Teil 9 Nichts ist unmöglich

So wie es Eisstadien in Abu Dhabi gibt, wächst längst auch Riesling unweit der Wüste - der von Australien. Zur Lage der Traditionsrebe Down Under berichten unsere Korrespondenten.

Australischer Riesling auf deutschen Tischen? Klingt wie Eulen nach Athen tragen, da doch Deutschland die stilbildende Heimat dieser wunderbaren Rebsorte ist. Aber schien es nicht auch mal unsinnig, Toyotas nach Deutschland zu exportieren? Wo wir doch die Erfinder des Autos waren und also wohl unschlagbar, oder? Irrtum. Was für ein Erfolg ist am Ende aus dem scheinbaren Unsinn geworden. Mit australischem Riesling könnte es ähnlich laufen.

Liebe Weinschüler des - Sie gehören zu den ersten Ottonormaltrinkern, die australischen Riesling kennenlernen. Sie können sagen, Sie sind dabei gewesen. Also Flasche auf circa zehn Grad kühlen, Gläser her, Schraubverschluss geknackt, und los geht es mit der Meinungsbildung.

Erst mal Aber: Wie eigentlich geriet der Riesling zwischen die Kängurus und Didgeridoos? 1840 hatten deutsche Auswanderer Rieslingreben im Gepäck und pflanzten sie in die Böden ihres neuen Zuhauses, ins Barossa- Valley, wo es ihnen jedoch zu warm war. So wanderte die anspruchsvolle Sorte ein zweites Mal aus ins weiter nördlich und höher gelegene Clare Valley, das heute zu den besten Riesling-Habitats Australiens zählt. Dort herrschen immer noch andere Bedingungen als in Deutschland, im Elsass oder in der Wachau, wo Steillagen, kühles Klima und karge Böden den Riesling so enorm fruchtig machen. Doch in den berühmten Regionen Polish Hill und Watervale bietet das sanfte, grüne Hügelland den Reben ein vielfältiges Mikroklima - warme Tage auch hier, aber dafür kühlere Nächte, die wichtig für die Aromenbildung sind.

Wo immer aber der Riesling Down Under angebaut wird - insgesamt sind es nur rund 4000 Hektar -, er ist dort nicht für tänzerische Eleganz berühmt, sondern für sein Volumen, für Zitronenduft und kernige Kraft. Das gilt auch für das verhältnismäßig kühle Clare Valley. Unser Mort's Block stammt aus einer Einzellage im Herzen des Watervale, das normalerweise einige der besten Rieslinge Australiens liefert. Unser Wein stammt allerdings aus dem extrem heißtrockenen Jahrgang 2007, der die Trauben nicht ganz optimal ausreifen ließ. Dadurch zeigt sich dieser Wein eher geprägt vom Duft der Limettenschale, von Grapefruit und grünen Äpfeln. Weniger deutlich angelegt sind die sonst in Australiens Rieslingen markanten Aromen von Pfirsichen und Aprikosen. Getragen wird der Mort’s Block von kräftigen 12,5 Prozent Alkohol (für australischen Chardonnay wäre es wenig, für Riesling ist das viel), der die ferner vorhandenen kräuterigen Aromen einbindet.

Fazit: Die Neue Weinwelt drängt unaufhaltsam auf unseren Markt. Mit ihr kehren vertraute Rebsorten manchmal so verändert zurück, dass wir sie kaum wiedererkennen. Noch hat der australische Riesling sein Potenzial nicht ausgeschöpft. Hier schmecken Sie den Entwicklungsstand.

Der Wein

2007 Watervale Riesling Kilikanoon, Mort’s Block

Stil

: kräftiger Weißwein der Sorte Riesling

Farbe:

blasses Gelb mit grünen Reflexen

Duft:

Apfel und Zitrusfrüchte

Geschmack:

kecke Fruchtsäure und etwas Aprikose

Herkunft:

Clare Valley, Watervale

Trinktemperatur:

8 bis 10 Grad

Glas:

Weißweinkelch

Trinkzeitpunkt:

jetzt

Essen:

kraftvolle Speisen mit Säureakzenten, z. B. Sauerkraut, Kapern

Das Land

Fakten Australien

Weinbau:

seit 1788

Rebfläche:

rund 160 000 Hektar (Rang 8 weltweit)

Weinbau:

vom 25. (Brisbane) bis 43. (Tasmanien) Breitengrad

Bekannteste Weinbauregionen:

Barossa Valley, Coonawarra

Häufigste Rebsorten: Weiß -

Chardonnay, Sémillon, Riesling (40 %). Rot: Shiraz, Cabernet, Merlot (60 %)

Wichtigste Exportmärkte:

Großbritannien, USA, Kanada, Skandinavien, Deutschland (Exportanteil rund 50 %)

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