Verbrauchersendung "Markt" "Glibberiger Schleim": Was taugt veganer Fisch?

Vegane Fisch-Alternativen im Test
Kommen die pflanzlichen Nachbauten an den echten Lachs-Geschmack heran? 
© fcafotodigital / Getty Images
Der Mensch liebt Fisch. So sehr, dass er mehr von ihm isst, als für die Bestände gut ist. Vegane Alternativen sollen Entlastung bringen. Aber werden die künstlichen Nachbauten dem Original gerecht? Koch Moritz Freudenthal hat den Test gemacht.

Es steht zwar Fisch drauf, es steckt aber kein Tier drin. Koch und Fischexperte Moritz Freudenthal hat für die NDR-Verbrauchersendung "Markt" vegane Fischstäbchen und Lachs-Alternativen verkostet. Echter Fisch, sagte er vor dem ersten Bissen, sei seiner Meinung nach nicht zu ersetzen. Können die Alternativen ihn umstimmen?

Vegane Fleisch- und Fischalternativen liegen im Trend. Das spiegeln auch die Preise wieder. Wer in dem Discounter Aldi einkauft, muss beispielsweise für die tierfreie Fischstäbchen-Variante mehr als das Doppelte hinblättern als für das Original. Für 100 Gramm der veganen Alternative werden 51 Cent fällig. Die pflanzlichen Stäbchen von Iglo schlagen mit 98 Cent noch einmal mehr zu Buche und sind damit um elf Prozent teurer als die tierischen Schwesterprodukte aus selbem Hause. Die veganen Fischstäbchen kosten elf Prozent mehr. Die teuerste Alternative im Test liefert Gutfried. Das Unternehmen berechnet 1,59 Euro. Ein Preis der sich rechnet?

"Nichts Fischiges" an der Fisch-Alternative

Die Gutfried-Stäbchen schmecken, meint der Experte, eher nach einem Gemüsebratling. Und auch das Iglo-Produkt überzeugt Freudenthal nicht. Der Geruch erinnert ihn an Hähnchen, die Konsistenz sei eher breiig. Und geschmacklich? "Ganz weit weg", urteilt er. Den besten Eindruck machen die Discounter-Fischstäbchen von "Veganz" – zumindest auf den ersten Blick. Denn was Freudenthal auf dem Teller hat, sieht zwar aus wie das Original und riecht auch so, schmeckt aber eindeutig nach Soja.

Auch bei den tierfreien Lachs-Alternativen, preislich liegen diese zwischen 1,99 und 4,99 Euro, tun sich die Hersteller in der Nachahmung schwer. Weder der nachgebaute Räucherlachs von Veganz  noch das pflanzliche Lachsfilet von Sofine können den Koch überzeugen. Erstes sei, sagt er, "irgendwas Glibberiges mit Raucharoma" und auch das Filet hält dem Test – optisch wie geschmacklich - nicht stand. "Nichts Fischiges", meint der Koch, "geschmacklich überhaupt nicht mit Lachs zu vergleichen". Einzig der vegane Sashimi-Lachs von Vegan Zeastar überrascht. Zwar ist auch bei diesem Produkt die Konsistenz eher schleimig, aber Optik und Aroma stimmen. "Der Geschmack erinnert an Lachs, muss ich wirklich sagen", so Freudenthal. Doch woraus er gemacht ist, schlägt auf den Magen.

Bedenkliche Zusatzstoffe

Dass der vegane Sashimi-Lachs dem Original so nah kommt, liegt unter anderem an dem Farbstoff Titandioxid. Der ist allerdings mittlerweile in Lebensmitteln verboten, es dürfen nur noch Restbestände abverkauft werden. Und noch ein weiterer Zusatzstoff, der bei drei von sechs Ersatzprodukten im Test auf der Zutatenliste steht, vermiest den Appetit: Methylcellulose. Das Verdickungsmittel ist zwar als Zusatzstofff zugelassen, Ernährungsmediziner Martin Smollich von der Uniklinik Schleswig-Holstein hält diese Zutat allerdings für "bedenklich". Er spricht von Hinweisen aus Tierversuchen, dass dieser Stoff die Darmschleimhaut schädigt. Bekannt sei nicht, ob dies auch beim Menschen so ist. Es ist aber auch nicht auszuschließen.

Der große Pluspunkt von veganen Fisch-Alternativen ist, dass diese die Fischbestände schonen. Schließlich gelten schon jetzt beinahe 35 Prozent der Fischbestände weltweit als überfischt. Für die pflanzlichen Alternativen greifen Verbraucher:innen gern etwas tiefer ins Portemonnaie und nehmen Abstriche beim Geschmack in Kauf. Allerdings lohnt der Blick auf die Zutatenliste. Denn die meisten pflanzlichen Nachbauten sind hochverarbeitet, die Zutatenliste ist lang. Ernährungsberater:innen raten daher generell, so "NDR", "vom häufigen Konsum solch hochverarbeiteter Lebensmittel ab, da diese die Darmgesundheit negativ beeinflussen können".

Den Beitrag der NDR-Verbrauchersendung "Markt" in voller Länge gibt's hier.

tpo

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos