Pommes für McDonald's Niemand besitzt in den USA mehr Acker als Bill Gates – jetzt gerät er deshalb in die Kritik

Bill Gates hat kein Verständnis für Menschen, die sich weigern, eine Maske zu tragen
Bill Gates gerät wegen seines Land-Investments zunehmend in die Kritik
© Gian Ehrenzeller/KEYSTONE
Mit Landwirtschaft würden Bill Gates wohl die wenigsten in Verbindung bringen. Dabei ist der Tech-Milliardär der größte Besitzer von Landwirtschaftsflächen in den USA. Um Umweltschutz geht es dabei aber nicht.

Geht es in den letzten Monaten um Bill Gates, dreht es sich meist um seinen Kampf gegen die Corona-Krise oder um die Scheidung von seiner Noch-Ehefrau Melinda Gates. In den USA wird aber zunehmend Kritik an einem von Gates' Investments laut: Er ist seit Anfang des Jahres der größte Besitzer von Landwirtschaftsflächen in dem Land. Und damit Teil eines wachsenden Problems.

110.000 Hektar an Landwirtschaftsflächen sollen die Gates laut einem aktuellen "NBC"-Bericht aktuell besitzen, schon als es im Januar noch 100.000 Hektar waren, wurden sie laut der Fachzeitschrift "Land Report" zum größten Besitzer von Farmfläche in den USA. Umgerechnet umfasst die über 18 Bundesstaaten verteilte Fläche knapp , das entspricht der gemeinsamen Fläche der deutschen Bundesländer Bremen und Hamburg. 

Fritten für McDonald's

Die Flächen werden vor allem für den Gemüseanbau genutzt. Der "NBC" zufolge wachsen etwa auf einer 28.000 Hektar umfassenden Fläche in Louisiana Sojabohnen, Mais, Reis und Baumwolle. In Washington, dem Heimatstaat der beiden, würden auf gigantischen Äckern Kartoffeln angebaut, die vom Fastfood-Riesen McDonald's zu Pommes Frites verarbeitet werden.

Den Anbau übernimmt natürlich nicht Gates selbst. Auch seine Investment-Firma Cascade, die die Flächen verwaltet, ist nicht in der Landwirtschaft tätig: Stattdessen werden die Äcker schlicht verpachtet. 

Investment, nicht Umweltschutz

Obwohl Bill Gates immer wieder auf die zunehmenden Probleme mit dem Klimawandel aufmerksam machte, geht es bei den Landkäufen nicht darum, stellte Gates im März bei Reddit klar. Er hatte dort sein Buch "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern" in einer Fragerunde beworben und war auch auf die Ackerflächen angesprochen worden. "Das ist nicht mit dem Klimaproblem verbunden", erklärte er. Es sei eine Entscheidung von Cascade gewesen, darin zu investieren. "Der Agrikultur-Sektor ist wichtig", betonte Gates trotzdem im Rückbezug zur Klimafrage. Es gehe dabei etwa um effizientere Samen, darum Waldrodungen zu verhindern, sowie die Möglichkeit, mit günstigen Biotreibstoffen einen Wandel im Kraftstoffverbrauch bei Trucks und Flugzeugen zu erreichen, erläutert er.

Auf die kritischen Nachfragen ging er schon damals nicht ein. Dabei werden die in den USA immer lauter. Zwar machen Gates und Cascade mit ihrer Landflächen nur einen winzigen Bruchteil der knapp 365 Millionen Hektar Gesamtlandwirtschaftsflächen aus, doch sind sie mit ihrer Investment-Strategie nicht alleine. Land ist in. Viele Großinvestoren sehen es als wichtigen Bestandteil eines ausgeglichenen Portfolios. Der größte Vorteil: Landwirtschaftliche Flächen sind in ihrem Wert weniger von Wirtschaftskrisen betroffen. "Es ist ein gutes Investment", sagte Experte Johnathan Hladik gegenüber "Recode". "Es ist smart, es ist stabil, vor allem über mehrere Jahrzehnte und es bringt Geld ein."

Melinda und Bill Gates
Melinda und Bill Gates 2015 im Sun Valley, Idaho
© Scott Olson / Getty Images
Bill und Melinda Gates lassen sich scheiden

Teures Land

Doch die Entwicklung birgt auch Probleme. "Es wird immer schwerer, Land zu bekommen", warnt etwa der American Farmland Trust in einer Analyse. Die Großinvestoren würden die Preise nach oben treiben, für angehende Farmer ohne eigenes Land würde es zunehmen unerschwinglich, klagt auch die Young Farmers Coalition. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums werden schon jetzt knapp 54 Prozent der Acker- und 28 Prozent der Weideflächen von ihren Besitzern nicht selbst bewirtet, sondern verpachtet.

Das hat weitere Auswirkungen, warnt die Young Farmers Coalition. Auf dem Pachtland würden in jüngster Zeit oft keine Familienbetriebe, sondern Landwirtschaftskonzerne anbauen. Mit Folgen für die Region: "Sie kaufen nicht bei lokalen Samenhändlern ein, sie statten sich nicht bei Ausrüstungshändler vor Ort aus und ihre Kinder besuchen nicht die dortigen Schulen", klagt der Landwirtschaftsverband. Zudem sei die Gefahr größer, dass die Konzerne das Land nicht nachhaltig beackern, sondern den Boden mit Überdüngung und Monokulturen überbeanspruchen und dann auf die nächsten Flächen weiterziehen. 

Wie nachhaltig ist Gates' Investment?

Zumindest das muss sich Gates nicht vorwerfen lassen. Cascade wollte sich zwar nicht zur Investmentstrategie bei landwirtschaftlichen Flächen äußern, betonte aber den Fokus auf Nachhaltigkeit bei dem Investment. Man habe alle Landwirtschaftsflächen im Portfolio bei einer Non-Profit-Organisation registriert, erklärte Sprecher Charles Zehren mehreren US-Medien. "Leading Harvest verpflichtet alle Besitzer von Landwirtschaftsflächen, konstant die Qualität des Bodens, die Biodiversität und die Wasser- Luft und -Erntequalität zu erhöhen. Zudem müssen sie positiv zu den Gemeinden vor Ort beitragen." Auch der respektvolle und sichere Umgang mit den Arbeitskräften werde überwacht. 

Überprüfbar ist das aber nur schwierig. Die Landkäufe erfolgten nicht über Cascade selbst, sondern über ein Netzwerk von mindestens 22 Tochter- und Briefkasten, fand "NBC" heraus. "Es ist eine Briefkastenfirma einer Briefkastenfirma einer Briefkastenfirma, die letztlich für Bill Gates investieren", so der Farmer und Aktivist John Quarterman. Er baut in Georgia Gemüse an und hatte sich von Gates' Investment eine Verbesserung der Bewässerungssituation in der Region erhofft. Durch exzessiven Lebensmittelanbau waren dort die Wasservorräte immer weiter erschöpft worden. "Ich dachte, wenn jemand mit mehr Kapital kommt, könnte er mit gutem Beispiel vorangehen", erklärt er seine Hoffnung. "Aber er hat nie etwas anders gemacht als alle anderen hier."

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