Jetzt ist das Band am Ende: Im Jahr 2005 werden in Deutschland erstmals mehr DVD-Recorder verkauft werden als VHS-Videoaufnahmegeräte. Mehr als zwei Millionen will die Branche absetzen, die Bandgeräte fallen voraussichtlich auf 670 000 Exemplare zurück. Und es wird weiter abwärts gehen. Dabei kamen die ersten DVD-Recorder erst vor drei Jahren auf den Markt. Noch nie hat eine neue Geräteart in einem solchen Tempo den Generationswechsel erzwungen.
Glossar
- DVD-RAM Löschbares Medium. Diese relativ teure Scheibe unterstützt auch zeitversetztes Fernsehen (siehe Time Slip) und komfortable Nachbearbeitung. Nachteil: DVD-Rams lassen sich nur auf wenigen Playern abspielen
- DVD+R, DVD-R Einmal bespielbare Medien. Beide lassen sich nach dem Finalisieren auf den meisten neueren DVD-Playern abspielen
- DVD+RW, DVD-RW Löschbare DVD-Medien. Normal bespielte RW-Scheiben laufen auf 70 bis 80 Prozent aller aktuellen DVD-Player-Modelle
- Finalisieren Mit diesem Arbeitsschritt, der mehrere Minuten dauert, machen DVD-Recorder selbst gebrannte Scheiben der Formate DVD-R, DVD+R und DVD-RW bereit für die Wiedergabe auf normalen DVD-Playern
Kompatibel machen Diese Funktion von Recordern mit DVD+RW-Laufwerk entspricht dem Finalisieren. Sie sorgt dafür, dass die Platte auf normalen DVD-Playern läuft, auch dann, wenn sie nach der Aufnahme noch bearbeitet wurde
- Time Slip Alle Recorder mit eingebauter Festplatte bieten diese neue Art des zeitversetzten Fernsehens: Während das Gerät eine Sendung mitschneidet, kann es ihren Anfang bereits auf dem Bildschirm zeigen. Auch Pausen während der Wiedergabe sind im Time-Slip-Betrieb möglich - ebenso wie schneller Vor- und Rücklauf. Auch bestimmte DVD-Ram- und DVD-RW-Recorder ohne Festplatte bieten diesen Komfort
Eigentlich kein Wunder, denn der Umstieg auf die DVD hat nur Vorteile: Nie wieder sperrige Cassetten quietschend und ratternd hin- und herspulen, um endlich den Anfang vom Wunschfilm zu finden; nie wieder flaue Aufnahmen von Fernsehsendungen, die eigentlich gestochen scharf gesendet wurden; endlich TV-Sendungen zeitversetzt und unabhängig von jedem Programmschema ansehen. Nicht einmal Preisargumente sprechen noch für die alte Technik: Einfache DVD-Recorder sind kaum noch teurer als gehobene VHS-Maschinen; bespielbare Blanko-DVDs kosten weniger als einen Euro.
Aber macht die digitale Videorevolution das Leben wirklich leichter? Der stern wollte es genau wissen - und hat sechs Modelle gründlich ausprobiert. Das Prinzip der ersten drei: So wie früher der Videorecorder Sendungen auf Cassette aufnahm, wird der Film jetzt auf DVD-Rohlinge gebrannt. Von denen gibt es solche, die nur einmal bespielbar sind, und andere, die mehrfach wieder bespielt werden können. Die drei übrigen Modelle haben zusätzlich eine Festplatte eingebaut. Auf der wird zunächst alles digital gespeichert - auf DVD wird nur das kopiert, was für lange Zeit archiviert werden soll.
Zu den reinrassigen DVD-Recordern zählen die beiden Einsteigergeräte Yamakawa DVR-625 (um 250 Euro) und Philips DVD 610 (um 300 Euro), sowie der Sony RDR-GX300 (um 500 Euro). Mit eingebauten Festplatten arbeiten die Recorder Liteon LVW-5045 (um 450 Euro), Pioneer DVR-720 H (um 1100 Euro) und das derzeitige Flaggschiff unter den DVD-Recordern, der Panasonic DMR-E500H (um 1800 Euro).
Wer die Segnungen der digitalen Ära genießen möchte, ohne sich mit den Details der neuen Technik zu plagen, kommt mit dem Philips-Modell DVD 610 gut zurecht. Wird es zum ersten Mal eingeschaltet, so fragt es, wie die meisten anderen Modelle auch, zunächst einmal ein paar elementare Informationen ab; etwa, wie es seine Stationsspeicher belegen soll - über den Sendersuchlauf oder eine Kopier-funktion, die einfach die Stationsbelegung vom Fernseher übernimmt. Nicht einmal die berüchtigte Timer-Programmierung sorgt für böse Überraschungen. Wer sich die Eingabe der Aufnahmezeiten lieber erspart, tippt einfach die Kennzahlen der Programmierhilfe Show-View aus der TV-Zeitschrift ab.
Wie jeder andere DVD-Recorder will auch der Philips wissen, in welcher Qualität er die Programme auf die Platte bannen soll. Er stellt dazu sechs Stufen zur Wahl - nach dem Prinzip: Je höher die Qualität, desto geringer ist die Spielzeit der DVD. In der höchsten Qualitätsstufe verewigen die meisten DVD-Recorder nur eine Stunde Programm auf dem Rohling - zu wenig für einen Spielfilm. Das Philips-Modell bietet den Einstunden-Modus deshalb gar nicht erst an und beginnt mit der zweitbesten Stufe, die bei diesem Gerät M2, bei den meisten anderen Recordern Standard Play (SP) heißt. Sie bringt schon 120 Minuten auf die Scheibe - immer noch so gut, dass keine nennenswerten Unterschiede zwischen der TV-Sendung und dem Mitschnitt zu erkennen sind. Die übrigen Stufen verlängern die DVD-Kapazität je nach Gerätemodell auf bis zu acht Stunden, allerdings um den Preis immer deutlicher nachlassender Bildqualität. So zeigen sich im extremen Langspiel-Modus oft hässliche Pixelklötzchen auf der Mattscheibe - typische Fehler der Digitaltechnik, die wesentlich stärker stören als verwaschene Konturen oder flackernde Farbflächen in einer VHS-Aufzeichnung.
Verwirrend ist immer noch die Vielfalt der DVD-Rohlinge: Es gibt gleich fünf verschiedene Versionen (siehe Glossar) - nicht jeder Recorder kann mit allen umgehen. Ein Blick in die Gebrauchsanleitung hilft weiter. Beim Philips kommen die einmal bespielbare DVD+R und die wieder löschbare DVD+RW infrage.
Mit Rohlingen dieser Gattungen arbeitet auch der DVR-625 von Yamakawa. Er fordert seinen Besitzer allerdings stärker als der Philips - schon deshalb, weil er zusätzliche Ausstattungsdetails für den Einsatz in einem Heimkino besitzt. So bietet er zum Beispiel einen so genannten Komponenten-Video-Ausgang, der Bilder im Progressive-Scan-Modus ausgeben kann - das ist eine Anschluss-art, die speziell auf Projektoren oder große Fachbildschirme zugeschnitten ist, um ihnen die bestmögliche Bildqualität zu entlocken. Außerdem ist ein Decoder für digitalen "Surround"-Ton eingebaut, der eine Heimkino-Lautsprecheranlage direkt ansteuern kann. Und mit seinen Anschlüssen für digitale Camcorder und USB-Sticks kann das Gerät selbst gedrehte Videos überspielen oder Digitalfotos am Fernsehschirm vorführen.
Fast so reibungslos wie beim Philips geht die Erstinstallation des Yamakawa von der Hand - nur das Kopieren der Stationsbelegung vom Fernseher funktioniert nicht. Auf die narrensichere Show-View-Programmierung haben die Yamakawa-Entwickler leider ebenfalls verzichtet. Dafür geriet die Fernbedienung besonders hilfreich: Funktionen wie das Finalisieren (siehe Glossar), die Timer-Programmierung oder die Nachbearbeitung lassen sich direkt über Tastenbefehle ansteuern.
Mit dem Sony RDR-GX300 werden Bildschirmarbeiten fast schon zum Vergnügen: Dieser Recorder führt seinen Besitzer durch die Installation und die Timer-Programmierung samt Show-View mit perfekt gestalteten Menügrafiken. Die Fernbedienung ist übersichtlich, die Bedienungsanleitung tadellos. Selbst nicht alltägliche Funktionen, etwa die Anpassung des Komponenten-Video-Ausgangs an Projektor oder Flachbildschirm, erschließen sich ohne große Mühe.
Die wichtigste Besonderheit im Vergleich zur Konkurrenz ist aber die Fähigkeit des Sony, mit vier verschiedenen DVD-Rohlingen aufzunehmen. Neben den Varianten DVD+R und DVD+RW akzeptiert die Maschine zusätzlich die DVD-R für die einmalige Aufnahme und die DVD-RW, ihr löschbares Pendant. Scheiben vom Typ DVD-RW können in einem bestimmten Aufnahmemodus gleichzeitig aufnehmen und wiedergeben. So zeigt der Sony-Recorder auf Wunsch eine Fernsehsendung zeitverzögert - der aufgenommene Anfang kann angesehen werden, während das Ende noch aufgezeichnet wird. "Time Slip" heißt dieser Komfort, den sonst nur Geräte mit Festplatten bieten.
Ein Multi-Standard-DVD-Laufwerk gehört auch zu den Stärken des Liteon LVW-5045, des preisgünstigsten Recorders mit eingebauter Festplatte: Ob Plus oder Minus im Namen des DVD-Rohlings - dem Liteon ist alles recht. Obwohl seine Bedienmenüs ziemlich schlicht aussehen, erfüllen sie doch bestens ihren Zweck.
Bis zu 66 Stunden
Programm in ansehnlicher SP-Qualität nimmt der Liteon auf seiner 160 Gigabyte großen Festplatte auf - sowohl vom eingebauten Fernseh-empfänger als auch von einer anderen Quelle, etwa einem Camcorder. All dieses Material kann der Recorder, wie alle anderen Festplattenmodelle, nachbearbeiten, also schneiden, löschen oder mit neuen Index-Bildern verzieren. So kann man auch Werbeblöcke aus aufgenommenen TV-Sendungen entfernen.
Eine zierliche Flachbauweise und noch elegantere Bedienfunktionen - das sind die auffälligsten Eigenschaften, die der Pioneer-Recorder DVR-720 H dem Modell von Liteon voraushat. Auf die 160 Gigabyte große Festplatte dieser Maschine passen 68 Stunden in guter SP-Qualität.
Schon die Art, wie der Pioneer heikle Funktionen wie die Timer-Einstellung anpackt, zeugt von Feinarbeit am Bedienkonzept: Zum schnellen Programmieren ruft der Recorder eine Art Stundenplan auf den Bildschirm. Ein paar Klicks auf der Fernbedienung genügen, um dort die gewünschten Aufnahmezeiten zu markieren. Klare, übersichtliche Menüs zeigen den Inhalt der Festplatte an: Kleine Szenenbilder, die auf Wunsch zu laufen beginnen, symbolisieren die aufgenommenen Videos und bieten sie so zur Wiedergabe oder zur Nachbearbeitung an. Ganz ähnlich sehen auch die Kopierlisten aus, in denen der Recorder zusammenstellt, was er später von der Festplatte auf einen DVD-Rohling überspielen soll.
Dazu verlangt der Pioneer Scheiben vom Typ DVD-R oder DVD-RW. Weil beide hohe Brenngeschwindigkeiten vertragen, klappt das Kopieren sogar im Schnellverfahren - allerdings nur, wenn die Videos in derselben Qualitätsstufe bleiben, in der sie aufgezeichnet wurden. Reicht die Kapazität des Rohlings dafür nicht aus, passt der Recorder die Aufnahmequalität automatisch an den vorhandenen Speicherplatz an.
Noch mehr Ausstattung, noch mehr Funktionen und noch mehr Speicherplatz bietet derzeit nur ein einziger Digitalrecorder - das neue Modell DMR-E500H von Panasonic. Diese Maschine lässt eine 400 Gigabyte große Festplatte rotieren: Das reicht für 177 Stunden Video in tadelloser SP-Qualität. Für selbst gebrannte DVD-Archive kommen zwei verschiedene Medien infrage: die einmal bespielbare DVD-R oder die löschbare DVD-Ram (siehe Glossar), die sich aber auf den meisten DVD-Playern nicht abspielen lässt. Anständige Heimkinoausstattung ist für ein Gerät dieses Kalibers natürlich Ehrensache: Komponentenausgänge versorgen Projektoren mit Progressive-Scan-Signalen, ein eingebauter Mehrkanal-"Surround"-Decoder steuert Lautsprechersets mit eingebauten Verstärkern direkt an.
Die Bedienung am Fernsehbildschirm klappt ähnlich elegant wie beim Konkurrenten von Pioneer: Auch hier sorgen animierte Szenenbildchen für den klaren Überblick über den Festplatteninhalt und die Nachbearbeitungsschritte. Selbst die akustische Einstellung der Heimkino-lautsprecher erleichtert der Panasonic mit gelungenen Menügrafiken.
Die Bedienungsanleitung muss trotzdem stets in greifbarer Nähe bleiben - nicht nur beim Panasonic: Geräte mit einem so umfangreichen Repertoire an Funktionen können sich nicht mehr komplett selbst erklären. Recordern wie den beiden Top-Modellen von Pioneer und Panasonic gelingt es mit ihren ausgefeilten grafischen Bedienhilfen zwar, den digitalen Technikwildwuchs halbwegs zu bändigen - aber wirklich narrensicher funktionieren sie nicht. Modelle wie der Philips oder der Liteon machen ihren Besitzern manches leichter - ganz einfach, weil sie weniger können.
Einsteiger sollten sich deshalb überlegen, ob sie den Schritt in die digitale Welt wirklich gleich mit einer der komplexen Aufnahmemaschinen wagen wollen. Was die Bild- und die Tonqualität betrifft, so bieten auch die günstigen Geräte schon Genuss ohne Reue.