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Neuer Bildschirm Apple Watch Series 5 im Test: Endlich eine richtige Uhr

Die Apple Watch Series 5 hat einen Always-on-Bildschirm.
Die Apple Watch Series 5 hat einen Always-on-Bildschirm.
© Malte Mansholt / stern
Mit der Apple Watch Series 5 führt Apple ein Display ein, das nie mehr ausgeht. Das bringt die Uhr auf ein völlig neues Level - doch wie wirkt sich das auf den Akku aus? Unser Test verrät’s.

Es begann als großes Missverständnis: Als Tim Cook im September 2014 als "one more thing" die Apple Watch enthüllt, erwarten viele nicht weniger als eine Revolution. Doch die Uhr, die man sich dann im Frühjahr 2015 ums Handgelenk schnallen kann, wirkt noch unfertig und hat einige Kinderkrankheiten. Die anfängliche Begeisterung kippt ins Gegenteil: Plötzlich heißt es überall, die Uhr sei ein Flop.

Und heute? Dominiert Apple den Markt. Der Marktanteil liegt bei 46 Prozent. Den will der Konzern noch ausbauen: Mit der Apple Watch Series 5 beginnt für die smarte Uhr im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Zeitrechnung - denn erst im fünften Jahr wird sie zu einer vollwertigen Uhr.

Die wichtigsten Neuerungen der Apple Watch Series 5 im Überblick:

  • zwei neue Materialien (Keramik und Titan)
  • Always-on-Bildschirm
  • eingebauter Kompass
  • weltweiter Notruf
  • 32 GB Speicher (bislang: 8 bzw. 16 GB)

Rückkehr eines alten Bekannten

Die Apple Watch Series 5 gibt es in zwei Größen: 40 und 44 Millimeter. Die Uhr ist in verschiedenen Gehäusematerialien erhältlich: Das Standardmodell besteht erneut aus Aluminium. Neben der Edelstahl-Version feiert die Variante aus weißer Keramik ihr Comeback. Erstmals gibt es ein Modell aus Titan, welches stabiler sein soll. Allerdings muss man schon sehr genau hinschauen, um sie vom Einsteigermodell aus Aluminium zu unterscheiden. Mit mindestens 750 Euro ist sie zudem wesentlich teurer als die Alu-Variante (ab 450 Euro)

Am Formfaktor der Apple Watch hat sich nichts geändert. Das meistverkaufte Aluminium-Modell wiegt 30,8 Gramm (40mm) oder 36,5 Gramm (44mm) und ist damit sehr leicht. Weil die Uhr nicht zu dick aufträgt, passt sie auch problemlos unter den Hemdsärmel. Wie immer passen die alten Armbänder auch in die neue Uhr. Und natürlich funktioniert die Apple Watch weitere nur mit einem iPhone und nicht mit Android-Smartphones.

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Die eine, die immer wacht

Die spektakulärste Neuerung ist das Always-on-Display. Der Bildschirm bleibt somit immer an, auch wenn man nicht aktiv auf die Apple Watch schaut. Man kann nun also auch beim Tragen der vollen Einkaufstüten ohne Verrenkungen die Uhrzeit ablesen.

Ein Display, das die ganze Zeit an ist - das klingt wie eine Selbstverständlichkeit. Tatsächlich hat es Apples Ingenieuren aber einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Denn ein permanent aktivierter Bildschirm verbraucht nonstop Strom und das ist eigentlich das Letzte, was man bei einem Gerät mit solch winzigen Akkus möchte.

Die Lösung für dieses Problem heißt LTPO. LTP-was? Die Buchstabenfolge steht für "Low Temperature Polycrystalline and Oxide Display", auf deutsch Niedertemperatur-Polysilikon- und Oxid-Display. Vereinfacht gesagt ist das Display dadurch in der Lage, die Bildwiederholfrequenz automatisch von 60 auf nur noch ein Hertz herunterzuregeln und dadurch viel Strom einzusparen. Die Apple Watch ist das branchenweit einzige Produkt, dass diese Technologie einsetzt.

Sobald das Handgelenk des Benutzers nach unten geführt wird, dimmt die Uhr den Bildschirm. Zudem werden einige Komplikationen und Animationen wie der Sekundenzeiger deaktiviert, der Bildinhalt wird zudem seltener aktualisiert. Mit einem Anheben des Handgelenks oder einem Fingertipp werden die volle Helligkeit und sämtliche Anzeigen wiederhergestellt. Damit das gut aussieht, musste jedes Zifferblatt für das neue Display optimiert werden. Beim neuen "Kalifornien"-Watchface etwa ist das Ziffernblatt blau, im gedimmten Zustand schwarz. Das sieht so aus:

Links sehen wir die gedimmte Variante des neuen Always-On-Bildschirms, rechts die aktive Uhr.
Links sehen wir die gedimmte Variante des neuen Always-On-Bildschirms, rechts die aktive Uhr.
© Malte Mansholt / stern

Dass Apple das Feature wirklich durchdacht hat, zeigt ein Detail: In den Einstellungen gibt es die neue Option "Sensible Komplikationen ausblenden”. Schaltet man diese ein, deaktiviert die Uhr im gedimmten Zustand systemweit sämtliche Komplikationen mit persönlichen Details - dazu zählen Kalendereinträge, Erinnerungen, der Aktivitätsstatus oder das Zyklusprotokoll. Auf diese Weise wird verhindert, dass Fremde versehentlich an sensible Informationen gelangen können.

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Die Sache mit der Akkulaufzeit

Apple gibt an, dass trotz des dauerhaft aktivierten Bildschirms der Akku den ganzen Tag - genormt ist die Apple Watch auf eine Tragezeit von 18 Stunden - durchhält. Zwar hängt der Batterieverbrauch stark von der Nutzungssituation ab (trainiert man mit oder ohne GPS, bekommt man viele Nachrichten oder wenige …), nach einer knappen Woche im Dauertest können wir Apples Angabe aber bestätigen. Läuft man nicht gerade einen Marathon, hält die Uhr problemlos den ganzen Tag durch.

Wenn Apple sagt, dass die Uhr wie die Vorgängergeneration den ganzen Tag durchhält, verschweigt der Konzern jedoch ein entscheidendes Detail: Die Series 4 - die noch keinen Always-on-Screen besaß - hielt je nach Nutzungsintensität bis zu zweieinhalb Tage mit einer Ladung durch. Zwar gab Apple bei der Laufzeit auch hier nur die üblichen 18 Stunden an, in der Realität wurden diese aber immer übertroffen. Heißt im Klartext: Der Always-on-Screen verbraucht mehr Strom.

Im Schnitt verbrauchte die Series 5 (außerhalb des Workouts) im Test etwa alle 100 bis 120 Minuten zehn Prozent der Ladung. Das entspricht hochgerechnet rund 18 Stunden. Schaltet man den Always-on-Bildschirm in den Einstellungen aus, verlängert sich die Laufzeit drastisch. Dann werden 10 Prozent der Akkuladung in knapp vier Stunden verbraucht.

Die Nutzer haben somit zwei Optionen: Kann man die Uhr jede Nacht an die Steckdose packen, sollte man den Always-on-Bildschirm aktivieren, schließlich bietet dieser einen echten Mehrwert. Ist man jedoch auf eine möglichst lange Laufzeit der Uhr angewiesen, schaltet man die "Immer ein”-Funktion in den Einstellungen einfach aus. 

In der Series 5 ist ein Kompass eingebaut.
In der Series 5 ist ein Kompass eingebaut.
© Malte Mansholt / stern

Die Uhr weiß, wohin man blickt

Die zweite große Neuerung ist der eingebaute Kompass. In der neuen App kann man neben der Himmelsrichtung auch Steigung, Längen- und Breitengrad sowie die aktuelle Höhe ablesen.

Ein eingebauter Kompass klingt nach keiner großen Sache, denn nur die wenigsten Nutzer sind bei den Pfadfindern und werden direkt damit interagieren. Doch der Kompass ist auch in der Navigations-App nützlich, weil man nun in Echtzeit die Blickrichtung angezeigt bekommt. Beim iPhone kennt man das bereits seit dem Jahr 2009, seitdem ist diese Funktion bei Smartphones nicht mehr wegzudenken. Nun erhält endlich auch die Apple Watch dieses Feature. Praktisch: Der Kompass funktioniert auch mit Drittanbieter-Apps.

Allerdings war die Reaktionszeit in unserem Test sehr unterschiedlich: Mal orientierte sich der Kompass sofort, mal dauerte es bis zu 30 Sekunden - unabhängig vom Armband. Womöglich lag es an der unterschiedlichen Umgebung, vielleicht muss aber nochmal ein Update ran.

Internationaler Notruf

Das dritte neue Feature ist der Internationale Notruf. Die Apple-Watch-Modelle mit LTE-Funktion (erkennbar an dem roten Kreis um die Krone) können ab sofort in rund 130 Ländern weltweit den internationalen Notruf wählen - auch ohne iPhone und ohne aktiven Mobilfunktarif auf der Uhr. Dazu muss man nur die Seitentaste unter der Krone gedrückt halten. Das kann bei Auslandsreisen im Ernstfall Leben retten.

Schade ist nur, dass Deutschland neben Japan eines der wenigen Länder ist, in dem Notrufe von nicht-registrierten Geräten geblockt werden. Hierzulande sind Notrufe nur mit einer betriebsbereiten SIM-Karte möglich, weil die Funktion früher sehr häufig missbräuchlich verwendet wurde.

Testen mussten wir die Funktion bislang glücklicherweise noch nicht.

Mit watchOS 6 kommt eine Hörgesundheit-App, welche die Umgebungs-Lautstärke analysiert.
Mit watchOS 6 kommt eine Hörgesundheit-App, welche die Umgebungs-Lautstärke analysiert.
© Malte Mansholt / stern

Mit Betriebssystem watchOS6

Ausgeliefert wird die Apple Watch Series 5 mit dem Betriebssystem watchOS 6. Neben neuen Zifferblättern und einer Taschenrechner-App zählt der eigene App Store zu den bemerkenswertesten Änderungen. Anwendungen können damit unabhängig vom iPhone auf die Uhr geladen werden. Außerdem kann man Hörbücher herunterladen - praktisch, dass die Apple Watch Series 5 jetzt 32 Gigabyte Speicher hat (zuvor je nach Modell 8 oder 16 GB). Eine eingebaute Hörgesundheit-App schlägt Alarm, wenn der Umgebungslärm zu laut wird.

Sportler werden die Aktivität-Trends gefallen. Darin werden die Trainings-Mittelwerte der letzten 90 Tage mit der längerfristigen Entwicklung der letzten 365 Tage verglichen. Für Frauen wurde ein Zyklus-Tracker integriert, mit dem sie ihren Menstruationszyklus aufzeichnen und vorhersagen können. Zwar gibt es dafür auch externe Apps, diese stehen wegen Privatsphäre-Bedenken jedoch immer wieder in der Kritik.

Fazit

Die Apple Watch ist die derzeit populärste Smartwatch der Welt - und dieser Vorsprung dürfte mit der Series 5 noch ausgebaut werden. Der Always-On-Bildschirm stand weit oben auf den Wunschlisten der Fans und ist im Alltag sehr praktisch. Einen Tag hält die Uhr damit trotzdem durch - aber eben auch nicht länger. Wer zwei Tage ohne Steckdose auskommen muss, kann den Always-On-Screen aber in den Einstellungen deaktivieren.

Mit den restlichen Neuerungen treibt Apple die Emanzipation seiner Uhr vom iPhone weiter voran: Mit dem eigenen App Store (kommt mit watchOS 6) kann man auf allen Modellen nun Apps ohne iPhone auf die Uhr laden. Dank des eingebauten Kompasses in der Series 5 kann man zum Navigieren das iPhone auch mal in der Hosentasche lassen. Für das Laden der Kartendaten benötigt man dann natürlich trotzdem eine aktive LTE-Verbindung. Über den 32 Gigabyte großen Speicher dürften sich Fans von Podcasts und Hörbüchern freuen, das ist immerhin halb so viel wie die Grundausstattung des iPhone 11 Pro bietet.

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Alternativen

Eine Alternative zur Apple Watch Series 5 ist die zwei Jahre alte Apple Watch Series 3. Die hat einen kleineren Bildschirm und es fehlen einige Funktionen (Always-On-Display, Sturzerkennung, EKG-Sensor), mit 229 Euro ist sie aber deutlich günstiger. Das aktuelle Betriebssystem watchOS 6 erhält sie ebenso. Wenn man den Always-on-Bildschirm nicht benötigt, ist eine gebrauchte Series 4 eine Alternative. Diese wechselt für rund 300 Euro in der Wlan-Variante den Besitzer.

Ansonsten gibt es noch zahlreiche Smartwatches anderer Hersteller, etwa Fossil, Polar oder Samsung mit seiner Gear-Reihe. Alle lassen sich mit dem iPhone koppeln, allerdings ist die Integration nicht ganz so tiefgreifend wie bei der Apple Watch.

Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

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