RoboCup Kampf der fußlosen Flankengötter

Kickend zum Erkenntnisgewinn: In Paderborn laufen die offenen deutschen Meisterschaften im Roboterfußball. Der Sport ist gleichzeitig Forschung.

Der Torwart mit dem Spitznamen "Hältnix" straft seine Namensgeber Lügen. Als der Ball auf das Tor zurollt, bewegt sich "Hältnix" elegant zur Seite. Ein dumpfes "Tschacka, tschacka" ist zu hören. Aus der schwarzen Kiste stößt knapp über dem Boden eine Schiene nach vorn und schießt den Ball bis über die Mittellinie hinaus. "Los, Siehtnix! Hinterher!" ruft der Trainer vom Randstreifen dem Spieler Nummer vier zu. Von Freitag bis Sonntag treten beim RoboCup German Open im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum 120 Teams autonomer Roboter aus elf Ländern gegeneinander an.

Ein Tor ist gelb, eines blau

Die Mannschaft der "Ulm Sparrows" besteht aus vier schwarzen Kisten auf Rollen, die entfernt an Lautsprecherboxen erinnern. Oben ist eine Kamera angebracht, die sich um die eigene Achse dreht und nach dem leuchtend orangefarbenen Ball Ausschau hält. Ein Tor ist gelb, das andere ist blau, um den sensorgesteuerten Kickern auf dem fünf mal zehn Meter großen Feld die Orientierung zu erleichtern.

Wettkampf und Workshop zugleich

"Es ist nicht nur ein Wettkampf, sondern auch ein Workshop", sagt Hans-Dieter Burkhard, Professor für Künstliche Intelligenz und Mitglied der internationalen RoboCup Federation. "Die Mannschaften informieren sich über ihre Fortschritte und tauschen Programme untereinander aus." Die Spielqualität werde jedes Jahr besser, obwohl zugleich die Anforderungen steigen. In diesem Jahr spielen die Roboter erstmals ohne Bande. Sie müssen also aufpassen, dass sie nicht einen orangefarbenen Pullover im Publikum für den Ball halten.

Jeder Spieler agiert selbstständig

"Das Besondere ist, dass die Roboter eigenständig agieren", sagt Burkhard. "Es gibt keine Fernsteuerung." Die Fußballmeisterschaft ist nach Ansicht der Organisatoren die ideale Plattform, Forschungsfortschritte bei mobilen Robotern und künstlicher Intelligenz zu demonstrieren. "Computer können schon Schach spielen, aber über eine belebte Straße zu fahren, ist noch zu kompliziert", sagt Burkhard. Fußball sei daher eine gute Möglichkeit, die Fähigkeiten der Maschinen zu testen und weiter zu entwickeln.

Erkenntnisse abseits des Fußballplatzes

Letztlich sei aber auch immer die praktische Anwendung im Blick. Die Forscher arbeiteten mittlerweile daran, autonome Roboter für Rettungseinsätze fit zu machen. Solche Maschinen könnten beispielsweise helfen, nach einem Erdbeben Verschüttete zu finden. Auch bei der Entwicklung von High-Tech-Prothesen werden autonome Roboter eingesetzt.

Im Juli findet in Padua die Weltmeisterschaft der Roboter-Kicker statt. Künftig sollen an Stelle der rollenden Kästen auch zweibeinige Roboter Fußball spielen können. Die RoboCup-Fans haben schon das Jahr 2050 im Blick: "Dann wollen wir mit den Robotern die menschlichen Fußball-Weltmeister besiegen."

DPA
Ulrike Koltermann

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