Ukraine-Krieg Russisches Peilsystem "Borschtschewik" soll Jagd auf Starlink-Terminals in der Ukraine machen

Waffenfabrik Sestroretsk Borschtschewik
Das Peilfahrzeug "Borschtschewik" ist nach einer giftigen Pflanze benannt – dem Bärenklau.
© Waffenfabrik Sestroretsk
Mit den Satelliten von Starlink gelingt es Militär und Zivilbevölkerung der Ukraine eine schnelle und stabile Internetverbindung aufrecht zu erhalten – trotz russischer Raketen. Ein neues Peilfahrzeug der Russen soll die Terminals aufspüren.

Eine stabile Internetverbindung ist für die Ukraine lebenswichtig. Nicht nur, damit die Zivilbevölkerung erreichbar ist, sondern auch, damit die Technik an der Front überhaupt funktioniert und die Soldaten miteinander kommunizieren können. Umso dankbarer war das Land Ende Februar, als Elon Musk seine Starlink-Satelliten schickte und zahlreiche Terminals locker machte (hier erfahren Sie mehr).

Russland will Antennen finden und ausschalten

Für Russland ist das seither ein großes Problem – denn solange die Ukraine unzensiert kommunizieren kann, weiß Präsident Putin nicht, was hinter den Kulissen abläuft. Schon im Mai hatte der russische Präsident herkömmliche Leitungen anzapfen und den Datenverkehr über Russland leiten lassen, um ihn überwachen und zensieren zu können (hier erfahren Sie mehr). An Starlink kam er bislang nicht ran, auch wenn man die Satelliten und ihre Terminals als Angriffsziele einstufte und seit Monaten nach Wegen sucht, die Anschlüsse zu kappen.

Ein neues Fahrzeug der Waffenfabrik Sestroretsk, genannt "Borschtschewik" soll die Jagd auf Starlink-Terminals nun beschleunigen. Auf seiner Webseite stellt das Unternehmen den Wagen genauer vor: Der "Borschtschewik" soll Starlink-Antennen in einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern mit einer Genauigkeit von fünf bis 60 Metern erkennen. 

Die Peilzeit gibt Sestroretsk mit 15 Minuten an, die Antenne soll in der Lage sein, bis zu 64 Geräte gleichzeitig orten zu können, sofern diese sich in Reichweite befinden. Als Einsatzbeispiel zeigt die Waffenfabrik eine Stellung zwischen Artillerie und Angriffsziel oder eine Patrouille entlang der Front.

In pro-russischen Militärforen freut man sich über einen Anfang, "die Teller" endlich beseitigen zu können. Gleichzeitig gibt es Zweifel daran, ob die Technik im Einsatz wirklich effektiv sei. Die geringe Reichweite, mutmaßt jemand, verhindere den sicheren Einsatz im Hinterland. Das, gepaart mit der relativ langen Ortungszeit von einer Viertelstunde, gebe dem Feind ausreichend Chancen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Starlink, oder – ganz markenunabhängig – freies Internet, ist nur nicht Russland ein Dorn im Auge. Schon Ende Mai kamen Studien chinesischer Forscher ans Licht, die sich eingehend damit beschäftigten, wie man Starlink im Ernstfall abschalten könne (hier erfahren Sie mehr). Die Gegenmaßnahmen Chinas konzentrieren sich allerdings auf die Satelliten, nicht die Bodenstationen. Als mögliche Lösungen kamen Raketen, Mikrowellen und Angriffs-Satelliten auf den Tisch. Tatsächlich gäbe es mit "Shijian-17" einen solchen Satelliten, der mit Greifarmen in der Lage wäre, Starlink-Flugkörper aus der Umlaufbahn zu schleudern.

Die Angst vor Starlink ist nicht ausschließlich in der Umgehung von Zensurmaßnahmen begründet. Längst beschäftigt sich auch die US-Armee eindringlich mit den Möglichkeiten, die eine ständige Hochleistungsverbindung im Kampfeinsatz bietet. Im März meldete die US-Luftwaffe, dass man teste, ob sich Kampfflugzeuge wie ein F-35A-Jet mit Starlink-Modulen fernsteuern ließen. In diesem technologischen Vorteil sehen andere Nationen eine Bedrohung – und die Ukraine demonstriert täglich, dass es bereits heute eine ist.

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Zwar gab es immer wieder Probleme bei der Finanzierung der Technik, doch letztlich konnte man sich immer irgendwie einigen und ein Großteil des Landes blieb stets online. Zuletzt berichtete "Bloomberg", dass mehrere EU-Mitgliedsstaaten sich die Kosten für die Erhaltung der Infrastruktur teilen wollen. Die Ukraine nutzt bereits mehr als 20.000 solcher Zugangspunkte, 10.000 weitere sollen bald hinzukommen.

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