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Das besondere Rezept

Das besondere Rezept Der ultimative Sommersalat von Sterneköchin Sybille Schönberger

Bei einem Kochabend mit Freunden bekam Sterneköchin Sybille Schönberger einen einfachen, aber ungewöhnlichen Salat serviert, den sie erst skeptisch beäugte - bis sie ihn probierte.
Von Sonja Helms

Profiköche werden nicht oft von ihren Freunden privat zum Essen eingeladen. Zu groß sind die Hemmungen und die Angst, etwas falsch zu machen, nicht gut genug zu sein. Doch auch Profis lassen sich noch mit einfachen Rezepten überraschen, wie diese Geschichte zeigt.

Es war vor rund einem Jahr. Sterneköchin Sybille Schönberger hatte eine Kochrunde ins Leben gerufen, eben weil sie es schade fand, nie mit Freunden zusammenzusitzen und zu kochen. Sie fragte herum: Wer hat Lust? Jeder wäre für einen Gang zuständig und jeder einmal Gastgeber, es gehe reihum. Viele zögerten wie erwartet und mussten ein wenig überredet werden, doch letztlich fanden sich ein paar kochaffine Freunde, die sich trauten. Schönberger machte den Anfang und lud zu sich nach Hause ein.

"Beim ersten Mal waren alle noch schüchtern und unsicher", erinnert sie sich. "Es dauerte, bis wir uns eingegroovt haben." Sie hatte bewusst keine Vorgaben gemacht oder ein Thema festgelegt, italienische Küche oder asiatische - jeder sollte mitbringen, womit er sich wohl fühlte. Im Vorfeld wurde nur geklärt, wer was machte, damit sich Gänge oder Gerichte nicht doppelten.

"Wer kommt denn auf so etwas?"

Das Menü war entsprechend wild: vegetarisches Linsencurry, Schönberger und ihr Mann machten Wirsing-Trüffel-Ravioli mit Wachteleifüllung auf Petersilien-Pistou, dann gab es ein Gulasch mit selbstgemachten Spätzle, das trotz anfänglicher Bedenken sehr gut schmeckte, und als Abschluss einen lauwarmen Schokoladenpudding mit Sahne. Niemand würde das in einem Restaurant je zu einem Menü zusammenstellen. Aber es war das erste Mal, das leicht Chaotische lockerte die Stimmung auf, baute Hemmungen ab und machte Lust auf ein nächstes Mal.

Sybille Schönberger

Ihre Leidenschaft zum Kochen entdeckte Sybille Schönberger erst spät. Eine professionelle Küche lernte sie zwar schon als Schülerin während eines Hotelpraktikums kennen, doch es sollte noch Jahre dauern, bis sie sich zu einer Ausbildung entschloss. Schönberger erwies sich als Talent und fing 2001 als Postenchef im Sternerestaurant Hessler in Maintal an. 2004 wurde sie dort Küchenchefin und schaffte es, den Stern zu halten. Mit 28 Jahren war sie damals Deutschlands jüngste Sterneköchin.

In den vergangenen Jahren trat Schönberger in vielen TV-Sendungen auf, etwa bei Johannes B. Kerner, im SAT 1 Frühstücksfernsehen oder beim ARD Büffet. Daneben gibt sie Kochunterricht an der Bertha-von-Suttner-Schule in Mörfelden-Walldorf und Kochkurse für Erwachsene. Im September erscheint ihr zweites Kochbuch: "Lust auf Leben - Kochen gegen Krebs". Mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt sie in Frankfurt.

Beim zweiten Treffen wurden dann alle etwas mutiger. Es gab Wildlachstatar, ein asiatisch gewürztes Hühnchen, Erdbeertörtchen - und einen ungewöhnlichen Salat. "Als ich ihn sah, dachte ich zuerst: 'Oh Gott, was ist das denn?!'", erinnert sich Schönberger. "'Wassermelone und Feta - wer kommt denn auf so etwas?' Ich kannte das nicht, fand es seltsam und banal und konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass das zusammenpasst." Der Salat war auch nicht besonders raffiniert gewürzt, nur mit etwas Zitronensaft und Pfeffer.

Sie wurde schnell eines Besseren belehrt. "Der Geschmack hat mich von den Socken gehauen! Die Melone war richtig reif und der Feta von hoher Qualität, zusammen war das unfassbar gut", sagt Schönberger. Als Köchin habe sie dann immer den Drang, einer neuen Entdeckung eine eigene Note zu verleihen, etwas Eigenes daraus zu machen. Damit fing sie gleich an und präsentierte ihr Ergebnis knapp eine Woche später im RTL-Frühstücksfernsehen. "Alle waren begeistert vom Ergebnis", sagt sie, "nicht nur die Crew, auch die Zuschauer." Einige Wochen später zeigte Schönberger den Salat ihren Schülern - sie gibt Kochunterricht an einer Gesamtschule. Die Kinder beäugten ihn zunächst ebenfalls skeptisch - waren aber schnell überzeugt. Selbst die Lehrer kamen auf sie zu und baten um das Rezept.

Eine Aromenbombe

Viel hat sie nicht geändert an dem Ursprungsrezept - der Salat lebt von seiner Einfachheit und seinen Aromen. "Ich habe ein wenig Rosmarin daran gegeben, frischen Honig, Zitronensaft und etwas Zitronenabrieb, keine dicken Zesten, nur leichte Flocken, etwas Pfeffer und ein wenig Öl, damit das Ganze ein bisschen Glanz bekommt - das ist herrlich! Eine echte Aromenbombe!"

Das Beste daran: Die Zubereitung dauert maximal 15 Minuten. "Das bekommt jeder hin, auch ein Kochlaie", sagt Schönberger. Es muss nicht immer kompliziert sein. Entscheidend sei die Qualität der Zutaten - und die Zurückhaltung beim Rühren: "Je mehr ich rühre, desto matschiger wird das Ganze und die Melone bekommt einen unschönen weißen Film." Melone und Käse sollte man daher nur in mundgerechte Stücke schneiden, locker in der Schüssel vermengen, die Marinade gleichmäßig darüber verteilen, fertig. Ein perfekter Salat fürs Grill-Büffet. Ein Glas Prosecco dazu oder ein fruchtiger Weißwein, mehr braucht es nicht, um selbst Profis zu überzeugen.

Sie können Sonja Helms hier auf Twitter folgen: @shelmss.

Falls Sie Appetit bekommen haben: Auf der nächsten Seite finden Sie das Rezept für Sibylle Schönbergers Wassermelonen-Feta-Salat.

Melonen-Fetakäsesalat mit Zitrone, Rosmarin und Honig

Zutaten

  • 1/2 Wassermelone
  • 200 g Fetakäse
  • 2 EL Honig
  • Abrieb und Saft von einer 1/2 Bio Zitrone
  • 1 TL frischer Rosmarin, fein geschnitten
  • 3 EL feines Olivenöl
  • Salz
  • Pfeffer aus der Mühle
  • etwas Kapuzinerkresse

Zubereitung

Die Wassermelone und den Feta in 1x1 cm große Stücke schneiden. Honig, Zitronensaft und -abrieb, Rosmarin und Öl vermengen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und behutsam über die Melone und den Fetakäse geben. Mit der Kapuzinerkresse garnieren.

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