Profiköche werden nicht oft von ihren Freunden privat zum Essen eingeladen. Zu groß sind die Hemmungen und die Angst, etwas falsch zu machen, nicht gut genug zu sein. Doch auch Profis lassen sich noch mit einfachen Rezepten überraschen, wie diese Geschichte zeigt.
Es war vor rund einem Jahr. Sterneköchin Sybille Schönberger hatte eine Kochrunde ins Leben gerufen, eben weil sie es schade fand, nie mit Freunden zusammenzusitzen und zu kochen. Sie fragte herum: Wer hat Lust? Jeder wäre für einen Gang zuständig und jeder einmal Gastgeber, es gehe reihum. Viele zögerten wie erwartet und mussten ein wenig überredet werden, doch letztlich fanden sich ein paar kochaffine Freunde, die sich trauten. Schönberger machte den Anfang und lud zu sich nach Hause ein.
"Beim ersten Mal waren alle noch schüchtern und unsicher", erinnert sie sich. "Es dauerte, bis wir uns eingegroovt haben." Sie hatte bewusst keine Vorgaben gemacht oder ein Thema festgelegt, italienische Küche oder asiatische - jeder sollte mitbringen, womit er sich wohl fühlte. Im Vorfeld wurde nur geklärt, wer was machte, damit sich Gänge oder Gerichte nicht doppelten.
"Wer kommt denn auf so etwas?"
Das Menü war entsprechend wild: vegetarisches Linsencurry, Schönberger und ihr Mann machten Wirsing-Trüffel-Ravioli mit Wachteleifüllung auf Petersilien-Pistou, dann gab es ein Gulasch mit selbstgemachten Spätzle, das trotz anfänglicher Bedenken sehr gut schmeckte, und als Abschluss einen lauwarmen Schokoladenpudding mit Sahne. Niemand würde das in einem Restaurant je zu einem Menü zusammenstellen. Aber es war das erste Mal, das leicht Chaotische lockerte die Stimmung auf, baute Hemmungen ab und machte Lust auf ein nächstes Mal.
Beim zweiten Treffen wurden dann alle etwas mutiger. Es gab Wildlachstatar, ein asiatisch gewürztes Hühnchen, Erdbeertörtchen - und einen ungewöhnlichen Salat. "Als ich ihn sah, dachte ich zuerst: 'Oh Gott, was ist das denn?!'", erinnert sich Schönberger. "'Wassermelone und Feta - wer kommt denn auf so etwas?' Ich kannte das nicht, fand es seltsam und banal und konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass das zusammenpasst." Der Salat war auch nicht besonders raffiniert gewürzt, nur mit etwas Zitronensaft und Pfeffer.
Sie wurde schnell eines Besseren belehrt. "Der Geschmack hat mich von den Socken gehauen! Die Melone war richtig reif und der Feta von hoher Qualität, zusammen war das unfassbar gut", sagt Schönberger. Als Köchin habe sie dann immer den Drang, einer neuen Entdeckung eine eigene Note zu verleihen, etwas Eigenes daraus zu machen. Damit fing sie gleich an und präsentierte ihr Ergebnis knapp eine Woche später im RTL-Frühstücksfernsehen. "Alle waren begeistert vom Ergebnis", sagt sie, "nicht nur die Crew, auch die Zuschauer." Einige Wochen später zeigte Schönberger den Salat ihren Schülern - sie gibt Kochunterricht an einer Gesamtschule. Die Kinder beäugten ihn zunächst ebenfalls skeptisch - waren aber schnell überzeugt. Selbst die Lehrer kamen auf sie zu und baten um das Rezept.
Eine Aromenbombe
Viel hat sie nicht geändert an dem Ursprungsrezept - der Salat lebt von seiner Einfachheit und seinen Aromen. "Ich habe ein wenig Rosmarin daran gegeben, frischen Honig, Zitronensaft und etwas Zitronenabrieb, keine dicken Zesten, nur leichte Flocken, etwas Pfeffer und ein wenig Öl, damit das Ganze ein bisschen Glanz bekommt - das ist herrlich! Eine echte Aromenbombe!"
Das Beste daran: Die Zubereitung dauert maximal 15 Minuten. "Das bekommt jeder hin, auch ein Kochlaie", sagt Schönberger. Es muss nicht immer kompliziert sein. Entscheidend sei die Qualität der Zutaten - und die Zurückhaltung beim Rühren: "Je mehr ich rühre, desto matschiger wird das Ganze und die Melone bekommt einen unschönen weißen Film." Melone und Käse sollte man daher nur in mundgerechte Stücke schneiden, locker in der Schüssel vermengen, die Marinade gleichmäßig darüber verteilen, fertig. Ein perfekter Salat fürs Grill-Büffet. Ein Glas Prosecco dazu oder ein fruchtiger Weißwein, mehr braucht es nicht, um selbst Profis zu überzeugen.
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Falls Sie Appetit bekommen haben: Auf der nächsten Seite finden Sie das Rezept für Sibylle Schönbergers Wassermelonen-Feta-Salat.
Melonen-Fetakäsesalat mit Zitrone, Rosmarin und Honig
Zutaten
- 1/2 Wassermelone
- 200 g Fetakäse
- 2 EL Honig
- Abrieb und Saft von einer 1/2 Bio Zitrone
- 1 TL frischer Rosmarin, fein geschnitten
- 3 EL feines Olivenöl
- Salz
- Pfeffer aus der Mühle
- etwas Kapuzinerkresse
Zubereitung
Die Wassermelone und den Feta in 1x1 cm große Stücke schneiden. Honig, Zitronensaft und -abrieb, Rosmarin und Öl vermengen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und behutsam über die Melone und den Fetakäse geben. Mit der Kapuzinerkresse garnieren.