Es war eine ungewöhnliche Attacke: Als der als Autor für das Entertainment-Magazin "Vanity Fair" und die Nachrichtenseite "Newsweek" tätige Kurt Eichenwald seinen Twitter-Account öffnete, sah er nur ein stroboskopisches Bild, versehen mit dem Satz: "Du verdienst einen Anfall." Leider funktionierte die fiese Attacke: Der Journalist erlitt, wie vom Angreifer geplant, einen epileptischen Anfall. Jetzt jagt er gemeinsam mit Twitter nach dem Täter.
Der Angreifer machte sich die Tatsache zunutze, dass stroboskopische Lichter oder Bilder, die wirken, als würden sie flackern, bei Epileptikern Anfälle auslösen können. Eichenwald hatte in den Wochen zuvor regelmäßig kritisch über den designierten US-Präsidenten Donald Trump berichtet, "Vanity Fair" war wegen eines Verrisses zu einem von Trumps Restaurants ins Visier seiner Anhänger geraten. Der Angreifer, der sich bei Twitter "Ari Goldstein" nannte und unter dem Twitter-Namen "@jew_goldstein" schrieb, scheint von Eichenwalds Erkrankung gewusst zu haben. Der Account ist mittlerweile gesperrt.
Bald könnte das FBI ermitteln
Der Kurznachrichtendienst hat sich bereit erklärt, Eichenwald zu helfen. Der hatte gemeinsam mit seinem Anwalt eine Antrag auf die Herausgabe der Daten gestellt, Twitter hat dem Antrag zugestimmt. Mit den so erlangten IP- und Mail-Adressen sollte es im nächsten Schritt möglich sein, über die Internetprovider an den Klarnamen des Täters zu kommen und dann Strafanzeige zu stellen. Die Polizei ermittelt bereits, sie prüft aktuell noch, ob es sich wegen der Überschreitung von Staatsgrenzen um einen Fall für die Bundespolizei FBI handelt.
Es war nicht die erste Epilepsie-Attacke gegen Eichenwald auf Twitter. Schon im Oktober hatte er von einem Trump-Unterstützer über den Dienst ein Video geschickt bekommen, das mit flackernden Stroboskop-Effekten für einen Anfall sorgen sollte, berichtete Eichenwald auf "Newsweek". Damals hatte er aber Glück: Er hatte den Tweet mit dem iPad geöffnet und stand aufrecht. Bevor es zu einem Anfall kommen konnte, ließ er das Tablet einfach fallen.
Eichenwald will weg von Twitter
Eigentlich nutzte der Autor den Kurznachrichtendienst gerne. Seit der Attacke kündigte er an, in Zukunft darauf verzichten zu wollen. Seine Frau und er hätten zuviel Angst, dass es zu einem weiteren Angriff über ein solches Bild kommt. Er will den Account nur noch nutzen, um über seine Jagd auf den Täter zu berichten, dann will er Twitter den Rücken kehren.
