Im September 2022 knackten Elon Musk und sein Internet-Unternehmen Starlink die magische Zahl – mehr als eine Million Bodenstationen habe man nun hergestellt, verkündete der Chef persönlich via Twitter. Zusammen mit über 3300 aktiven Satelliten dürfte das Unternehmen inzwischen den Globus umspannen, auch wenn es noch nicht in jedem Land seine Dienste anbietet. Dort, wo Starlink aktiv ist, führen die Bodenstationen aber zu ungeahnten Problemen in Verbindung mit Wettervorhersagen, wie das niederländische Nachrichtenportal "Nu.nl" berichtet.
Eine Starlink-Station sieht aus wie Wasserdampf
"Nu.nl" sprach darüber mit Ad Stoffelen, einem Satellitenforscher am Königlich-Niederländischen Meteorologischen Institut KNMI. Stoffelen erklärte, dass eine hohe Dichte an Starlink-Terminals Wettersatelliten bei Messungen hindern würden – und die steigende Anzahl der Empfangsstationen ihm daher Sorge bereite.
Auf den Wetterkarten sei ein Starlink-Terminal als heller Punkt zu sehen, der sonst nur dann auftaucht, wenn sich viel Wasserdampf in der Luft befindet, erklärt der Wissenschaftler. Die natürliche Strahlung von Wasserdampf, heißt es weiter, entspreche "fast dem Funksignal einer Starlink-Schüssel". Das lasse sich nicht einfach ändern, sagt Stoffelen.
Im Ergebnis führe diese Vermischung von Signalen zu ungenauen Wettervorhersagen, klagt er weiter. Das hänge auch damit zusammen, dass Prognosen unter anderem von Messungen auf dem Ozean und den Polen abhängen, in deren Umfeld nach Angaben des Forschers immer mehr Terminals auftauchen.
Tatsächlich finden andere Wissenschaftler immer mehr Gefallen am schnellen Internet an diesen entlegenen Orten. Vergangenen September meldete die National Science Foundation NSF, dass McMurdo, die größte Forschungs- und Logistikstation in der Antarktis, jetzt mit Starlink arbeite.
Für die Störungen auf den Ozeanen könnte indes Starlink Maritim verantwortlich sein, eine mobile Empfangslösung für Schiffe, Jachten und schwimmende Plattformen, die Starlink im vergangenen Sommer vorstellte (So teuer war das Satelliten-Internet noch nie).
Keine zufriedenstellende Lösung gefunden
Ad Stoffelen erklärte weiter, dass man darüber nachdenke, Orte mit einer Starlink-Schüssel von den Messungen auszuschließen. Zufrieden sind er und andere Meteorologen mit dieser Umgehungslösung aber nicht: Denn weniger Orte bedeuten weniger Messdaten – und schließlich unpräzisere Wettervorhersagen.
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Starlink ist daher laut "Nu.nl" auch Thema auf Tagungen von Experten. Alleinverantwortlich ist das Unternehmen von Elon Musk aber nicht, auch wenn es derzeit zahlenmäßig den Löwenanteil ausmacht. Auch Konkurrenzfirmen wie Oneweb kündigten an, entlegene Flecken des Planeten mit Internet versorgen zu wollen.
Das liegt offenbar auch an lukrativen Angeboten von Regierungen, die ein Interesse daran haben, in Gegenden wie der Arktis schnellen und zuverlässigen Empfang zu bekommen. Für die Wettervorhersagen der Zukunft scheint das große Herausforderungen zu bedeuten.
Quellen: Verge, NSF, Satellitemap, Starlink
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