Es ist das Ende einer langen Geschichte und der Anfang einer neuen: Das niederländische Fachmagazin "Superyacht Times" meldet, dass die Mega-Jacht von Amazon-Gründer Jeff Bezos kurz vor Ostern ausgeliefert wurde – und nun nach Herzenslust die Weltmeere bereisen kann. Dafür sprechen auch die Navigationsdaten der größten Segeljacht der Welt und ihrem "Schattenschiff", der "Abeona". Während sich die "Koru" (IMO 9857298) bereits im Alborán-Meer nahe Almeria befindet, hat die "Abeona" (IMO 9899349) am 5. April gemeldet, dass sie rund zwei Wochen später ebenfalls im Mittelmeer eintreffen wird und den Seehafen Port Everglades, Florida, verlassen hat.
Rotterdam ist für Jeff Bezos endlich Geschichte
Bis hierhin war es eine denkwürdige Reise. Während man 2018 von der Bestellung der Jacht relativ wenig erfuhr, erlangte das Schiff spätestens im Februar 2022 weltweite Aufmerksamkeit. Das lag aber nicht an rekordverdächtigen Ausmaßen oder einer einzigartigen Ausstattung, sondern an einem logistischen Problem: Schiffbauer Oceanco wollte die "Koru" damals in Alblasserdam fertigstellen, wo auch das Schwesterschiff "Black Pearl" samt Masten vom Stapel lief.
Das Problem: In der Zwischenzeit hatte die Stadt die Reparaturen an einer historischen Hubbrücke namens "De Hef" beendet – und sie an einer Stelle zwischen Werft und Nordsee wieder zusammengebaut. Nachdem das passiert war, versprach man den Bewohnern der Stadt, dass die Brücke jetzt so bleibt – und keiner mehr den Mittelteil anfasst.
Für einen Schoner wie die "Koru" – oder jedes andere sehr hohe Schiff – ist das aber ein Problem. Denn die Brücke steht als unüberwindbares Hindernis Richtung offener See im Weg. Oceanco hatte also den Plan, "De Hef" auf eigene Rechnung nochmals für wenige Tage zu demontieren, damit das Schiff von Bezos mit Segeln auslaufen könnte (Der Mast, der nicht passt). Das fanden die Rotterdamer allerdings so unverschämt, dass mit Protest gedroht wurde und sich auf Facebook eine Gruppe mit Tausenden Mitgliedern bildete, die planten, das Schiff mit Eiern zu bewerfen, sollte es die Brücke passieren. Ein gewisser Missmut gegenüber dem Eigner der "Koru" spielte dabei sicherlich auch eine Rolle.
Nach viel Aufregung um die Pläne suchte sich Oceanco eine andere Lösung. Im August 2022 wurde das Schiff ohne Segel über einen Umweg über den Südwesten durch die "Oude Maas" geschleppt und machte schließlich im Eeemhaven bei Pernis fest (Mega-Jacht von Jeff Bezos wechselte heimlich die Werft). Dort bekam die "Koru" ihre Segel und verließ ihren Standort im vergangenen Februar erstmals für Werftprobefahrten.
"Koru" nahe Gibraltar unterwegs
Nach weiteren zwei Monaten war es endlich soweit und die "Koru" konnte die Gewässer der Werft hinter sich lassen. Es ist unklar, ob Eigner Jeff Bezos bereits an Bord des Schiffes ist, oder ob er dann kommt, wenn auch das Beiboot "Abeona" vor Ort ist. Auf Instagram hinterließ der Multimilliardär bisher keinen Hinweis, dass er sich aktuell auf dem Mittelmeer befindet.
Auf der Liste der weltgrößten (oder längsten) Segeljachten der Welt rangiert die "Koru" bei Wikipedia nun auf Platz 2. Nimmt man es ganz genau, stimmt das aber nicht. Denn die dortige Nummer Eins, die "SY A" des russischen Oligarchen Andrei Melnitschenko, dem sein Schiff angeblich gar nicht mehr selbst gehört, ist eine segelunterstützte Motorjacht oder Motoryacht mit Segelassistenz. Sie kann, anders als die "Koru", also nicht (oder kaum) ohne Dieselantrieb fahren.
Lesen Sie auch: