Der weltgrößte Chiphersteller Intel und Handy-Marktführer Nokia haben am Dienstag eine strategische Allianz zur Entwicklung von Prozessoren für mobile Endgeräte bekanntgegeben. Die Konzerne wollen gemeinsam neue Geräte, Chipsets sowie frei zugängliche Software für das mobile Internet entwickeln. "Wir glauben, dass wir so eine komplett neue Gerätekategorie entwickeln können", sagte Nokia-Vorstand Kai Öistämö, der bei dem finnischen Konzern das Handygeschäft verantwortet, in einer Telefonkonferenz. Anand Chandrasekher, Chef der Intel-Sparte für mobile Endgeräte, bezeichnete die Verbindung mit Nokia als "die wichtigste Allianz des Jahres" - sowohl in der Mobilfunk- als auch in der gesamten Chipbranche.
Die Allianz führt aber nicht dazu, dass Intel schon bald Nokia mit Prozessoren beliefert. Wann welche Geräte auf den Markt kommen sollen, wollten Nokia- und Intel-Vertreter noch nicht sagen. "Es ist zu früh, um Produkte anzukündigen", sagte Öistämö. Denn Nokia arbeitet zunächst jahrelang mit Chipherstellern bei der Entwicklung zusammen, bevor es dann zu einer Auftragsvergabe kommt. Allerdings ist die Kooperation mit Intel ein wichtiger Schritt hin zu einem Liefervertrag.
Intel ist in fast allen PCs mit seinen Chips vom Typ x86 vertreten, die über 90 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen. Um weiter Wachstum gewährleisten zu können, hat Intel-Chef Paul Otellini den Markt für Smartphones und andere mobile Geräte ins Visier genommen. Mit seinen Atom-Prozessoren ist Intel bereits führend bei besonders kleinen Laptops, so genannten Netbooks.
Bisher konnte sich der Konzern, der seit zehn Jahren den Einstieg in diesen wichtigen Markt versucht, bei noch kleineren Geräten aber nicht gegen Firmen wie Qualcomm oder Texas Instruments behaupten. Beide Konkurrenten lizensieren das erfolgreiche Chipdesign der britischen Firma ARM.
Ob Intel und Nokia ihre Produkte auf der existierenden Atom-Architektur entwickeln oder ob sie eine neue Plattform bauen werden, wollte Intel noch nicht sagen. Die aktuellen Atom-Prozessoren verbrauchen zu viel Strom, um in einem Smartphone eingesetzt zu werden. "Atom ist vielleicht in zwei Generationen für den Einsatz in Handy-ähnlichen Geräten tauglich", sagte Brian Piccioni, Analyst bei BMO Capital Markets. Bei Intel heißt es, dass Atom die Wachstumsmaschine des Konzerns sei.
Lesen Sie auf Seite 2: Bis zum Erfolg dauert es Jahre
Kurzfristig dürfte ihre Allianz den Kaliforniern und den Finnen wenig bringen. Aber Analysten wie Piccioni zufolge werden beide Konzerne in zwei bis vier Jahren davon profitieren. Auch wenn Intel seine Chips nur in einem Teil der Geräte des weltgrößten Handyherstellers unterbringen könnte, wäre das ein enormer Schritt für den Chipkonzern. Intel-Finanzvorstand Stacy Smith sagte Anfang des Jahres, dass sein Unternehmen einen der fünf größten Handyhersteller als Kunden gewinnen müsse, um ein nennenswertes Geschäft in diesem Bereich aufzubauen. Im Februar kündigte der Konzern bereits an, dass der drittgrößte Handyhersteller LG künftig Intel-Chips verwenden wird.
Nokia könnte die Partnerschaft mit einem Schwergewicht der US-Technologiebranche helfen, die unerfreuliche Position in Übersee zu verbessern. Hier liegt der Marktanteil Nokias unter neun Prozent, während er weltweit knapp 40 Prozent beträgt.
Die Handyhersteller und die PC-Industrie kämpfen darum, mit ihren Geräten die bevorzugte Plattform für mobile Internetzugänge zu werden. Die x86-Plattformen sind zu teuer, während die meisten anderen Plattformen nicht den Anforderungen der Web-Inhalte gewachsen sind.
Die beiden Schwergewichte wollen auch stark bei der Entwicklung von Open-Source-Software kooperieren. Intel, seit Jahren ein enger Partner des Windows-Konzerns Microsoft, baut neuerdings auch auf das Linux-basierte Betriebssystem Moblin. Moblin ist für den Einsatz auf Smartphones und anderen mobilen Geräten optimiert, soll vorläufig aber vor allem bei Netbooks eingesetzt werden. Nokia hat ebenfalls ein Linux-Betriebssystem namens Maemo geschaffen, das auf den Tablet-Produkten Nokias läuft.