Bei dem Ort Werbowe an der Saporischschja-Front gelang es den ukrainischen Streitkräften, die erste russisches Hauptverteidigungslinie zu durchstoßen. Die Ukrainer überwanden Minensperren, Drachenzähne und schafften es schließlich, gepanzerte Fahrzeuge über einen von den Russen angelegten Panzergraben zu bringen.
Seit etwa einer Woche haben die Kampfhandlungen etwas abgeflaut. Es ist anzunehmen, dass die Ukrainer versuchen, ihre Positionen zwischen den beiden Ortschaften Robotyne und Werbowe auszubauen und so einen weiteren Vormarsch mit dem Fernziel Tokmak vorzubereiten.

Über 24 Wracks an einem Feldweg
Die russische Seite hat ein Video veröffentlicht, das offenbart, welchen Preis der Einbruch in die russischen Stellungen gekostet hat. Der Clip zeigt einen etwa vier Kilometer langen Abschnitt des Weges zwischen Robotyne und Werbowe – gesäumt von den Wracks gepanzerter Fahrzeuge. Zumeist handelt es sich um leicht gepanzerte Truppentransporter (APC) und Schützenpanzer (IFV). Auf dem kurzen Wegstück rauchen mehr als 24 gepanzerte Fahrzeuge. Der Weg ist so unbedeutend, dass er von Google Maps und anderen Diensten nicht abgebildet wird.
Häufig können sich die Soldaten retten
Wie viele Soldaten dabei starben, lässt sich nicht sagen. Wegen der Art der Kämpfe können die Besatzungen ein beschädigtes Fahrzeug häufig verlassen. Minentreffer legen meist zunächst nur das Fahrwerk lahm, auch Artillerietreffer führen nicht zu einer unmittelbaren Explosion. Zu Beginn des russischen Überfalls gingen zahlreiche russische Tanks in einem Feuerball auf. Das liegt zum einen an der Bauart der T-72 Panzer, die die Munition in einem Karussell am Boden lagern. Aber auch daran, dass die ukrainischen Soldaten die russischen Panzer mit speziellen Anti-Panzer-Lenkwaffen bekämpften. Sie sind so gebaut, dass sie keinen Schaden außerhalb des Fahrzeuges anrichten, sondern versuchen, die Panzerung mit einem gleißenden Plasmastrahl zu durchschlagen, und dann den Innenraum in ein Flammeninferno zu verwandeln. Die Russen bekämpfen die ukrainischen Fahrzeuge auf große Entfernungen, doch ihre Einwegdrohnen beschädigen die Panzer beim ersten Angriff nur.
Bei den Kämpfen haben die Russen alles, was sie im Arsenal haben, auf die ukrainischen Truppen geworfen. Drohnen, Artillerie und schwere Fliegerbomben. Es sollte auch daran erinnert werden, dass diese vielen Fahrzeuge nicht in einem kurzen Gefecht verlorengegangen sind. Die Kämpfe ziehen sich etwa 14 Tagen hin. Und sie hören nicht auf. Der tiefe Einbruch in die russischen Stellungen bringt für die Ukrainer eigene Probleme mit sich. Um Nachschub zu liefern und Verwundete zu transportieren, müssen ihre Fahrzeuge nahe an die aktuelle Kontaktlinie herankommen. Auf den letzten Kilometern können sie von den russischen Drohnen erspäht und dann aus der Ferne bekämpft werden.

Russland dominiert mit Drohnen
Drohnen haben diesen Krieg geprägt. Zu Beginn hatte die Ukraine einen deutlichen Vorteil, sowohl was schwere Kampfdrohnen wie auch kleine kommerzielle Drohnen anging, die nachträglich militarisiert wurden. Doch schon in der Schlacht um Bachmut änderte sich dies. Die Russen waren zunehmend in der Lage, die ukrainischen Drohnen zu stören und konnten einerseits immer mehr eigene Drohnen in die Luft bringen. Inzwischen sollen die Russen nach ukrainischen Angaben bei den Kamikaze-Drohnen im Verhältnis Eins zu Fünf wenn nicht gar Eins zu Zehn überlegen sein.