Kritik an Bund und Ländern Deutsches Kinderhilfswerk: Corona-Maßnahmen aus kinderrechtlicher Sicht "ein einziges Desaster"

Grundschulklasse während des Unterrichts.
Die Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerks warnt vor einem "Schiffsbruch" des Bildungssystems in der Corona-Pandemie (Symbolbild)
© Matthias Balk / DPA
Die Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerks, Anne Lütkes, hat die Corona-Strategie von Bund und Ländern in Bezug auf den Umgang mit Kindern und Jugendlichen scharf kritisiert. Sie fordert eine intensive Test- und Impfstrategie in Schulen und Kindertagesstätten.  

Die Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerks, Anne Lütkes, hat die Strategien zur Bekämpfung der Corona-Pandemie im Bildungssektor hart kritisiert. Sie warnte zudem vor einem "Schiffbruch" des Bildungssystems. "Innerhalb kürzester Zeit werden Kitas und Schulen wieder komplett schließen müssen, weil an zu vielen Stellen nur Wert auf das Einhalten von Zuständigkeiten, Verwaltungsabläufen und Bürokratieerfordernissen gelegt wird, anstatt pragmatisch die immensen Herausforderungen der Corona-Pandemie zu lösen", sagte Lütkes den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntagsausgaben). 

Lütkes: Regierung an sicherer Öffnung der Schulen und Kitas gescheitert

Lütkes beklagte ein "Zuständigkeits- und Organisationschaos" an vielen Stellen und ein Fehlen nachhaltiger Strategien etwa bei der Bildung und beim Impfen. Ebenso fehle es an einem "tragfähigen Konzept, wie die sich immer weiter öffnende Bildungsschere geschlossen werden" könne. "Parlamentarische und exekutive Unfähigkeit" werde "auf dem Rücken unserer Kinder und Jugendlichen ausgetragen".

Bund und Länder hätten es "entgegen ihren Versprechungen verpasst, die notwendigen Bedingungen zu schaffen, um einen sicheren Betrieb in den Schulen und Kitas zu gewährleisten", kritisierte Lütkes. "In der Gesamtschau müssen wir deshalb feststellen, dass aus kinderrechtlicher Sicht aufgrund vielfacher falscher Prioritätensetzungen der Umgang mit der Corona-Pandemie ein einziges Desaster ist."

Depressionen unter Kindern und Jugendlichen nehmen zu

Lütkes verwies auf "vielerorts dramatische Berichte aus Kinder- und Jugendarztpraxen, aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Krankenhäusern", die zeigten, dass sowohl Ängste, Vereinsamung, Unsicherheiten und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen als auch innerfamiliäre Konflikte in der Pandemie deutlich zugenommen hätten. 

Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei
Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei.
© n-tv / DPA
Inzidenz 0,0 – diese zwei Landkreise sind wieder coronafrei

Die Kinderschutzexpertin forderte unter anderem eine "engmaschige Impf- und Teststrategie sowohl für alle Kinder und Jugendlichen als auch für die Beschäftigten in Schulen und Kitas". Auch solle den Schulen ermöglicht werden, von der festen Stundentafel abzuweichen, um projektorientierten Unterricht in gleichbleibenden Lerngruppen realisieren zu können.

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