Lange Zeit musste man sich entscheiden: Wollte man Performance, ein schickes Design mit wenig Gewicht oder einen niedrigen Preis? In den letzten Jahren haben sich die Grenzen deutlich verschoben. Mit dem Envy x360 bringt HP nun ein Notebook auf den Markt, das auf dem Papier alle drei Punkte miteinander vereint. Und auch im Test zeigt sich: Die Kompromisse sind für ein Gerät unter 1000 Euro enorm überschaubar.
Edelgehäuse zum kleinen Preis
Schon beim ersten Eindruck kann das Envy punkten. Das Gehäuse besteht wie bei den edlen Geräten von HPs Spectre-Serie aus Metall, fühlt sich entsprechend wertig an. Hält man das aufgeklappte Gerät an einer Ecke, merkt man zwar ein sehr leichtes Nachgeben des Gehäuses, beim Gehen wippt der Bildschirm ganz leicht. Trotzdem wirkt es robust. Die meisten werden das Gerät vermutlich ohnehin beim Transport sicherheitshalber zuklappen.

Beim Klappen hat man mehrere Optionen: Als Hybrid-Gerät erlaubt es das Envy, das Display um 360 Grad zu bewegen, die Tastatur landet dann auf der Rückseite, das Touchdisplay wird zum Tabletersatz. Für die gelegentliche Nutzung funktioniert das gut, wer allerdings vor allem im Tabletmodus arbeiten will, dem dürfte das Gewicht von 1,3 Kilo irgendwann zu schwer ausfallen. Natürlich lässt sich das Gerät auch flach hinlegen oder als "Zelt" im Präsentationsmodus hinstellen. Oder man arbeitet mit ihm ganz klassisch als Notebook.
Flinke Eingabe mit kleinen Mankos
Das Touchdisplay kann sich dabei sehen lassen. Der in FullHD (1920 x 1080 Pixel) auflösende Screen ist scharf, reagiert schnell und zuverlässig auf Touch-Eingaben. Die Farbdarstellung ist ordentlich. Die Helligkeit beim Testmodell (HP Envy 13-ay0359ng) ist mit 300 Nit recht niedrig, wenn in Gebäuden auch völlig ausreichend. Im Freien ist allerdings schnell kaum noch etwas zu erkennen. Wer das Gerät auch draußen nutzen möchte, sollte daher erwägen, sich eine der von HP ebenfalls angebotenen Varianten mit 400 oder gar 1000 Nit anzuschaffen. Die fallen aber teurer aus.
Tastatur und Maus sind bei günstigen Notebooks oft unbefriedigend, beim Envy ist das nicht so. Das Trackpad ist präzise, wenn auch nicht besonders groß. Das Klicken beim Mausklick ist spür- und hörbar, fühlt sich aber nicht ganz so wertig an wie etwa bei Apples Notebooks. Auch an das befriedigende Schreibgefühl von teureren Geräten reicht das Envy nicht ganz heran, der Tastendruck ist aber weit vom billigen Klackern vieler anderer Modelle entfernt. Auch längeres Schreiben macht auf der Tastatur durchaus Spaß.

Etwas irritierend ist aber die Anordnung der Tasten: Wichtige Tasten wie Enter und die Löschtaste sind nicht wie gewohnt am Rand platziert, sondern eine Reihe daneben. Auch die Raute- und Plustaste sind anders angeordnet als gewohnt. So kommt es oft zu Fehleingaben. Wer öfter zwischen Notebook- und Schreibtischtastatur hin- und herwechselt, dürfte eine Weile brauchen, bis er sich umgestellt hat.
Viel Leistung bei wenig Lärm
Bei der Leistung muss man kaum Kompromisse machen. Das getestete Envy setzt auf einen AMD-Prozessor der Ryzen-5-Serie (U4500), es stehen auch Modelle mit etwas weniger und etwas mehr Leistung zur Auswahl. Bei Alltags-Nutzung ist der Prozessor gemeinsam mit den 8 GB Arbeitsspeicher kaum an seine Grenzen zu bringen. Durch den verbauten Vega-Grafikchip sind sogar aufwendige 3D-Spiele drin. Ältere wie Skyrim laufen auf höchsten Details, bei moderneren Games wie Destiny 2 muss man aber einige Abstriche machen, um eine flüssige Darstellung über 50 Bilder die Sekunde hinzubekommen. Für ein schlankes Arbeits-Notebook ist das aber eine starke Leistung.
Die hohe Leistung fordert aber ihren Tribut: Die beim Surfen und Büroarbeiten in der Regel sehr leisen Lüfter drehen beim Zocken hörbar auf. Ohrenbetäubend wurde es aber nicht. Auch die Wärme an der Unterseite ist zwar spürbar, bei hoher Leistung sollte man das Gerät aber ohnehin auf einem Tisch und nicht auf dem Schoss abstellen.

Dauerläufer
Die Akkulaufzeit ist mehr als in Ordnung. Mit normalem Surfen lassen sich durchaus auch zehn bis zwölf Stunden Benutzungszeit aus dem Envy herausholen, bei voller Leistung hält der Akku mit zwei bis drei Stunden natürlich deutlich kürzer. Voll aufgeladen war der Envy im Test in etwas unter zwei Stunden.
Beim Netzteil traf HP eine etwas merkwürdige Entscheidung. Statt auf den modernen USB-C-Standard zu setzen, legt der Hersteller ein proprietäres Netzteil bei, mit dem man nicht mal eben das Smartphone oder anderes Zubehör laden kann. Diese Variante ist umso irritierender, wenn man bedenkt, dass das Envy eine USB-C-Buchse besitzt – und sich darüber auch aufladen lässt, wenn man ein entsprechendes Netzteil hat. Statt der proprietären hätte HP also auch einfach eine zweite USB-C-Buchse verbauen können.
Wenig anschlussfreudig
Bei den Ports ist das Envy ohnehin sparsam. Trotz des engen Gehäuses gibt es immerhin zwei vollwertige USB-2-Buchsen, die leicht ausgeklappt werden müssen. Auch ein recht flotter MicroSD-Kartenleser und eine Klinkenbuchse haben Platz. HDMI und Ethernet gibt es aber nicht. Wer einen Bildschirm oder ein Netzwerkkabel anschließen will, muss dafür einen Adapter für den USB-C-Anschluss nutzen. Schade: Weil ein AMD-Chipset verwendet wird, unterstützt die USB-C-Buchse nicht den Intel-Standard Thunderbolt, über den sich mehrere Geräte hintereinander als Kette verbinden lassen.
Sehr nett sind kleine Quality-of-Life-Features, mit denen HP das Envy aufwertet. Schaltet man per Taste die Kamera ab, ist deutlich die weiße Klappe zu sehen, die die Linse abdeckt. Die Funktionstasten wie die Feststell-Taste, die Stummtaste oder die zum Abschalten von Micro und Kamera sind jeweils mit einer eigenen kleinen LED-Lampe versehen. So sieht man sofort, was abgeschaltet ist. Auch der Fingerabdruckscanner in der Tastatur ist nett, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Statt im Einschaltknopf hat ihn HP an der Stelle platziert, an der sich sonst die rechte Ctrl-Taste befindet. So ist er zwar leicht vom Trackpad aus erreichbar, muss aber beim Einschalten extra betätigt werden.
Fazit: Der neue Maßstab unter 1000 Euro
Mit dem Envy x360 (2020) hat HP einen neuen Maßstab für Hybridgeräte unter 1000 Euro gesetzt. Das Gerät fühlt sich edel an, ist technisch potent und dabei dank des flexiblen Touchscreen zudem noch sehr flexibel. Die Kompromisse wie die niedrige Helligkeit und die fehlende Unterstützung von Thunderbolt sind in der Anzahl recht überschaubar, können je nach der eigenen Nutzung aber ein Dealbreaker sein. Die etwas merkwürdige Anordnung der Tastatur ist vor allem dann nervig, wenn man sich nicht dauerhaft an sie gewöhnen kann, weil man mehrere Tastaturen an verschiedenen Geräten nutzen muss.
Wer ein Notebook unter 1000 Euro sucht, macht mit dem HP Envy x360 selbst dann wenig falsch, wenn man den Hybrid-Bildschirm nicht nutzen möchte. Will man ein flexibles Display, kommt man bei diesem Preis kaum an dem Gerät vorbei. Wer mehr Speicher braucht, muss das aber beim Kauf entscheiden: Der Arbeitsspeicher ist verlötet.
Das getestete Modell HP Envy 13-ay0359ng mit Ryzen 5 U4500, 8 GB Speicher und 1000 GB SSD-Festplatte gibt es bereits ab 780 Euro.
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