Bayerns Schulen sollen vollständig rauchfreie Zonen werden. Zu Beginn des kommenden Schuljahres solle dazu das Modellprojekt "Rauchfreie Schule" gestartet werden, berichtete das bayerische Umwelt- und Gesundheitsministerium am Montag in München mit Blick auf den Weltnichtrauchertag am 31. Mai.
Nach den Worten von Ministeriumssprecher Rainer Riedl nehmen an dem Modellprojekt bayernweit 28 Schulen teil. Nach Auswertung der Ergebnisse wolle man bis zum Jahr 2008 alle staatlichen Schulen in Bayern rauchfrei bekommen - einschließlich der Lehrerzimmer.
Erreicht werden soll dies mit freiwilligen Vereinbarungen von Schülern, Eltern und Lehrern, die dabei örtlich auch unterschiedliche Akzente setzen können. An dem Projekt wirken das bayerische Kultusministerium, die Bayerische Akademie für Suchtfragen und die regionalen Fachkräfte für Suchtprävention mit.
Schnelle Nikotin-Abhängigkeit
Jugendliche werden nach Angaben der Deutschen Krebshilfe viel schneller von Nikotin abhängig als bisher angenommen. Untersuchungen haben demnach gezeigt, dass etwa ein Viertel der 12- bis 13-Jährigen bereits nach den ersten vier Wochen des Zigarettenkonsums erste Abhängigkeitssymptome aufweisen.
Nach den Worten von Krebshilfe-Präsidentin Dagmar Schipanski rauchen inzwischen rund 40 Prozent der 12- bis 25-Jährigen in Deutschland regelmäßig oder gelegentlich. Die Tendenz sei leider steigend. Besorgnis erregend sei, dass das durchschnittliche Einstiegsalter für den ersten Griff zur Zigarette bereits auf 11,6 Jahre gesunken sei.
Schwere Folgen
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stirbt jeder zweite Langzeitraucher an den Folgen des Tabakkonsums. 25 Krankheiten sind demnach meist auf das Rauchen zurückzuführen, darunter Lungenkrebs und Bronchitis. In Deutschland sterben pro Jahr rund 110 000 Menschen an den Folgen des Rauchens, heißt es beim Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Dennoch werden jeden Tag in Deutschland rund 370 Millionen Zigaretten geraucht, wie aus einer früheren Untersuchung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Nach einer deutschen Studie aus dem Jahr 2000 konsumieren 74 Prozent der Raucher täglich zwischen 5 und 20 Zigaretten. Sieben Prozent rauchen weniger als fünf Glimmstängel am Tag, 19 Prozent brauchen mehr als 20 Zigaretten. Von allen Rauchern greifen 97 Prozent zu Zigaretten. Bundeskanzler und Zigarren-Fan Gerhard Schröder (SPD) gehört beim blauen Dunst zu einer kleinen Minderheit: Nur drei Prozent der Raucher sind Zigarre, Zigarillo oder Pfeife zugetan.
Im Vorfeld des bayerischen Modellprojekts startet das Umwelt- und Gesundheitsministerium gemeinsam mit der Landeszentrale für Gesundheit die Mitmach-Ausstellung "Wir brauchen nicht rauchen". Minister Werner Schnappauf (CSU) eröffnet die Ausstellungsreihe am 27. Mai in einer Münchner Hauptschule.