Apple stellt das iPhone 5 vor Der neue Jobs betritt die Bühne

Doppelte Feuertaufe für Apple: Mit dem iPhone 5 will der Branchenriese den Markt zurückerobern. Vorstellen wird es Tim Cook, bislang der Mann im Hintergrund.

Das Interesse war stets riesig, der Auftritt immer schlicht. In Jeans und Rollkragenpullover trat Steve Jobs vor sein Publikum, wenn er der Hightech-Welt etwas zu zeigen hatte, was sie ihn Begeisterung versetzte. Mit Enthusiasmus und Wortwitz präsentierte er die neuesten Gadgets von Apple - dabei rückten manchmal sogar die Geräte in den Hintergrund, der heimliche Star war Jobs.

Doch heute Abend präsentiert nicht er das neue iPhone 5, sondern sein Nachfolger Tim Cook. Und er wird es schwer haben, das Publikum zu begeistern - das liegt auch am neuen iPhone. Denn überzeugt Apples neues Telefon nicht, drohen die Konkurrenten am Unternehmen vorbeizuziehen. Der neue Apple-Topmanager muss heute Abend überzeugen und nicht weniger beweisen, als dass er die Firma souverän leiten und weiterhin innovative Produkte entwickeln kann.

Neues Jahr, neues iPhone

"Let’s talk iPhone - Lass uns iPhone reden". Mit dieser Ankündigung gibt Apple das Thema des Abends vor. Es wird wie immer vor solchen Präsentationen rege spekuliert und bisweilen fantasiert. Einige Apple-Fans vermuten ein völlig neugestaltetes iPhone, andere hoffen auf ein im Stil des Vorgängers gehaltenes Billig-Handy. Neben dem iPhone 5 geht es vermutlich auch um das neue Apple-Betriebssystem iOS 5 und den neuen iTunes-Cloud-Service, der Musik-Streaming für unterwegs anbietet.

Was tatsächlich gezeigt wird, weiß bisher nur Apple selbst. Die Infos auf der Einladung sind eher spärlich: Zu sehen sind vier quadratisch angeordnete Symbole, die über Datum (4. Oktober), Uhrzeit (10 Uhr Ortszeit) und Ort (Cupertino, Kalifornien) informieren. Nur das vierte Zeichen gibt Rätsel auf: Es ist das grüne Telefonsymbol, wie es auf jedem iPhone zu finden ist, versehen mit einer roten Eins. Die Zahl steht für einen verpassten Rückruf.

Fans fragen sich: Wer oder was ist mit diesem Rückruf gemeint? Einige vermuten sogar einen Kurzauftritt von Steve Jobs. Begründet wird der Verdacht mit der Wahl des Orts: Während Apple für Präsentationen sonst San Francisco vorgezogen hat, ist dieses Mal Cupertino der Ort der Wahl. Dort ist auch der Apple-Firmensitz angesiedelt. Anhänger der Jobs-Theorie begründen ihre Vermutung mit der These, dass eine Vorstellung in Cupertino seine Anreise erleichtern würde. Mit Steve Jobs wären Apple die Schlagzeilen sicher, er könnte seinem Nachfolger Tim Cook wertvolle Schützenhilfe liefern.

Wer ist Tim Cook?

Nach dem Rücktritt der IT-Legende Jobs war es nicht überraschend, dass Tim Cook sein Nachfolger werden würde. Bereits 2004 war er vertretungsweise Apple-Chef, ebenso 2009, als sich Steve Jobs einer Lebertransplantation unterzog. Seit 1998 arbeitet Cook bei Apple und leitet unter anderem das Tagesgeschäft. Unter seiner Führung legte die Apple-Aktie stetig zu, das US-Magazin "Fortune" würdigte Cook sogar als "das Genie hinter Steve".

Er kam kurz vor der Jahrtausendwende zu Apple, als die Firma ums Überleben kämpfte. Innerhalb weniger Jahre krempelte Cook das Unternehmen komplett um. So kritisierte er beispielsweise Apples große Lagerbestände. Statt für Monate ließ er nur für wenige Tage lagern. Seine Begründung ist simpel: Die Produkte sind in kurzer Zeit wieder veraltet und damit nutzlos. Ähnlich rigoros waltete Cook auch in anderen Firmensegmenten: Die eigenen Produktionsanlagen waren ihm ein Dorn im Auge, er ließ sie schließen und nach China auslagern. "Entworfen von Apple in Kalifornien. Zusammengesetzt in China" - dieses Etikett prangt auf vielen Produkten der Marke. Tim Cook brachte Apple in die schwarzen Zahlen. Beinahe jedes Geschäftsquartal verzeichnet Apple Rekordgewinne - auch dank ihm.

Aus dem Hintergrund auf die Bühne

Doch seit einem Monat ist der Mann, der sonst lieber im Hintergrund die Firma lenkte, das neue Gesicht des Unternehmens. Das Erbe von Steve Jobs ist groß, seit einem Jahrzehnt prägt Apple mit Produkten wie dem iPod oder dem iPhone eine ganze Gesellschaft. Doch kann Cook die Jobs-Ära souverän weiterführen? Die Konkurrenz ist stärker als je zuvor, andere Hersteller bauen bessere Handys zu günstigeren Preisen. Google droht mit seinem Handy-Betriebssystem Android den Markt zu überschwemmen und auch die Lizenzverhandlungen für ein cloud-basiertes iTunes, mit dem man überall seine eigene Musik hören kann, kommen Gerüchten zufolge nur zögerlich voran.

Tim Cook führte Apple erfolgreich durch die Wirtschaftskrise, die Aktie ist so wertvoll wie nie zuvor. Doch obwohl er wesentlich am Wachstum der vergangenen Jahre beteiligt war, wird er häufig mit Steve Jobs verglichen werden. Ein Vergleich, dem Cook nur schwer gerecht werden kann, immerhin führte Jobs das Unternehmen in eine goldene Ära. Ähnlich ergeht es Microsoft-Chef Steve Ballmer bis heute. Seit 2000 leitet er die Firma Microsoft - und steht immer noch im Schatten des einstigen Firmengründers Bill Gates. Für Tim Cook könnten die Präsentation und das iPhone 5 ein kleiner Schritt aus dem riesigen Schatten des Steve Jobs sein.

cf/san/mit Agenturen

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