Drückt man auf den ersten Knopf, rennt Mario. Nimmt man den zweiten, hüpft er - aber nur, wenn man sich vorher für eine Richtung entschieden hat und eine weitere Taste gedrückt hält. Es ist nicht leicht, Mario über den Bildschirm zu steuern. Zu schwierig für viele. Das wird sich ändern. Dank einer tragbaren Spielkonsole, mit der sich Mario und Co. so einfach wie nie bewegen lassen, indem man sie auf dem Monitor mit dem Finger berührt. Der "Nintendo DS".
Auf den ersten Blick macht die neue Konsole aus Japan nicht viel her. Sie ist etwas größer als ein Brillenetui und sieht auch wie eins aus. Klappt man sie jedoch auf, wird es spannend: Es kommen zwei Bildschirme zum Vorschein. Auf dem oberen ist ganz normal das Spiel zu sehen, der untere aber ist ein "Touchscreen". Er erkennt Berührungen und überträgt sie in das Spiel. Auf ihm kann man malen, einen Rennwagen lenken, auf Gegner zielen, Puzzleteile verbinden oder Mario rennen lassen. Ganz einfach mit dem Finger oder einem kleinen Plastikstift - so nah waren sich Spiel und Spieler nie.
Mit diesem Konzept hofft Nintendo, ein größeres Publikum für Videospiele zu gewinnen. "Wir wollen nicht nur die Leute erreichen, die sowieso schon spielen", sagt Jim Merrick, Nintendos europäischer Marketingmanager. "Die zwei Bildschirme und der Touchscreen sollen Menschen für Spielkonsolen begeistern, die vorher keine angerührt hätten." Menschen also, für die bisher bereits die Bedienung einer Mikrowelle ein Abenteuer war. Natürlich soll der DS auch Nintendos wichtigsten Markt sichern: den der tragbaren Spielkonsolen. Darin ist die Firma seit Einführung des Gameboys 1989 (siehe Kasten) Spitzenreiter. Mehr als 150 Millionen Stück wurden weltweit verkauft. Jedes Kind kennt den Gameboy und mit ihm vor allem die "Pokémon", die mehr als 130 Millionen Mal in Kinderzimmern landeten.
Erfolgsstory
1989 erschien der erste Gameboy und verkauft sich vor allem dank "Tetris". Das in Russland erfundene Puzzlespiel hatte einen hohen Suchtfaktor. "Pokémon", seit 1996 auf dem Markt, wird eine der erfolgreichsten Spielereihen. Mit dem Gameboy Color kommt 1998 Farbe ins Spiel - und die Geräte werden kleiner. 2001 bietet der Gameboy-Advance (GBA) zwar eine schnellere Grafik, er hat aber einen zu dunklen Bildschirm. Der Mangel wird 2003 mit dem GBA SP behoben.
Solche Zahlen wecken Begehrlichkeiten. Und so greift Konkurrent Sony, der mit seiner Playstation bei den Heimkonsolen bereits den Spitzenplatz erobert hat, jetzt bei den mobilen Geräten an. Der Gameboy-Rivale heißt PSP - eine elegante "Playstation Portable" mit einem großen Bildschirm, die außerdem noch Musik und Filme abspielen kann. In eleganter Optik soll das Gerät in diesem Frühjahr auf den Markt kommen. Nintendo gibt sich gelassen: "Die PSP erfüllt die Erwartungen mit schöner Grafik und altbewährten Spielen. Sony ist ein Gerätehersteller, und sie haben ein gutes Stück Hardware gebaut. Aber ist das wirklich das Spielerlebnis, das man sich wünscht?", fragt Jim Merrick und hält mit dem Nintendo DS seine 149 Euro teure Antwort bereits in der Hand.
Mit pfiffigen Ideen, nicht nur mit Grafikpower, soll das Nintendo-Gerät also ab dem 11. März seine Käufer finden. "Pictochat" ist eines dieser ideenreichen Spiele. Mit dem Programm kann man Bilder zeichnen, Botschaften schreiben und diese drahtlos von einem DS zum nächsten schicken. Bis zu 30 Meter können überbrückt werden. Schüler wird es freuen, denn damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten bei Klassenarbeiten. Zudem hat der DS hat ein eingebautes Mikrofon. Mit dem pustet man in dem Spiel "Project Rub" Kerzen aus oder bläst ein Segelboot über den Ozean - ohne auch nur eine Taste zu drücken. Das macht Spaß, sieht aber sehr albern aus. "Ich denke nicht, dass das jemand in der S-Bahn macht", sagt Jim Merrick. Abwarten.