, hat Spotify vor allem ein Interesse an den Daten der Fans – und nennt sich daher auch "offizieller Audio-Streaming-Partner" des Vereins.
Der Sponsor will neue Abonnenten
So heißt es von Alex Norström, Spotifys Chief Freemium Business Officer: "Da wir die Marke Spotify weltweit ausbauen wollen, gibt es nur wenige Partner, die eine solche Größenordnung und globale Reichweite haben. Die Möglichkeit, Musik- und Fußballfans von Barcelona bis Mumbai, von Jakarta bis Rio de Janeiro zu verbinden, ist wirklich eine einzigartige Gelegenheit."
Konkreter wird es am Ende der Pressemitteilung, wo es um "die Vorteile für Künstler und Fans" geht: "Der FC Barcelona hat Legionen junger Fans auf der ganzen Welt – tatsächlich sind die meisten Barça-Fans unter 30 Jahre alt, was für Spotify eine enorm wichtige Zielgruppe darstellt. Diese Fans leben auch in einigen der am schnellsten wachsenden Märkte von Spotify, darunter Indien, Lateinamerika und Indonesien."
Das unabhängige Club-Magazin "Barca Universal" führt den Gedanken aus. Deren Bericht zufolge habe Spotify vor Abschluss der Sponsoringverträge einen genauen Blick auf die Fandatenbank des Club geworfen. Denn eigentlich brüstet sich der Verein mit einer globalen Gefolgschaft von 350 Millionen Fans – ein wahrer Schatz, käme das Streaming-Portal an die Daten aller Menschen, die dem Club zugeneigt sind.

Es fehlen die Daten der Fans
Doch so einfach ist es dann doch nicht: Wie Spotify herausfand, war nur ein Prozent der Fans wirklich mit nutzbaren Daten beim Club registriert – immerhin aber noch drei Millionen. Das ist für Spotify bisher aber wohl nicht das erhoffte Tor zur Welt, um potentielle Neukunden effektiv zu erreichen. Allerdings wurde der Endpreis für das Sponsoring so für Spotify deutlich günstiger, schreibt das Magazin. Eine Summe, die sich der FC Barcelona ursprünglich gewünscht hatte, wird nicht genannt.
Dass der FC es in den vergangenen Jahren versäumt hat, die Fangemeinde digital an sich zu binden, ist den Verantwortlichen sehr klar. Schon Anfang 2020 verkündete der Club, sich digital neu aufstellen zu wollen und Fans direkt, also "ohne Mittelsmänner" zu erreichen. Damit das gelingt, plant der Fußballclub neue, eigene Plattformen, abseits der etablierten sozialen Netzwerke.
So könnte Spotify in den kommenden Jahren nebst anfänglichem Rabatt und kleinem Dämpfer doch noch sein ursprüngliches Ziel ins Auge fassen und Menschen erreichen, die sich bisher nicht mit dem Angebot des Streaming-Anbieters befasst haben.
Die endgültige Entscheidung über das Sponsoring fällt in Barcelona am 3. April 2022 in einer außerordentlichen Delegiertenversammlung des Vereins.
Quellen: Barca Universal, Spotify, FC Barcelona