Handaufzucht keine Option Mutter verweigerte Milch: Zoo-Direktorin erklärt, warum das Nashorn-Baby sterben musste

Das Nashorn "Kibibi" im Augsburger Zoo
Das Nashorn "Kibibi" im Augsburger Zoo. Das Weibchen hatte am Donnerstag überraschend Nachwuchs zur Welt gebracht, dem Tier dann aber die Milch verweigert.
© Zoo Augsburg / DPA
Nashorn-Mütter, die Kälber nicht säugen wollen, bedeuten nicht immer sofort ein Todesurteil für den Nachwuchs. Warum der Zoo Augsburg dieses Mal keinen anderen Ausweg sah, erklärt die Direktorin.

Die Freude über den unerwarteten Nashorn-Nachwuchs währte nur kurz. Im Zoo Augsburg war Dickhäuter-Dame "Kibibi" am Donnerstag Mutter geworden, sehr zur Überraschung des dortigen Personals. Selbst Hormonuntersuchung ihres Kots hatten zuvor keinen Hinweis auf den blinden Passagier in "Kibibis" Uterus gegeben.

Doch wie schon vor fünf Jahren konnte sich die Nashorn-Mutter nicht in ihre neue Rolle hineinfinden. "Trotz intensiver Bemühungen der Pfleger und der betreuenden Tierärzte" – so teilte der Zoo mit – zeigte sie sich nicht bereit, ihren Nachwuchs mit Milch zu versorgen. Am Freitagabend habe man dann die Entscheidung getroffen, das extrem geschwächte Kalb einzuschläfern.

Der Tierpark sei diesen Schritt "schweren Herzens" gegangen. Man habe es mit allen Kräften versucht, sagt Zoo-Direktorin Barbara Jantschke auf Anfrage des stern. Pfleger hätten die Mutter per Handfütterung abgelenkt, um das Kind an die Zitzen herankommen zu lassen. Als sie zunehmend aggressiv auf die Trinkversuche reagiert habe, sei ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht worden. "Leider war all dies nicht erfolgreich, und das Kalb wurde dann sehr schnell schwächer, sodass es nicht mehr aufstehen konnte."

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Ohne Altersgenossen keine Flaschenaufzucht möglich

Vor fünf Jahren hatte "Kibibi" den kleinen "Kibo" auf die Welt gebracht und auch damals schon die Milch verweigert. Tierpfleger hatten den Bullen damals mit der Flasche aufgezogen und ihm so das Leben gerettet. Viele Menschen, auch in den sozialen Netzwerken, fragten sich nun, warum der Zoo nicht auch dieses Nashorn-Baby mit der Flasche aufziehen wollte. "Kibo" habe vor fünf Jahren das Glück gehabt, einen gleichaltrigen Artgenossen zu haben, mit dem zusammen er nashorntypisches Sozialverhalten habe erlernen können. Das Baby vom Donnerstag aber hätte alleine unter Menschen aufwachsen müssen, so man es ausschließlich mit der Flasche gefüttert hätte. 

Auf stern-Anfrage erläutert Zoo-Direktorin Jantschke, warum eine Einzelhaltung des Tieres keine Option gewesen sei. Bei Nashörnern geht es auch immer um Artenschutz und -erhalt. Die Nashorn-Plätze in den Zoos Europas aber seien sehr begrenzt. Daher sei es wichtig, dass "die gehaltene Nashornpopulation züchtet", also sich fortpflanzt, "und ein nashornübliches Sozialverhalten zeigt". Bei einer Handaufzucht wäre das Tier "auf den Menschen geprägt, sieht ihn als Artgenossen, eventuell sogar als Sexualpartner an, und hat folglich kein Interesse an anderen Nashörnern", so Jantschke. 

Quelle:  DPA, Zoo Augsburg

fin

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