Es war zu spät, als Katie Coelho am vergangenen Mittwoch um 3 Uhr in der Nacht das Krankenhaus in Danbury, eine Stadt im Südwesten des US-Bundesstaates Connecticut, erreichte. Ihr Mann, Jon, der im vergangenen Monat dort wegen des Coronavirus behandelt worden, war tot. Er starb im Alter von 32 Jahren.
Katie war am Boden zerstört. Sie konnte und wollte nicht loslassen. Sie durchsuchte sein Handy, um möglichst viele Bilder ihre Mannes zu finden. Dabei stieß sie auf eine Nachricht in seinen Notizen, die er ihr hinterlassen hat – und die dem Nachrichtenportal "Buzzfeed News" vorliegt. "Ich liebe euch von ganzem Herzen und ihr habt mir das beste Leben gegeben, um das ich jemals hätte bitten können", hatte Jon darin geschrieben. "Ich bin so glücklich, dass dein Ehemann und der Vater von Braedyn und Penny gewesen zu sein."
Die Witwe war von der Nachricht, von der sie glaubt, dass Jon sie vor seiner Intubation geschrieben hatte, überwältigt. "Obwohl er im letzten Monat um sein Leben gekämpft hat, weiß ich bis zur letzten Sekunde, dass er sicherstellen wollte, dass es den Kindern und mir gut geht", erzählt sie "Buzzfeed News". "Er wusste, dass er mir etwas sagen musste, weil ich so lange nicht mehr mit ihm hatte sprechen können."
Jon und Katie Coelho lernten sich an der Uni kennen
Die beiden lernen sich als Studenten an der Western Connecticut State University kennen. Sie sind zunächst Freunde. Doch aus Freundschaft wird irgendwann Liebe. 2013 heiraten Katie und Jon. 2017 werden sie das erste Mal Eltern. Ihr Sohn Braedy wird geboren. Er hat mehrere Erkrankungen. Die Ärzte vermuten damals, er habe nur sechs Wochen zu leben.
Doch die Mediziner liegen falsch. Braedy überlebt. Allerdings muss sich Katie rund um die Uhr um ihn kümmern. Vor zehn Monaten kommt ein Schwesterchen hinzu, Penelope. Jon ist der Alleinverdiener einer vierköpfigen Familie. Er arbeitet in einem nahe gelegenen Gerichtsgebäude.
Als Anfang März das Coronavirus die USA erreicht, ist die Sorge bei den jungen Eltern groß, sich mit Sars-CoV-2 zu infizieren. Schließlich ist ihr Sohn ein Risikopatient. Katie verlässt deshalb nur noch selten das Haus. Aber Jon muss weiterhin arbeiten. "Mein Mann trug Handschuhe und Mundschutz. Er wusch sich regelmäßig die Hände", berichtet Katie "Buzzfeed News". "Er war so wachsam, weil er Angst hatte, das unserem Sohn etwas passieren könnte."
Jon verliert den Kampf gegen das Coronavirus
Trotz der Vorsichtsmaßnahmen steckt sich Jon mit dem Virus an. Er hat zunächst die typischen Symptome: Migräne, Müdigkeit und Geruchsverlust. Er meidet deshalb den Kontakt zu seinen Kindern und seiner Frau, hält sich nur noch in einem Teil des Hauses auf. Allerdings verschlechtert sich sein Zustand innerhalb von 24 Stunden. Jon bekommt nur noch schwer Luft. Er kommt ins Krankenhaus.
Dort wird er eine Woche lang mit Medikamenten behandelt. Doch sein Zustand verschlechtert sich zunehmend. Er bekommt eine Atemmaske, später wird er intubiert. Die Ärzte versuchen, Katie zu beruhigen. Sie gehen stark davon aus, dass er überleben wird. "Sie sagten mir immer wieder, dass er es schaffen würde, weil er ein 32-Jähriger ohne gesundheitliche Probleme war", erzählt Katie.

Die Ärzte liegen daneben. Jon schafft es nicht. Er stirbt. Freunde und Bekannte richten in der Folge eine Spendenkampagne auf Gofundme ein. Darin bitten sie um finanzielle Unterstützung. Inzwischen sind dadurch fast 800.000 Dollar (Stand Montagmittag) zusammengekommen. Katie ist von der Hilfe ergriffen. Dennoch überwiegt der Schmerz ihres Verlusts. "Im Moment fühle ich mich, als sei ein Teil von mir gestorben", sagt sie. "Er ist seit 13 Jahren mein bester Freund gewesen."
Jon will, dass seine Frau wieder glücklich wird
In Jons letzter Nachricht an Katie ermutigt er sie, jemanden kennenzulernen. "Ich bin so glücklich", schreibt er darin. "Trau dich, jemanden kennenzulernen."
Katie schmerzt die Tatsache, dass ihr Mann nie miterleben wird, wie seine Kinder aufwachsen. "Meine Kinder werden sich nicht an ihren Vater erinnern – ich werde dafür sorgen, dass sie trotzdem ihren Vater kennen", sagt sie. "Ich werde sagen: 'Dein Vater war sehr krank und hat um sein Leben gekämpft. Aber er wollte, dass du weißt, wie sehr er dich geliebt hat.'"
Quellen: "Buzzfeednews" / Gofundme / Facebook