Bei manchen Speisen oder Produkten läuft uns das Wasser im Munde zusammen, bei anderen dreht sich der Magen um. Warum ist das so? Fakt ist, dass unser Geschmack schon vor der Geburt geprägt wird. Das konnten Forscher bereits nachweisen. Das Essverhalten und auch geschmackliche Vorlieben der Mutter übertragen sich automatisch über das Fruchtwasser auf ihr ungeborenes Kind.
Im Lebensmittel-Check in der ARD testet Tim Mälzer, wie leicht wir uns von der Verpackung, dem Preis und auch vom Aussehen des Essens beeinflussen lassen. Bislang wurden fünf Geschmacksrichtungen erforscht: süß, salzig, sauer, bitter und umami, das für herzhaft steht. Ob fett auch ein für sich stehender Geschmack ist, wird derzeit erforscht. Bei Schärfe handelt es sich übrigens nicht um eine Geschmacksrichtung, sondern um ein Schmerzempfinden. Aber wann entsteht eigentlich unser Geschmack?
Tim Mälzer trifft sich mit Professor Michael Schulte-Markwort, der erforscht hat, wann die Grundlagen gelegt werden, was wir später gerne essen. "Wir sind mit bestimmten Geschmacksknospen ausgestattet, die bestimmte Geschmacksrichtungen vorgeben", sagt der Psychiater. Außerdem sei es essentiell, was die Mutter während der Schwangerschaft zu sich nimmt. Aber auch äußere Faktoren haben einen Einfluss darauf, was uns später schmeckt und was eben nicht. Kinder beispielsweise mögen etwas Neues in der Regel erst, wenn sie es zwischen acht und 15 Mal probiert haben.
Das Auge isst mit
In einem Geschmackstest werden Tim Mälzer zwei Vanillepuddings vorgesetzt, der eine klassisch, der andere mit brauner Lebensmittelfarbe eingefärbt. Obwohl Mälzer weiß, dass es das gleiche Produkt ist, schmecken die Proben dennoch für ihn verschieden. Wie viel Einfluss hat also das Auge beim Essen? "Unser Sehen ist sehr dominant und ist in der Lage unseren Geruchs- und Geschmackssinn zu überschreiben", sagt Kathrin Ohla, Psychologin beim Deutschen Institut für Ernährungsforschung. Im Extremfall kann man sich auf den Geschmackssinn also nicht verlassen.
Die Industrie nutzt das aus: Im Supermarkt beispielsweise wird Obst und Gemüse mit Licht in Szene gesetzt, so kann ein welker Salat im richtigen Licht knackig und frisch aussehen. Paprika und Tomaten wirken sonnengereift.
Tim Mälzers Fazit
"Unser Geschmack ist extrem manipulierbar. Also nicht nur, dass wir schon vor der Geburt in eine bestimmte Richtung gelenkt werden, sondern auch unsere Sinne bestimmen, was wir essen. Das macht sich die Industrie extrem zunutze, indem sie uns "verführt", bestimmte Sachen zu kaufen", sagt Tim Mälzer. Außerdem rät er, bereits während der Schwangerschaft und Stillzeit abwechslungsreich zu essen und Kindern Lebensmittel mindestens acht Mal anzubieten. Um sich nicht von der Industrie "verführen" zu lassen, sollte man immer mit Einkaufszettel einkaufen und seine Kaufentscheidung außerdem hinterfragen.
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