Apple plant eine Aufräumaktion im App Store und hat sich vorgenommen, zahlreiche alte Apps zu löschen. Eigentlich kein Wunder, denn unter den mehr als zwei Millionen Apps befindet sich so manche Karteileiche, die seit Jahren kein Update mehr erhalten hat und unter Umständen längst nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Die genauen Kriterien, welche Apps verschwinden sollen, sind jedoch offenbar nicht bekannt. Apples Angaben, wen es trifft, sind eher vage.
Update oder Löschung
Daher regt sich in den sozialen Netzwerken Widerstand. Der Entwickler Robert Kabwe erhielt kürzlich folgende Nachricht: "Deine App wurde seit geraumer Zeit nicht mehr aktualisiert und wird in 30 Tagen aus dem Verkauf genommen. Für Benutzer, die die App bereits heruntergeladen haben, sind keine Maßnahmen erforderlich, damit sie weiterhin verfügbar bleibt." Um das zu verhindern, schreibt Apple, müsse innerhalb der Frist ein Update für das Programm eingereicht werden.
Auf Twitter macht sich Kabwe Luft: "Ich fühle mich krank. Apple hat mir gerade eine E-Mail geschickt, in der sie mir mitteilen, dass sie mein kostenloses Spiel "Motivoto" entfernen, weil es mehr als 2 Jahre alt ist. Es ist Teil ihres App-Verbesserungssystems. Das ist nicht cool. Konsolenspiele aus dem Jahr 2000 sind immer noch zum Verkauf erhältlich. Das ist ein unfaires Hindernis für Indie-Entwickler." Später korrigiert er sich, gibt an, dass die App seit drei Jahren kein Update erhalten hat – die letzten Änderungen im App Store sind auf den 21. März 2019 datiert.
Was passiert mit Ihren Apps?
Doch was bedeutet das für Nutzer:innen? Die gute Nachricht: Sollten Sie eine betroffene App auf Ihrem Smartphone installiert haben, bleibt sie dort. Apple löscht keine installieren Apps von Geräten, sondern nimmt die Software lediglich aus dem Store. Die schlechte Nachricht: Wechseln Sie das Smartphone oder installieren es von Grund auf neu, lässt sich die einst installierte und vielleicht sogar gekaufte App nicht ohne Umwege übertragen.
In so einem Fall hilft nur die Verwendung von Backup-Programmen wie "iMazing", "AnyTrans" oder "AppTrans", die in der Lage sind, Apps von Geräten einzeln zu sichern und aufzuspielen. Mit "iTunes" funktioniert das seit Version 12.7 nicht mehr.

Eigentlich handelt es sich aus Sicht der Kunden aber um eine wichtige Bestandspflege: So manch altes Programm ist nicht an neuere Geräte angepasst, die Auflösung ist zu niedrig oder es kommt zu Abstürzen bei der Nutzung. Natürlich auch, weil sich iOS in der Zwischenzeit verändert hat. Wenn also Apps nicht mehr wie gewünscht funktionieren, wirft das vermutlich zunächst ein schlechtes Licht auf Apple, da der Hersteller sich seit Beginn des App Stores recht strenge Qualitätskontrollen auf die Fahnen geschrieben hat.
Etwas mehr Konsequenz gefordert
Im Netz erntet Apple daher abseits betroffener Entwickler auch Verständnis für den Frühjahrsputz. Es sei schließlich im Interesse der Nutzenden, dass Apps auf allen aktuellen Geräten reibungslos funktionieren und man sich vor einem Kauf nicht zunächst umfassend informieren muss, wann eine App zuletzt überarbeitet worden ist. Den einzigen Vorwurf, den sowohl Entwickler:innen als auch Nutzer:innen Apple machen, ist eine mangelnde Konsequenz bei der Auswahl. So ist zum Beispiel nicht klar, warum zum Beispiel die App "Pocket God" seit dem 20. August 2015 im App Store vor sich hinschimmeln darf, das deutlich "jüngere" Spiel "Motivoto" aber nicht mehr.