Schade eigentlich, dass Saugroboter nicht sprechen können – denn sonst hätte "Fluffy" sicher einiges zu berichten. Vor allem die Gründe für sein Verschwinden könnte er mitteilen, wo sich doch so viele Menschen Sorgen um ihn gemacht haben. Normalerweise putzt der Ausreißer im Wieselburger Schmankerlladen, einem kleinen Lebensmittelgeschäft in Österreich. Doch am Morgen des 24. Januar unterbrach er seinen Dienst, als er die Chance zur Flucht bekam. Was war passiert?
Bei einem automatischen Testlauf der elektrischen Schiebetüre öffnete sich für wenige Augenblick das Tor zur Freiheit für den Kleinen. Offenbar gelangweilt von seiner immergleichen Route im Laden von Ingrid Pruckner, ergriff der Saugroboter der Marke Lefant die Chance und nahm Reißaus. Die Sicherheitskameras hielten die Fahrt ins Ungewisse für die Nachwelt fest.
Energiereserven falsch eingeteilt
Gestärkt durch seine neu erworbene Freiheit, entfernte sich der überraschend smarte Haushaltshelfer immer weiter von seinem Zuhause und nahm der Straßenreinigung für eine Weile die Arbeit ab. Doch auf seiner Reise unterlief ihm ein folgenschwerer Fehler: Er hatte sich außer Reichweite seiner Ladestation begeben und langsam ging die Energie zur Neige. Und so schaffte es der tapfere Putzteufel nicht mehr zurück.
In Sorge um den Verbleib des liebgewonnenen Reinemachers startete seine Besitzerin Ingrid Pruckner nach erfolgloser Suche im unmittelbaren Umfeld des Ladens eine Suchaktion auf Facebook. Dort ist zu lesen: "Wer hat unseren Fluffy gesehen?" Es folgt die Bitte: "Falls ihn irgendwer gesehen hat, dann bitte bei uns melden – wir sind für jeden Hinweis sehr dankbar!" Die Kommentare unter dem Aufruf zeigen den Saugroboter, wie er entspannt auf einer Karibikinsel seinen Ruhestand genießt. Doch hatte er es wirklich so weit geschafft? Oder erfror der Verirrte in einer dunklen Ecke?
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählt Pruckner, wie es weiterging. Der Besuch beim Gemeindeamt, also quasi dem Fundbüro, blieb ohne Erfolg. Im Gegenteil: Wohl weil Frau Pruckner dort im Mai 2021 bereits nach ihrem gestohlenen Postkasten gefragt hatte, belächelte man die besorgte Ladenbesitzerin. Die lief nun langsam Gefahr, das Geschäft wieder vermehrt von Hand staubsaugen zu müssen. Dann aber kam endlich der rettende Hinweis.
Entkräftet und entsorgt - wie gemein!
Eine Frau meldete sich über Facebook und berichtete, sie habe im Morgengrauen ein schwarzes, zur Beschreibung passendes Ding die Straße abfahren sehen. Doch das hätte jeder Saugroboter sein können, daher war sie nicht sicher, ob es sich um den Gesuchten handelte. Die Stelle, wo er entkräftet zusammenbrach, wusste sie aber noch. Und tatsächlich: In einem Container ganz in der Nähe fand man ihn, nachdem ein Gemeindemitarbeiter ihn dort entsorgt hatte.
Ende gut, alles gut? Fast. Zwar ist Fluffy endlich wieder in seiner Ladestation, aber die Nässe und das Salz auf den Wieselburger Straßen haben ihm zugesetzt. Nach Angaben der Besitzerin lädt er nicht mehr vollständig und fährt nur noch verwirrt im Kreis. Muss wohl eine postsaugmatische Belastungsstörung sein. Da hilft nur noch der Gang zum Therapeuten – pardon – Elektriker.
Quelle: Süddeutsche Zeitung