Das "Raw Water" des in San Francisco ansässigen Start-ups "Live Water" ist in den kalifornischen Supermarktregalen oft vergriffen. Es soll reinstes Quellwasser sein, unfiltriert, nicht behandelt oder gar sterilisiert. Etwas, was der kalifornischen Elite wohl besonders gut schmeckt. Denn für die knapp 10-Liter-Glaskugel legen die Konsumenten schlappe 50 Euro hin.
Dass Menschen Wasser aus Quellen trinken ist natürlich nicht neu. Seit Jahrtausenden füllten Menschen ihren Flüssigkeitsbedarf aus Quellen oder sammelten Regenwasser. Neu ist aber, dass frisches Quellwasser ein Millionengut geworden ist. Unterstützt von Marketingkampagnen und einflussreichen Unterstützern aus dem kalifornischen Silicon Valley. Das berichtete jüngst die "New York Times".
Die Versprechen von "Live Water" sind groß, kein Wunder, dass die kalifornische Elite auf deren Marketing anspringt: Es soll die Haut verschönern, Falten füllen und verringern, das Haar glänzen lassen, die Nägel und Gelenke stärken sowie flexibel halten. Und das alles nur, weil das Wasser keinen chemischen Prozessen unterliegt, sondern vermeintlich wichtige probiotische Bakterien enthält, die gut für die Darmflora sein sollen. Mikroorganismen, die das Wasser über den Boden aufnimmt, sollen für die Wunderwirkungen sorgen. Wissenschaftlich erforscht sind diese nicht.
"Live Water" bewirbt sein teures Quellwasser außerdem damit, dass es frisch sei. Wird die Wasserkugel nämlich nicht richtig gelagert, ist es Hitze und Sonnenlicht ausgesetzt, wird das Wasser grün. Für das Start-up ist dies ein Zeichen für Frische. Etwas, das mit handelsüblichem Wasser nie passieren würde. "Live Water" muss daher dunkel und kühl gelagert werden.
Wunderwasser oder gefährlicher Trend?
Fans des Quellwassers sind sich sicher: Sie fühlen sich besser, wenn sie das Wasser konsumieren, sagten viele der "Times". Eine Konsumentin berichtet über ihre bessere Haut und dass sie nicht mehr so viel Wasser trinken müsse: "Meine Haut ist praller", sagte sie gegenüber der Zeitung. "Und ich habe das Gefühl, dass ich durch das Essen, das ich esse, mehr Nährstoffe bekomme." Experten sehen den Frischwasser-Trend dagegen skeptisch. Es gebe keine Beweise, dass unbehandeltes Wasser besser für den Menschen sein soll als behandeltes. Im Gegenteil: Es könnte sogar gefährlich sein.
"Fast alles, was krank machen kann, ist im Wasser zu finden", sagte William Marler, ein in den USA bekannter Anwalt für Lebensmittelsicherheit, gegenüber dem "Business Insider". Dazu gehören krankmachende Bakterien und Keime wie Cholera, E.coli, Hepatitis A oder Parasiten. "Man kann Erwachsene nicht davon abhalten, dumm zu sein", sagte Marler. "Aber wir sollten es zumindest versuchen."
Handelsübliches Wasser im Supermarkt ist übrigens frei von krankmachenden Keimen und anderen Schadstoffen.

Quellwasser: Teures Geschenk der Natur
Auf der Homepage von "Live Water" nimmt das junge Unternehmen zu der kontroversen Diskussion Stellung. Sie können verstehen, dass es schwer zu glauben sei, dass Quellwasser existiere, das nicht von Industrieabfällen kontaminiert sei. Aber ihr Wasser stamme aus der Opal-Quelle in Oregon, die sie umfangreich getestet hätten. Darin seien keine gefährlichen Kontaminationen. Ihre Vision sei, dass mehr reines Wasser existiere, damit die Menschen das kostenlose Geschenk der Natur annehmen können.
Da bleibt nur die Frage im Raum stehen, warum das Start-up "Live Water" umgerechnet 50 Euro für eine 10-Liter-Flasche Wasser abknöpft, wenn es doch ein Geschenk der Natur ist.