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Bemühungen der EU Apple hält Ladekabel-Standardisierung für eine Innovationsbremse

Ein Apple Store an der Fifth Avenue in New York
Während andere Hersteller mittlerweile häufig auf USB-C-Anschlüsse zurückgreifen, will Apple am eigenen Ladesystem festhalten
© Johannes Eisele / AFP
Die Forderung der EU nach der Vereinheitlichung von Ladegeräten stößt auf einen großen Widersacher: Apple ist davon überzeugt, dass eine Standardisierung den Europäern schaden würde.

Die Bemühungen von Europaparlament und EU-Komission die Ladebuchsen bei Elektrogeräten wie Smartphones zu vereinheitlichen, lehnt US-Großkonzern Apple offensichtlich ab. Das Unternehmen erklärte in einer Stellungnahme, man sei davon überzeugt, dass eine Standardisierung Innovationen bremsen und den Verbrauchern in Europa schaden würde.

EU für Vereinheitlichung der Ladesysteme

Das Parlament hatte Mitte Januar erklärt, die Hersteller müssten einheitliche Ladesysteme für Handys, Tablets, E-Book-Reader und andere ähnliche Geräte anbieten. Das soll Elektroschrott reduzieren und Verbrauchern das Leben erleichtern. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, kommende Woche oder Anfang Februar solle eine Studie vorgelegt werden, die die Auswirkungen eines einheitlichen Ladegeräts unter anderem für Verbraucher und Wirtschaft beleuchte. Auf dieser Grundlage solle dann in den kommenden Monaten ein Gesetzesvorschlag präsentiert werden. Die Brüsseler Behörde sei der Ansicht, dass es einen verpflichtenden Ansatz brauche.

Brüssel hatte bereits vor mehr als zehn Jahren versucht, den damaligen Dschungel verschiedener Ladesysteme zu lichten. Zu der Zeit war es üblich, dass Handys unterschiedlicher Hersteller nicht miteinander kompatible Ladebuchsen hatten. Die Kabel waren zudem fest mit dem Ladegerät verbunden – so dass man beim Anbieterwechsel automatisch ein neues Ladegerät brauchte.

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USB-C als neuer Standard

Nach einer Selbstverpflichtung der Industrie setzte sich der heutige Ansatz durch, an den Ladegeräten eine Anschlussbuchse statt eines festen Kabels zu haben. Damit kann man mit einem Netzteil und den jeweils passenden Kabeln verschiedene Geräte aufladen. Das geht einigen politischen Akteuren aber nicht weit genug und es gibt Überlegungen, auch einen Standard für die Ladebuchsen an den Smartphones selbst festzulegen.

Aktuell sind nur noch wenige Formate verbreitet. Das früher von vielen Herstellern genutzte Micro-USB-Format ist auf dem Rückzug und wird von dem moderneren USB-C verdrängt. Apple hält beim iPhone, iPod Touch und den meisten iPad-Modellen am hauseigenen Lightning-Anschluss fest, setzt bei einigen Geräten wie dem iPad Pro oder einigen der Macbook-Laptops aber auf USB-C. Zugleich setzt sich USB-C langsam als Standard für die Ausgangs-Buchse am Netzteil durch.

Apple: Vereinheitlichung verhindere Innovation

Apple argumentiert, dass eine flächendeckende Vorgabe für eine Standard-Ladebuchse die Verbraucher zwingen würde, ihre heutigen Lightning-Kabel zu ersetzen – und damit einen negativen Effekt für die Umwelt mit einer "beispiellosen Menge Elektroschott" hätte. Zudem gab der Konzern zu bedenken, dass sich weder Lightning noch USB-C mit ihren verbesserten Möglichkeiten etabliert hätten, wenn seinerzeit wie geplant das technisch einfachere Micro-USB-Format als Standard festgeschrieben worden wäre. "Wir hoffen, dass die Kommission weiterhin nach einer Lösung suchen wird, die nicht die Möglichkeiten der Industrie einschränkt, den Verbrauchern Innovationen und neue Technologien anzubieten."

Smartphone-Hersteller stellten auch bereits Modelle vor, die allein kabellos aufgeladen werden und ganz auf Ladebuchsen verzichten. In Analystenkreisen wurde auch über Pläne von Apple in diese Richtung spekuliert. Europäische Regulierung setzt sich oft auch im globalen Maßstab durch, weil die Hersteller ungern Geräte nur für bestimmte Regionen bauen.

meh DPA

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