Er hat überwältigenden Erfolg - der Sternekoch Christian Rach. Wann immer er für seine Serie "Rach der - Restauranttester" mit seinem Team für eine neue Folge seiner RTL-Sendung in einem Restaurant auftaucht, ist klar: Der Laden läuft nicht. Ob Gerichte, Speisekarte, Service oder Hygiene - eine Woche lang versucht der gebürtige Saarländer dann, mit den Besitzern und Angestellten die Lokalität wieder auf Vordermann zu bringen. Das beschert dem Meisterkoch aus Hamburg traumhafte Einschaltquoten. Rach steht im Rampenlicht. Seine Kollegen im wahren Leben jedoch arbeiten fast unmerklich - quasi im Verborgenen. Ob Pommesbude, Dönerstand, Großkantine oder Restaurant: Das sind Fälle für Damian Nowak, Gunhild Maaß und Thomas Koßmann. Sie alle sind ausgebildete Tierärzte und Lebensmittelkontrolleure. Ihr Einsatzort: Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf in Berlin.
Überprüfung auf "Gesundheitsunzuträgliches"
Einige 1000 Unternehmen sind unter ihrer Aufsicht, dazu gehört etwa auch die Großmensa der Freien Universität von Berlin. "Überall, wo Lebensmittel verkauft werden, sind wir zuständig", sagt Amtsleiter Dr. Damian Nowak. Fünf Lebensmittelkontrolleure, drei Tierärzte und einen Handelsklassenkontrolleur zählt das Amt, letzter untersucht etwa, ob ein Ei so groß ist, wie es laut EU-Richtlinie für die einzelnen ausgepreisten Klassen sein muss. Die anderen haben vor allem die Aufgabe, "Gesundheitsunzuträgliches", wie Nowak das nennt, in Restaurants aufzuspüren. Doch wer denkt, hier auf humorlose Stuben-Hocker zu treffen, die nur Häkchen in Amtsblättern machen, der liegt völlig falsch. Mit einer gehörigen Prise Ironie geht man hier zu Werke. Man brauche bei der Inspektion schon auch einen gewissen "Jagdinstinkt", denn nicht alles sei auf den ersten Blick sichtbar, sagt Nowak. Kakerlaken etwa, das seien nachtaktive Tiere. "Und die sieht man nicht gleich auf den ersten Blick." In punkto Krabbeltiere müsse man sich die Frage stellen: "Wo sind diese Tiere denn bei Tag und an eben diesen Stellen nachschauen. Werden die Kontrolleure fündig, gibt es knallharte Auflagen für die Restaurantbesitzer.
Anders hingegen bei Rach: Teilweise hat er zwar auch gegen hygienische Missstände zu kämpfen, in der Regel überarbeitet er aber das Konzept eines Restaurants. Gefragt nach den Gründen für den Erfolg der Sendung sagt er: "Die Sache ist authentisch. Wir wollen erzählen, wie es ist und wir sind nicht mit Hollywood unterwegs - es gibt nicht immer ein Happyend". Beispielsweise wie im Bärenkaffee in Cala Ratjada auf Mallorca. Ein Etablissement, dessen Küche in Sachen Hygiene nicht gerade preisverdächtig ist, voll gestopft mit Plüschtieren und einer selbst kochenden Besitzerin, die diesen Beruf niemals erlernt hat. Trotz eifriger Bemühungen von Rach will sich die Frau nicht den Vorschlägen des Sternekochs beugen und verwirft bereits gemachte Neuerungen des Küchenmeisters nach einigen Wochen wieder.
Kontrollen mit erzieherischem Charakter
Das kann im wahren Leben nicht so sein: Die Lebensmittelkontrolleure aus Berlin haben bei ihren unangekündigten Besuchen Möglichkeiten, sich durchzusetzen: von empfindlichen Bußgeldern bis hin zur Schließung des Restaurants. In der Regel werden die Betriebe mehrfach im Jahr von Amtswegen kontrolliert, hinzu kommt eine verpflichtende Eigenkontrolle. "Es gibt einige schwarze Schafe und es ist unsere Aufgabe, die auf den Pfad der Tugend zurückzuführen - unsere Kontrollen haben quasi einen erzieherischen Charakter", sagt Tierärztin Maaß. Und das bedeutet heufige Nachkontrollen. Rund 30 000 Euro kann es kosten, wenn sich ein Restaurantbesitzer trotz Ahndung nicht an die Vorgaben der Kontrolleure hält. Und dabei geht es nicht nur um schlechte hygienische Zustände, sondern auch um Mogelei. Ein Wirt bot beispielsweise den Gästen eine so genannte "Meereszunge" an. "Diese Phantasiebezeichnung war dann nicht eine Seezunge, sondern ein Filet eines wesentlich günstigeren Fisches", sagt Maaß. Herausgekommen ist der Betrug, weil die Tierärztin nach dem Blick in die Speisekarte gerne mal den entsprechenden Fisch sehen wollte. Was dann folgte, fasst Maaß nüchtern so zusammen: "Um Ausreden werden die Menschen nicht müde."
Freude kommt bei den Besuchen der Kontrolleure selten auf
Begeistert sei keiner, wenn sie mit ihren Kollegen vor Ort anrückt. "Bislang hat mir noch keiner gesagt, dass er sich freut, mich zu sehen." Bei den Kontrollen sieht man nach den Angaben von Koßmann die ganze Palette: von einer picobello sauberen Küche bis hin zu bedenklichen Zuständen. "Bösartigkeit ist das sicher nicht. Die Leute sind eher überfordert und haben sich das ganze viel einfacher vorgestellt, den Arbeitsaufwand eines eigenen Restaurants einfach überschätzt", beschreibt Koßmann. Ein Umstand, von dem auch Christian Rach berichten kann. "Die Menschen befinden sich unter einer Glocke der Wahrnehmung. Es ist der Größte Hilfeschrei, wenn jemand die Zustände selber nicht mehr sieht. Da muss man manchmal den Grauschleier wegreißen", meint der bekannte Sternekoch. Der findet für die Arbeit der Profis vom "Amt für Wirtschaft, Veterinär- und Lebensmittelaufsicht" deshalb auch sehr lobende Worte. "Die Kontrolleure garantieren, dass es keine Gefahr für die Allgemeinheit gibt. Diese Menschen führen einen wichtigen und notwendigen Beruf aus."
Für Christian Rach wird es am Montagabend mit dem Testen weitergehen. In der neuen Staffel besucht er wieder einmal in der Woche Restaurants, um deren Existenz zu retten. Und auch die Kontrolleure aus Berlin bleiben unermüdlich im Einsatz. Sie werden weiterhin in Töpfe, Truhen und Tiegel schauen. Und vor allem in die dunklen Winkel, wo sich tagsüber Krabbeltierchen verkriechen.
Am 5. Januar startet die neue Staffel "Rach, der Restauranttester" um 21.15 Uhr auf RTL