Wer einmal auf digitale Fotografie umgestiegen ist, ist für die Welt der Filme, Negative und Papierabzüge für immer verloren - zu überzeugend sind die Vorteile der Pixel-Fotografie. Zum Beispiel, dass man die eben erst geknipsten Fotos sogleich auf dem Bildschirm an der Kamerarückseite betrachten kann, dass man sie per E-Mail verschicken kann, dass man sie am Rechner bearbeiten kann, und, und, und. Kein Wunder, dass acht von zehn neu gekauften Fotoapparaten die sind, die Bilder auf Chips statt auf Filme bannen.
Doch ausgerechnet wenn es Sommer wird und die Urlaubszeit kommt, wenn so viel fotografiert wird wie zu keiner anderen Zeit im Jahr, wünscht sich so mancher Digitalfotografie-Neuling seine alte Kamera zurück - mit Analogtechnik. Die verbraucht kaum Strom, weshalb die Batterie ewig hält. Sie ist jederzeit einsatzbereit, egal, wo man ist, im Zeltlager genauso wie auf dem Berggipfel oder am Inselstrand. Digitalkameras benötigen viel mehr Energie als Fotoapparate mit Film. Vor allem das Display, aber auch das Zoom-Objektiv und die Kameraelektronik sind Stromfresser. Deshalb müssen Digitalkamera-Akkus regelmäßig zum Nachladen ans Stromnetz.
Auf der Pauschalreise in Spanien, wo man die Batterien über Nacht im Hotelzimmer aufladen kann, ist das natürlich kein Problem. Doch in der Einsamkeit Skandinaviens, bei einer Segeltour oder auf Safari geht schnell gar nichts mehr nach der Meldung: "Batteriestand niedrig, bitte aufladen". Apropos Safari: In warmer Umgebung entladen sich Akkus noch schneller als im heimischen Klima. Deshalb sollten Ersatzakkus und ein Ladegerät zur Grundausstattung des reisenden Digitalfotografen gehören. Gut auf Auslandsreisen: Fast alle Ladegeräte können mit unterschiedlichen Stromspannungen zwischen 90 und 260 Volt umgehen und somit auch in Ländern angeschlossen werden, deren Stromspannung nicht den in Deutschland gebräuchlichen 220 Volt entspricht.
Zweites Problem:
die sensible Elektronik. High-Tech-Bauteile machen digitale Kameras anfälliger gegen Urlaubseinflüsse aller Art: Hitze, Kälte, Sand, Wasser und Sonnencreme. Dagegen kann nicht nur ein robustes Gehäuse helfen, sondern auch eine Schutzhülle (siehe Kasten). In Extremsituationen sollte die teure Digitale besser im Zimmer bleiben - dann ist eine preiswerte Einwegkamera viel vernünftiger.
Für die Auswahl der richtigen Digitalkamera gelten einige einfache Regeln. Die erste: Aus Billigstbauteilen zusammenmontierte No-Name-Schnäppchen halten meist nicht, was die Pixelzahlen versprechen. So wenig, wie angehäufte Megawatt aus einem Sperrholz-Lautsprecher eine Hi-Fi-Box machen, sorgen Megapixel in einer Plastikbox mit Billiglinse für gute Bilder. "Eine gute 4-Megapixel-Kamera liefert bessere Fotos als eine schlechte mit einer Auflösung von fünf oder sechs Millionen Bildpunkten", sagt Dietmar Wüller, Chef des renommierten Image-Engineering-Testinstituts.
Teuer muss
die digitale Urlaubskamera deshalb nicht unbedingt sein. Der Verdrängungswettbewerb im hart umkämpften Markt hat inzwischen auch die Preise von Markenkameras renommierter Hersteller auf ein attraktives Niveau sinken lassen. Ab etwa 200 Euro bekommt man eine Schnappschuss-Kamera, an der man lange Freude hat.
Nicht nur für die Reise empfiehlt sich eine Auflösung von mindestens vier Megapixeln, dazu ein dreifaches oder vierfaches optisches Zoom. Ansonsten gilt: Erlaubt ist, was gefällt. Ob quadratisch, praktisch und flach, tauchfest oder mit Safari-Zoom, unsere Auswahl aktueller Modelle vermittelt einen Eindruck der Bandbreite.
Wer die wenigen Schwächen der Pixel-Kameras schon bei der Planung berücksichtigt, findet in ihnen den idealen Urlaubsbegleiter. Denn meist sind sie viel kleiner als ihre analogen Schwestern. Kein Urlauber muss mehr mit einem Riesenobjektiv vor dem Bauch auf Sightseeingtour: Digitale Kompaktkameras passen locker in die Hemdtasche und lassen sich diskret benutzen. Und weil der Druck auf den Auslöser (und das anschließende Löschen des Bildes) bei ihnen erst einmal kostenlos ist, sind Digitalkameras perfekt für Urlaubsschnappschüsse geeignet.
So gut, dass schon bald nicht mehr die Wahl des Motivs zum Problem wird, sondern der schnell schwindende Platz auf dem Kamerabildspeicher. Denn Pixel-Kameras müssen immer wieder entladen werden. Dafür braucht man eigentlich einen PC in Reichweite, auf den man die Bilder übertragen kann. Denn erst dann kann die Kamerakarte wieder gelöscht und so Platz für die Bilder des nächsten Tagesausflugs geschaffen werden. Das gilt umso mehr für neue Kameras, die eine hohe Auflösung haben: Mit ihnen geschossene Fotos nehmen auf der Speicherkarte viel mehr Platz ein als Fotos von älteren Modellen mit grober Auflösung.
Manche Reisende lösen
das Speicherproblem, indem sie ein Notebook mit in den Urlaub nehmen. Damit kann man die Digitalfotos bereits am Urlaubsort nicht nur speichern und sichten, sondern auch schon archivieren und nachbearbeiten. Doch die Notebook-Lösung ist natürlich nichts für den Camping-Urlaub oder für die Rucksack-Wanderung. Und selbst wenn man ein überdachtes Urlaubsdomizil und genügend Platz im Kofferraum hat: Abgesehen von der Schlepperei und dem Diebstahlrisiko bringen Notebooks doch irgendwie zu viel Arbeit und Alltag mit in den Urlaub.
Also müssen andere Wege gefunden werden, die Fotos zwischenzulagern. Zum Beispiel, indem man eine Speicherkarte mitnimmt, die groß genug ist. Oder gleich mehrere. So viele, dass man nicht in der letzten Ferienwoche anfangen muss, die Bilder vom ersten Urlaubstag wieder zu löschen, um Platz für neue Fotos zu schaffen. Die größten im Handel erhältlichen Speicherkarten, "Microdrives" im Compactflash-Format, fassen bis zu acht Gigabyte. Darauf passen je nach Kamera- und Bildauflösung sowie Dateiformat mehrere tausend Bilder. Doch solche Speicherkarten, die eigentlich winzige Festplatten sind, kosten bis zu 1500 Euro. Zu einigermaßen erschwinglichen Preisen (etwa 100 Euro) werden Speicherkarten mit einer Kapazität von einem Gigabyte angeboten. Darauf haben dann mehrere 100 Fotos Platz.
Je nachdem,
wie viel man knipst und wie lang der Ferienaufenthalt wird, kann das reichen. Zumal es in vielen Urlaubsländern die Möglichkeit gibt, genau wie zu Hause die Speicherkarte in der Drogerie oder im Fotogeschäft zu entladen und sich die Bilder auf CD brennen zu lassen. Für die dort erhaltenen CDs gilt: Sie sind auch von einem deutschen PC lesbar. Die Grafikformate (.tif oder .jpg) sind weltweit genormt. Wer Glück hat, findet ein Internet-Café mit Speicherkartenleser in den Computern. Dann kann man seine Bilder gleich ins Internet stellen oder sich per E-Mail nach Hause schicken. Aus Angst vor Virenbefall ihrer Geräte erlauben viele Cafés das aber nicht.
Wem unterwegs der Speicher ausgeht, kann natürlich auch vor Ort Speicherkarten nachkaufen. Zwar sind fünf verschiedene Kartenformate auf dem Markt, und normalerweise nimmt jeder Kameratyp nur je eins davon auf. Aber diese Standards gelten weltweit, sodass man die verbreiteten Karten Secure Digital (SD) und Compact Flash (CF) - wenn auch zu happigen Preisen - in vielen Strandgeschäften nachkaufen kann. Schwieriger zu beschaffen sind die selteneren xD-Karten und Memory Sticks. Wer jedes Risiko vermeiden und wirklich ganz ohne Limit fotografieren möchte, sollte sich überlegen, in eine mobile Festplatte oder einen CD-Brenner zum Mitnehmen zu investieren.
Da bleibt am Ende des Urlaubs nur noch eine Frage: Wem soll man nur all die vielen Bilder zeigen, ohne zu Tode zu langweilen?
Ulf Schönert
Mitarbeit: Horst Gottfried, Mascha Jacoby, Anne Petersohn