Der Deal schien zu gut, um wahr zu sein. Während man für Lizenzen für die Microsoft-Produkte wie Windows 10 oder Microsoft Office schnell Hunderte Euro zahlt, bot die Supermarkt-Kette Edeka sie neben den Amazon- und Netflix-Gutscheinen an der Kasse zum Spottpreis an. Schon bei den ersten Berichten im letzten Sommer warnte der stern vor den möglichen Problemen für die Kunden. Nun gibt es erste rechtliche Folgen für den Vertreiber Lizengo.
Bereits letzten Dienstag wurden Privat- und Büroräume der Geschäftsführung in Köln von der Kriminalpolizei durchsucht, berichtet "Heise". Die Strafanzeige sei demnach von Microsoft direkt gestellt worden sein, der Software-Riese wirft dem Schlüssel-Händler Betrug vor. Die Staatsanwaltschaft bestätigt dem Bericht zufolge die Durchsuchung, wollte sich aber wegen laufender Ermittlungen nicht konkret zu den Beschuldigten äußern. Es handle sich um "Untersuchungen bei einem Online-Händler", der Lizenzschlüssel für Programme verkauft habe "ohne den Käufern ein tatsächliches Nutzungsrecht an den Computerprogrammen eingeräumt zu haben."
Geschäftsmodell mit offenen Fragen
Genau das wirft Microsoft auch Lizengo vor. Die von dem Händler neben den Supermärkten auch online verkauften Schlüssel stammten aus Überbeständen von Großkunden, die mehr Lizenzen erworben hätten, als sie benötigten, hatte Lizengo letztes Jahr erklärt. In Firmenlizenzen sind etwa oft die Benutzungsrechte für Hunderte Rechner enthalten. Das Unternehmen habe diese Schlüssel dann in großen Mengen aufgekauft und dann selbst angeboten.
Microsoft hatte zunächst zurückhaltend reagiert und darauf hingewiesen, dass der Besitz eines Schlüssels nicht zwangsläufig eine gültige Lizenz bedeutet. Produkt-Schlüssel seien nicht gleichbedeutend mit einer Nutzungslizenz, führte das Unternehmen aus. "Sie dienen lediglich dazu, dass derjenige Kunde, der bereits ein Nutzungsrecht für ein Computerprogramm erhalten hat, dieses installieren und aktivieren kann", erklärte Microsoft gegenüber "Heise". Der Wohnungschlüssel ersetze ja auch nicht den Mietvertrag, veranschaulichte das Unternehmen im letzten Sommer.

Lizenzen waren bereits benutzt
In einer Prüfung der Schlüssel sei Microsoft dann auf Ungereimtheiten gestoßen. Einige der stichprobenartig untersuchten Schlüssel seien demnach bereits aktiviert worden, um Programme freizuschalten. Und das, bevor der Schlüssel von Lizengo zum Verkauf angeboten wurde. Die Lizenz wurde also bereits von jemandem genutzt, als der Schlüssel im Handel landete. Microsoft entschied sich, rechtliche Schritte einzuleiten. Zu den aktuellen Ermittlungen wollte sich das Unternehmen laut "Heise" aber nicht äußern.
Auch Lizengo bestätigte demnach, dass es ein Zivilverfahren gebe. In dem Strafrechtsverfahren ist das Unternehmen nur als Zeuge genannt. Unternehmen werden in Deutschland allerdings nicht strafrechtlich verfolgt, die Ermittlungen richten sich immer gegen einzelne Personen.
Das Geschäft mit den Schlüsseln
Das Unternehmen ist mit seinem Vorgehen nicht alleine, auch anderen Seiten bieten Software-Schlüssel zum Schnäppchenpreis an, bei Ebay und anderen Plattformen landen ebenfalls immer wieder Keys. Lizengo war insofern ein Ausreißer, weil es dem Unternehmen als erstes gelungen war, seine Angebote auch in Ladengeschäfte zu bringen. Edeka war das Geschäft aber wohl nach den Presseberichten nicht mehr ganz geheuer: Im Oktober letzten Jahres hatten Lizengo und die Supermarktkette ihre Kooperation beendet. Damals hatte Lizengo noch betont, dass nicht rechtliche Probleme für das Ende verantwortlich gewesen seien.
Was die Ermittlung für die Kunden der Billig-Schlüssel bedeutet, wird sich zeigen. Theoretisch könnte Microsoft die Schlüssel sperren, dann wären aber auch die legitimen Besitzer der Lizenz betroffen. Wer einen Schlüssel aus dem Angebot erworben hatte, sollte trotzdem erwägen, eine gültige Lizenz für das Programm zu erwerben, um möglichen Problemen vorzubeugen. Und Windows und Office garantiert rechtlich sauber zu nutzen.
Quelle: Heise
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