bochum Chaos auf allen Baustellen

Ruhr-Universität stoppt sämtliche Baumaßnahmen

Ruhr-Universität stoppt sämtliche Baumaßnahmen

Gebrochene Steinplatten, gesplitterte Treppenstufen und bröckelnde Fassaden gehören seit jeher zum Bochumer Unialltag. Die stetige Zunahme solcher Baustellen auf dem Campus ist eigentlich kein Grund zur Besorgnis. Lediglich die dazugehörigen Arbeiter sucht der aufmerksame Beobachter seit längerem vergeblich.

Was auf den ersten Blick als Verzögerung bei Ausbesserungs- und Instandhaltungsarbeiten erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung jedoch als weitreichendes Problem. Alle Baumaßnahmen an der Bochumer Hochschule mussten vorläufig gestoppt werden. Die unbearbeiteten Baustellen auf dem Campus sind nur Randerscheinungen einer Entwicklung, die der gesamten Universitätsführung erhebliche Kopfschmerzen bereitet.

Neues Landesgesetz verzögert alle Entscheidungen

Grund für die Situation an der Ruhr-Universität ist ein neues Landesgesetz, dass seit dem 01.01.2001 den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) ins Leben gerufen hat und diesem Grundstücke und Gebäude des Landes übertragen hat. Dadurch ist der BLB rechtmäßiger Vermieter der NRW-Hochschulen geworden. Komplettiert wurden die Neuerungen durch die gleichzeitige Änderung des Mietsystems. Es verpflichtet den Vermieter - also den BLB -, finanzielle Mittel zur Instandhaltung und Gefahrenabwehr bereitzustellen. Die Kosten für Erweiterungen und Verschönerungen indes trägt alleine der Mieter, also die Ruhr-Universität.

Erstes Resultat dieser Umstrukturierung war das allgemeine Chaos. Bis Ende April konnte die Ruhr-Universität keine Aufträge erteilen, weil die Höhe des für Baumaßnahmen zur Verfügung gestellten Geldes unklar war. Letztlich verringerten sich die Mittel im Vergleich zum Vorjahr um 8 Millionen auf 20 Millionen Mark für das Jahr 2001. Diese Kürzung hat zur Folge, dass nun zuerst festgelegt werden muss, wofür das Geld zu verwenden ist. Erst dann können Ausschreibungen erfolgen und Aufträge vergeben werden. Alles in allem geht dadurch ein Jahr verloren.

Warten auf den gesetzlichen Spielraum

Besonders prekär an der jetzigen Situation ist, dass der gesetzliche Spielraum für die Verwendung des Geldes noch nicht festgelegt worden ist. Alleine 18 der genehmigten 20 Millionen Mark wurden für Instandhaltungsarbeiten und Asbestsanierungen bereitgestellt. Somit bliebe kaum etwas für andere Baumaßnahmen übrig. Unter anderem möchte das Rechenzentrum jedoch eine stärkere Vernetzung des Campus vornehmen, die Fakultäten moderne Büros, Werkstätten und Labors einrichten und die Verwaltung den Bau neuer Tierställe genehmigen. Bislang konnten die finanziellen Mittel nämlich beliebig unter den verschiedenen Projekten aufgeteilt werden. Ob das nach neuem Recht auch zukünftig möglich sein wird, steht bislang noch in den Sternen. Ebenfalls unklar ist die Frage, ob das neue System letztlich besser oder schlechter sein wird als bisher. Sicher ist nur, dass die Universitätsführung auf eine schnelle Entscheidung drängt, um das momentane Chaos in den Griff zu bekommen.

Aber:

Baustellen werden sogleich ordnungsgemäß durch Absperrgitter und Baustellenbänder gekennzeichnet, um Verletzungen von Studenten und Hochschulpersonal zu vermeiden. Na, das ist doch schon mal was! (sh)

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