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Tag für gewaltfreie Erziehung Ob Drohung oder ein "Klaps" auf den Po: Jede Art von Gewalt hinterlässt bei Kindern Narben fürs Leben

Einem Kind wird gedroht
Gewalt gegen Kinder findet nicht nur physisch statt, auch Drohungen traumatisieren ihre Psyche
© ozgurcankaya / Getty Images
Nicht jedes Kind ist in seiner Familie sicher, das belegen jedes Jahr aufs neue die Statistiken. Der Kinderschutzbund ruft daher in Deutschland seit 2004 am 30. April einen Tag aus, der Aufmerksamkeit auf misshandelte Kinder lenken soll.

Geht es um die Erziehung von Kindern, gibt es ganz große Namen, die sich für die Rechte der Kleinsten einsetzen. Einer war etwa der im vergangenen Jahr verstorbene Schweizer Kinderarzt Remo Largo, Autor von Sachbüchern zur Erziehung. Ein weiterer der dänische Familientherapeut Jesper Juul, der 2019 gestorben ist. Die beiden "alten Männer" haben allerdings in den vergangenen Jahrzehnten längst Unterstützung erhalten, von Therapeut:innen, Müttern und Vätern sowie Erziehungswissenschaftler:innen, die hunderte hilfreiche Bücher zum Thema veröffentlicht haben. Nichtsdestotrotz erleben auch heute noch Kinder immer wieder Gewalt im eigenen Elternhaus. Stress, Geldnot, Existenzangst und Leistungsdruck sorgen dafür, dass Eltern ihre eigenen Nöte an ihren Kindern auslassen. Das hat zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt, die Erwachsene durch Homeoffice, Homeschooling und Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes an Grenzen gebracht hat, die sich auch in psychischer wie physischer Gewalt gegen ihre Kinder geäußert haben.

Der "Tag der gewaltfreien Erziehung" soll Eltern darin unterstützen, "ihre Erziehungskompetenz zu stärken und den Kinderrechten in der Familie Geltung zu verschaffen. Er erinnert aber auch daran, dass die gesamte Gesellschaft die Verantwortung für ein gesundes Aufwachsen aller Kinder trägt", heißt es auf der Website des Kinderschutzbundes.

Wie zeigt sich Gewalt?

Die Facetten psychischer Gewalt in der Familie äußern sich etwa in Angstmachen, Nötigung und Drohungen, in Belästigung und Terror, in Beschimpfungen, Abwertungen und Diffamierungen, in Isolation oder auch in der Erniedrigung in der Öffentlichkeit. Gerade Kinder trifft diese Form der Gewalt nachhaltig, denn sie wissen sich noch weniger zu helfen als erwachsene Opfer. Sie leiden in der Familie besonders unter Vernachlässigung, Erzeugung von Schuldgefühlen, Liebesentzug und Ablehnung – und in der Schule unter Mobbing.

Seit dem Jahr 2000 besagt das Bürgerliche Gesetzbuch in Paragraf 1631 Absatz 2: "Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig." Eltern, die ihr Kind schlagen, machen sich also der Körperverletzung schuldig. Auch psychische Gewalt, die das Kind demütigt oder emotional verletzt, ist verboten.

Beraterin über sexuelle Gewalt gegen Frauen

Jeder Klaps ist ein Klaps zu viel

Selbst eine "leichte" Ohrfeige oder ein erzieherischer "Klaps" auf den Windelpo schaden Kindern. Kleine, harmlos wirkende Erziehungsmethoden haben schwere psychische Auswirkungen. Der Grund für diese elterlichen Übergriffe entspringt meist der Hilflosigkeit, wenn das Kind zum Beispiel nicht gehorcht. Essen? Nein. Schlafen? Nein. Zähne putzen? Nein! Das macht aggressiv.

Es hilft, in diesem Moment einmal von oben auf die Situation zu schauen: Wie schlimm ist das hier jetzt eigentlich? Lässt sich der Ärger nicht anders in den Griff kriegen? Reicht vielleicht eine kleine Ablenkung, um die festgefahrene Situation aufzulösen?

Wer kann mir helfen, wenn alles zu viel wird?

Es gibt online und in fast allen Städten Beratungsstellen. Jeder hat Hilfe verdient. Das Elterntelefon der "Nummer gegen Kummer" ist unter 0800-1110550 (bundesweit anonym, kostenlos und vertraulich) erreichbar. Die Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung unter diesem Link. Die Caritas bietet Beratung vor Ort oder online, mehr Informationen gibt es hier.

bal

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