Smartwatches Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 im Test: Einmal mit Fingerspitzengefühl

Die Apple Watch Series 9 unterstützt wie die Apple Watch Ultra 2 die neue Doppeltipp-Geste
Die Apple Watch Series 9 unterstützt wie die Apple Watch Ultra 2 die neue Doppeltipp-Geste
© Malte Mansholt / stern
Die Apple Watch hat sich in den letzten Jahren mächtig gemausert. Dieses Jahr fallen die Änderungen auf den ersten Blick eher kleiner aus. Im Test zeigt sich aber: Im Alltag entfalten sie durchaus ihre Wirkung. Vor allem ein Feature hat es wirklich in sich.

Ob als Fitness-Tracker, Portmonee am Handgelenk, als Zweitdisplay für das iPhone – oder auch einfach als Uhr: Die Apple Watch hat sich für viele Nutzer:innen längst zum unverzichtbaren Alltagsbegleiter entwickelt. Nachdem mit der Apple Watch Ultra letztes Jahr ein gigantisches Upgrade vorgestellt wurde, fallen die Neuerungen der nun vorgestellten Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 auf dem Papier eher kleiner aus. Hier erfahren Sie, ob sich der Kauf trotzdem lohnt.

Nimmt man die Uhren zum ersten Mal in die Hand, könnte man glauben, den Vorgänger vor sich zu haben: In puncto Design hat sich weder bei der Apple Watch Ultra 2 noch bei der Apple Watch Series 9 etwas getan. Das Ultra-Modell setzt weiter auf ein schickes Titangehäuse, die Series 9 je nach Modell auf Aluminium oder Edelstahl. Selbst beim Gewicht ändert sich quasi nichts: Je nach Modell wiegen die neuen Modelle höchstens ein Zehntel Gramm mehr oder weniger. Die größte optische Neuerung: Die Series 9 gibt es nun auch in einem schicken Rosa-Ton.

Bei Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 legt Apple viel Wert auf Recycling. Die Gehäuse bestehen aus recycletem Titan, das rechts zu sehende Nike-Armband aus geschredderten Watch-Bändern
Bei Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 legt Apple viel Wert auf Recycling. Die Gehäuse bestehen aus recycletem Titan, das rechts zu sehende Nike-Armband aus geschredderten Watch-Bändern

Neues Gefühl im alten Look

Dass sich die Uhren trotzdem anders anfühlen, liegt an einer Funktion, die sofort ins Blut übergeht: die neue Doppeltipp-Geste. Tippt man Zeigefinger und Daumen des Uhren-Arms schnell zweimal aneinander, erkennt die Watch das – und führt je nach Kontext eine Aktion aus. Klingelt das Telefon, hebt sie ab, ist man im Call, legt sie auf. Kommt eine SMS, wird sie angezeigt, in der Homeansicht öffnet sich der sogenannte Stack, der mit iOS 17 die Widgets einblendet. Und in dieser Ansicht wechselt man wiederum durch die Widgets.

Da die Geste so einfach ist, gewöhnt man sich erstaunlich schnell daran. Und wünscht sich fast, noch mehr solcher Gesten zu haben. Der Nutzen erschließt sich sofort. Immer, wenn man gerade nur eine Hand frei hat, kann man nun trotzdem schnell reagieren, sei es in der Küche, beim Autofahren oder beim Sport.

Die spannendste Neuerung der Apple Watch Series 9 (im Bild) und Apple Watch Ultra 2: Mit einem Doppeltippen kann man die Uhr auch einhändig steuern
Die spannendste Neuerung der Apple Watch Series 9 (im Bild) und Apple Watch Ultra 2: Mit einem Doppeltippen kann man die Uhr auch einhändig steuern
© Malte Mansholt / stern

Die Erkennung funktioniert dabei erstaunlich zuverlässig. Weil der Bildschirm aktiviert sein muss, reagiert die Uhr nur dann, wenn man das Handgelenk anhebt und darauf schaut. Ein Tippen zwischen Daumen und anderen Fingern führt auch nicht zu Fehleingaben. Nur wenn der Arm angelegt ist, klappt es nicht. Der Grund: Zur Erkennung der Geste werden gleich mehrere Sensoren wie der Puls-, der Bewegungs- und der Geschwindigkeits-Messer genutzt. Ruht der Arm auf etwas, wird die Bewegung aber nicht erkannt.

Etwas schade ist, dass man keinerlei Kontrolle hat, was genau die Geste auslöst. Zwar ist eigentlich in der Regel ersichtlich, was passieren wird. Will man etwas anderes als die Standard-Handlung für die aktuelle Situation erreichen, muss man doch wieder die andere Hand nutzen. Das ist für den Anfang aber allemal in Ordnung. Eventuell gelingt es Apple später, weitere Gesten nachzureichen.

Wer gespannt auf die neuen Gesten ist, darf sie allerdings nicht zum Start erwarten: Apple hat das Doppeltippen für Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 erst in einem Update im Oktober angekündigt. Für den Test konnten wir eine speziell vorbereitete Vorversion ausprobieren.

Schneller, selbst bei Siri

Aber auch technisch hat sich einiges getan. Beide Uhren bringen mit dem S9 SiP einen neuen Prozessor mit, der für eine schnellere Reaktion und weichere Animationen sorgen soll. Vor allem lässt er aber Siri erheblich schneller reagieren: Alle Standard-Anfragen wie Timer, Erinnerungen und ähnliches werden laut Apple nun direkt auf der Uhr verarbeitet. Das sorgt nicht nur für mehr Privatsphäre, schließlich werden die Sprachaufnahmen sonst an Apples Server geleitet. Die Anfragen werden auch schlicht schneller verarbeitet: Teils unter einer Sekunde hat Siri den Befehl schon verarbeitet und etwa die Eieruhr gestellt. So wird die Sprach-Assistentin im Alltag tatsächlich nützlicher.

Ein weiterer kleiner Chip bietet gleich mehrere Vorteile. Die zweite Version des Ultrabreitband-Chips – von Apple vermutlich nicht zufällig nicht U2 genannt – erlaubt es, Geräte auf noch größere Entfernungen anzusprechen. Nutzt man eines der neuen iPhone 15 (hier finden Sie den Test von iPhone 15 und 15 Plus und hier den der Pro-Modelle), kann man die mit der "iPhone finden"-Funktion nicht mehr nur anpingen, sondern sich auch die genaue Entfernung anzeigen lassen, wenn sie sich in der Nähe befinden. Da die Anzeige sich live aktualisiert, lässt sich das Gerät so im Nu wieder aufstöbern.

Auch für Besitzer eines Homepods bringt der U-Chip einen Vorteil: Ist man weniger als vier Meter entfernt, schlägt die Watch automatisch Musik-Wiedergabe auf dem Apple-Lautsprecher vor.

Heller – und dunkler

Apropos Anzeige: Auch die hat bei beiden Watches etwas neues zu bieten: War die erste Apple Watch Ultra mit 2000 Nits noch doppelt so hell wie die Series 8, zieht die Series 9 nun ebenfalls auf diese Helligkeitsstufe nach. Die Apple Watch Ultra 2 wird sogar auf 3000 Nits maximale Helligkeit upgegradet. Im hellen Tageslicht sind beide Uhren dadurch noch besser ablesbar. Im Dunkeln geblendet wird man aber nicht: Die Uhren passen die Beleuchtung weiter an das Umgebungslicht an, beide Uhren können im Dunkeln sogar auf bis zu 1 Nit herunter regeln. Auch wenn man die Kinder ins Bett bringt, wird das Zimmer nur noch minimal heller.

Bei den Sport-Funktionen haben beide Uhren übrigens keine Neuerungen zu bieten. Sie benutzen dieselben Sensoren wie die Vorgängermodelle. In Testläufen wichen beide jeweils so minimal vom Vorgänger ab, dass nie zu sagen war, welche Messung nun die genauere sein könnte.

Grüne Uhren

Eine Neuerung, die Apple bei seinen neuen Uhren besonders betont, ist das Thema Recycling. Schon die Series 8 setzte komplett auf recycletes Aluminium, dasselbe gilt nun für den Nachfolger. Auch die Apple Watch Ultra 2 ist erstmals zu 95 Prozent aus recycletem Titan gefertigt. Doch die Bemühungen gehen noch weiter: Wählt man bestimmte Uhrenbänder – bei der Ultra 2 etwa den Trail Loop oder den Alpine Loop – ist die Uhr zudem zu Hundert Prozent klimaneutral gefertigt.

Sportliche Preise

Eine erfreuliche Neuerung gibt es bei den Preisen: Alle neuen Modelle sind günstiger geworden. Die Series 9 kostet mit einem Preis ab 449 Euro 50 Euro weniger als der Vorgänger bei Erscheinen, die Apple Watch Ultra 2 ist mit 899 Euro sogar um 100 Euro günstiger. Allerdings sind die Vorgänger auch stark im Preis gefallen. Kann man auf die Neuerungen verzichten, sind sie weiter eine attraktive Alternative.

Fazit: Kleines Update, große Wirkung

In der Gesamtbetrachtung sind die neuen Apple Watches eigentlich ein eher kleines Upgrade. Dafür haben alle Neuerungen einen direkten Einfluss: Die Uhren sind tagsüber besser ablesbar, die Doppeltipp-Geste wird quasi im Handumdrehen zur Routine. Auch die schnellere Siri ist sofort zu bemerken. Und auch die neuen Preise sind natürlich sehr attraktiv.

Ein Must-Have sind die neuen Uhren aber nicht. Kaum jemand dürfte wegen der Fingergeste plötzlich eine neue Uhr kaufen wollen. Plant man  ohnehin eine neue Apple Watch zu kaufen, sind die Neuerungen den Aufpreis zu den älteren Modellen aber durchaus wert. Wer darauf verzichten kann, ist aber auch mit den Modellen aus dem Vorjahr weiter gut bedient.

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