Feldversuch Terroristenjagd am Mainzer Bahnhof

Täglich passieren bis zu 20.000 Menschen den Mainzer Hauptbahnhof. Bis Ende Januar sind 200 "ausgewählte" Straftäter unter den Reisenden. Spezialkameras sollen die Probanten entlarven.

Das Bundeskriminalamt testet neue Verfahren zur Gesichtererkennung in Menschenmengen. Die Polizeibehörde stellte in Mainz ein Projekt vor, mit dem in Echtzeit Gesichter erkannt werden können.

200 aus 20.000

BKA-Vizepräsident Jürgen Stock sagte, die neuen Systeme könnten gesuchte Straftäter und Terroristen finden und im besten Fall neue Verbrechen verhindern. Die Spezialkameras im Eingangsbereich des Mainzer Hauptbahnhofs filmen nahezu alle Personen, die den Bahnhof verlassen. Den Bereich passieren täglich bis zu 20.000 Menschen. Die Fahndungssysteme sollen daraus 200 Probanden heraus filtern, die sich verpflichtet haben, mindestens einmal täglich den fraglichen Bereich zu passieren. Der rund 210.000 Euro teure Modellversuch soll bis zum 31. Januar 2007 laufen.

Stock sagte, der Einsatz solcher Systeme sei in Zukunft an Hauptbahnhöfen und Flughäfen sowie an Kriminalitätsschwerpunkten denkbar. Die Systeme könnten nicht nur die Fahndung nach Terroristen erleichtern, sondern der Polizei auch helfen, vermisste Personen zu finden sowie vor großen Sportereignissen Hooligans zu identifizieren und anzusprechen.

Löschung der Daten nach Testende

Die in Mainz aufgenommenen Bilder werden dabei mit einer speziell für das Projekt erstellten Datei verglichen, in der alle 200 Probanden gespeichert sind. Stock betonte, dass die Mainzer Bilddaten weder mit dem Fahndungscomputer des Bundeskriminalamts abgeglichen noch weitergegeben werden sollten. Die Daten der freiwilligen Teilnehmer werden nach BKA-Angaben nach Ende des Tests gelöscht, die der übrigen, unfreiwillig gefilmten Reisenden jeweils 48 Stunden, nachdem die Aufnahmen gemacht wurden.

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, äußerte sich zurückhaltend zu dem Modellversuch. "Bei biometrischen Fahndungssystemen könnte eine sehr vollständige Kontrolle einreißen", sagte Schaar im ZDF. Er forderte eine klare Beschränkung der neuen Technik auf Fahndungszwecke. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, begrüßte das Projekt dagegen: "Um Menschen vor Terroranschlägen zu schützen, sollte modernste Technik zu Hilfe genommen werden." Sollte der Modellversuch erfolgreich sein, müsse eine intensive Diskussion um die Nutzung der biometrischen Gesichtserkennung in der Öffentlichkeit beginnen.

Neue Reisepässe sollen Fingerabdruck speichern

Unterdessen wurde bekannt, dass das Bundesinnenministerium ab November 2007 in den Funk-Chips der neuen Reisepässe auch digitalisierte Fingerabdrücke speichern will. Bereits jetzt werden in zwölf Ämtern bei Passanträgen testweise auch die Fingerabdrücke von Bürgern erfasst, wie ein Ministeriumssprecher bestätigte. Dies geschehe jedoch nur nach Einwilligung der Betroffenen. Zudem würden die Daten bislang nicht auf dem Pass gespeichert.

AP
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